Junge hält ein Buch und singt

Ruinen von Korinth

Als ich vor einigen Jahren in den Ruinen von Korinth (in der Nähe von Athen) eine Führung miterleben durfte, war ich sehr bewegt. Korinth, das war für mich lange der Ort, an dem zu Paulus Zeiten die absolute Vorbild-Gemeinde lebte, so dachte ich immer. Und mein Traum war es, dass Menschen bei uns erleben können, was die Menschen in Korinth erleben durften.

Dort wirkte der Geist Gottes mächtig. Er befähigte Menschen zu übernatürlichen Dingen. Es gab Prophetien, Weisheitsrede, Menschen beteten in Sprachen, die der Geist Gottes ihnen eingab und andere konnten diese Sprache auslegen. Heilungen waren ebenso an der Tagesordnung, wie andere Wunder.

Geist Gottes

Was für ein Traum, so dachte ich. Das müssen wirklich Christen gewesen sein, die es verstanden hatten, die es „drauf“ hatten, die wussten, wo der Hase im Pfeffer liegt. Und dann stieß ich über die Verse, die wir gestern angefangen haben, uns anzuschauen, nämlich Worte des Paulus, die er in einem Brief an die Gemeinde richtet. Dort heißt es unter anderem:

„Ich konnte allerdings zu euch nicht wie zu Menschen reden, die sich vom Geist Gottes leiten lassen und im Glauben erwachsen sind. Ihr wart noch wie kleine Kinder, die ihren eigenen Wünschen folgen.“ (1. Korinther 3, 1 HfA).

Diese Menschen in Korinth waren gefühlt mehr gesegnet, als alle anderen Gemeinden, die in der Bibel erwähnt werden – und dennoch bezeichnet Paulus die Menschen als geistliche kleine Kinder. Das bedeutet: Nur, weil ein Mensch von Gott beschenkt wird, heißt das noch lange nicht, dass er reif ist.

Das ist hart. Ich dachte immer, dass Gott gerade die beschenkt, die besonders „fromm“ sind, besonders reif im Glauben, besonders zuverlässig, besonders aktiv. Aber dem ist nicht so. Ich kann lange Christ sein und dennoch ein geistliches Baby. Ich kann lange in eine Gemeinde gehen und dennoch seit Jahren auf der Stelle treten.

Zum Fortschritt gehört Training

Vor vielen Jahren war ich noch aktiver, was Sport anging. Ich spielte regelmäßig Volleyball und ging sogar zeitweise ins Fitness-Studio. Egal, welchen Sport ein Mensch macht, es geht immer um eines: Fortschritte. Ich möchte besser werden, stärker, schneller, eine bessere Taktik erlangen.

Im Gruppensport habe ich noch den Druck, dass ich weiß: Wenn ich nicht besser werde, wenn ich mich nicht anstrenge, dann sitze ich am nächsten Spieltag auf der Bank.

Was tue ich dafür? Ich trainiere. Beim Volleyball mussten wir unzählige Male das Treppenhaus rauf und runter rennen, mussten immer und immer wieder Angaben üben. Beim Fitness wurde nach einigen Wochen ein weiteres Gewicht aufgelegt, dann noch eines und dann noch eines.

Ich wollte in einem Jahr zurückschauen und meinen Fortschritt sehen. Ich wollte nicht auf dem Level stehenbleiben, auf dem ich angefangen hatte.

Fortschritt braucht Kraft, Zeit und Geduld

Beim Glauben ist es ebenso. Manche Menschen denken, wenn sie sich für Jesus entscheiden, dann würde Jesus sie nicht nur aus dem Schlamassel ihrer Vergangenheit herausholen, er würde alles gut machen. Das tut er sicherlich auch, aber er sagt auch, dass Fortschritt Kraft, Zeit und Geduld kosten.

Ich kann monatelang ins Fitness-Studio laufen, mir die Geräte anschauen und vielleicht auch hier und da mal etwas tun – aber möglichst ohne Anstrengung, also am besten ohne Gewichte – aber dann werde ich keinen Fortschritt machen.

Gott möchte, dass wir alles, was uns belastet, alles, was uns verletzt hat, alles, was für unsere Fehler verantwortlich ist, hinter uns lassen können. Aber dazu müssen wir trainieren. Ansonsten treten wir auf der Stelle und sind einen Monat, ein Jahr, 10 Jahre später noch immer an genau derselben Stelle, wo wir angefangen haben, als verletzte, schwache Person, die wie ein Blatt im Wind im Leben hin und her geschüttelt wird.

Geistliche Reife

Wenn du geistlich reifen willst, wenn du stark werden willst, Fortschritte sehen in deinem Leben, in deinem Charakter und bei deiner Lebensfreude, wenn du Fehler und Verletzungen hinter dir lassen willst, dann musst du – wie beim Sport – Zeit, Kraft und Energie investieren.

Gott bietet dir an, in einem Monat, in einem Jahr nicht mehr so zu sein, wie du heute bist. Er kann dich von innen nach außen positiv verändern. Aber zum Fortschritt gehört Training, und die Entscheidung liegt bei dir allein.

„Es gibt entweder Fortschritt oder Rückgang im Leben eines Gläubigen – Stillstand ist Rückgang“ (Werner Mücher).

Sei gesegnet!

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de