Gesicht - St. Nikolaus

Nikolaus von Myra

Heute gedenken Menschen überall auf der Welt des Bischofs, der ca. 300 n. Chr. an einem Ort in der heutigen Türkei vielen Menschen geholfen hat: Nikolaus von Myra. Dass es so viele Legenden um ihn gibt, zeigt laut Aussage meiner Kinder, dass Nikolaus eben sehr viel Gutes getan haben muss und an keiner Not vorbeigegangen ist. Ja, er durfte sogar Wunder Gottes in seinem Dienst erleben.

Auch wenn sich die Traditionen um Nikolaus und Santa immer mehr mischen, so bleibt der 6. Dezember zumindest in Deutschland ein eigenes Fest mit eigener Tradition. Und so stehen bei uns, wie bei vielen anderen Haushalten, geputzte Stiefel vor der Tür mit der Hoffnung, Nikolaus würde auch hier vorbeikommen und die Schuhe mit Gaben füllen. Man kann Nikolaus und Santa übrigens ganz gut unterscheiden. Nikolaus hat einen Bischofs-Hut auf (eine sogenannte Mitra), Santa eine rote Mütze mit weißem Bommel.

Natürlich sollen sich Kinder über die Geschenke freuen, aber ich finde es ein bisschen schade, dass die Botschaft, die hinter Nikolaus steht, immer mehr in Vergessenheit gerät. Von meinen Schülerinnen und Schülern der dritten Klasse wussten nicht einmal mehr 10%, wer Nikolaus war.

In katholischen Gefilden gibt es noch die gute alte Tradition, Gedichte zu Nikolaus auswendig zu lernen, wie:

Lieber heiliger Nikolaus,
komm doch heut in unser Haus,
Lehr‘ uns an die Armen denken,
laß‘ uns teilen und verschenken,
Zeig‘ uns, wie man fröhlich gibt,
wie man hilft und wie man liebt.

 

Ein Herz für Menschen in Not

Nikolaus zeichnete in erster Linie seine Großzügigkeit aus, dass er ein Herz für Menschen in Not hatte, dass er andere an die erste Stelle gesetzt hat und nicht sich selbst. So soll uns der 6. Dezember neben geputzten und gefüllten Stiefeln an die Not in der Welt erinnern (die beginnt übrigens genau da, wo ich meine Haustür verlasse).

Nicht von ungefähr fand die Spendengala „Ein Herz für Kinder“ gerade von gestern bis in die Nacht zu heute statt – mit einem beachtlichen Spendenrekord von fast 26 Millionen Euro übrigens. Aber ist es das, was wir von Nikolaus lernen sollen, einmal im Jahr spendabel zu sein? 

Vergesst nicht…

Paulus schreibt: „Und vergesst nicht, Gutes zu tun und mit anderen zu teilen. An solchen Opfern hat Gott Freude“ (Hebräer 13, 16 HfA). Es geht Paulus nicht um eine Spenden-Aktion kurz vor Weihnachten, einer Zeit, in der erfahrungsgemäß viele Menschen bereit sind, etwas zu geben. Es geht Paulus um einen Lebensstil – einen Lebensstil der Großzügigkeit.

Und Paulus redet hier nicht davon, dass ich, wenn ich ein paar Hunderter übrig habe, mal eine Münze in die Mütze eines Bettlers schmeiße (ich plakatiere), er spricht von Opfern, die Menschen bringen. Warum? Weil Gott selbst großzügig war. Gott hat uns das größte Geschenk gegeben, das es gibt.

Keiner von uns hat es verdient, und dennoch hat Gott seinen Sohn in die Welt geschickt, um uns in unserer Not zu begegnen. Jesus hat sein Leben geopfert, damit wir frei sein dürfen, versöhnt mit Gott. Gott hat ein bitteres Opfer gegeben, um uns von unserer Schuld zu befreien. Und deswegen bittet er uns, auch großzügig in unserem Leben zu sein. 

Und Gott bittet uns nicht nur, auch ein Herz für die Armen, die Verlorenen, die Einsamen und Alten zu haben, er schenkt uns sogar noch eine Verheißung: „Wer anderen Gutes tut, dem geht es selber gut; wer anderen hilft, dem wird geholfen“ (Sprüche 11, 25). Gott geht es nicht um unseren Geldbeutel, Gott geht es um unser Herz. Gott hat alle Macht der Welt, er bräuchte uns nicht für seinen Plan, er bräuchte uns nicht, sein Reich zu bauen – aber er möchte uns. Deswegen finde ich das kleine Gedicht so hilfreich. 

Es ist mein Gebet an Gott: 

Lehr‘ mich an die Armen denken,
lehr‘ mich teilen und verschenken,
Zeig‘ mir, wie man fröhlich gibt,
wie man hilft und wie man liebt.

Manchmal ist es nicht leicht, Großzügigkeit als Lebensstil zu haben. Manchmal tut es sogar weh, Zeit, Energie und auch Geld zu verschenken. Deswegen brauche ich immer und immer wieder die Veränderung meines Herzens, weil dies durch den Alltag, durch Enttäuschungen, durch Ärger immer wieder verhärtet. Aber immer noch gilt: „Gott liebt den, der fröhlich gibt“ (2. Korinther 9, 7).

Sei gesegnet!

P.S. Mir kam noch ein Spruch von Albert Schweitzer in den Sinn, den ich oft bei Hochzeiten gehört habe und der so wunderbar passt: „Liebe ist das einzige, was sich verdoppelt, wenn man es teilt.“

 

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de