Furcht vor Corona

„Test nicht bestanden – Millionen von Christen fürchten sich vor Corona!“ – las ich gestern in einem großen sozialen Netzwerk. Nun bin ich weder ein Freund von reißerischen Überschriften, noch von plakativen Behauptungen, aber der Satz hat mich dennoch nicht los gelassen. „Millionen von Christen fürchten sich…“ – bin ich einer davon? Wie sieht das eigentlich in meinem Inneren aus?

Ich bin Pastor – wenn mich also jemand auf der Straße ansprechen würde, dann wüsste ich natürlich sofort, wie ich zu antworten hätte: Mit der guten, alten Luther-Bibel, in der Jesus mit den Worten zitiert wird: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“

Testet Gott uns?

Als Christ habe ich natürlich keine Angst – oder doch? Und, ist diese Corona Zeit ein Test von Gott? Ich weiß es nicht. Die Bibel berichtet davon, dass Gott Menschen auch „testet“ in 1. Brief an die Thessalonicher schreibt Paulus: „Gott selbst hat uns geprüft und für vertrauenswürdig erachtet.“ Aber ist das alles „nur“ ein Test?

Selbstcheck

Was ich an mir selbst bemerke, ist, dass es Zeiten gibt, in denen mein Glaube wirklich auf dem Prüfstand ist, in denen sich mein Glaube „bewähren“ muss. Nicht, dass ich das Gefühl habe, Gott steht hinter der nächsten Ecke und checkt, ob mein Glaube noch O.K. ist – es ist vielmehr so, dass es Situationen, Sorgen, Probleme, ganze Zeiten gibt, in denen ich die Chance habe, eine Art Selbst-Check durchzuführen. Was ist mein Glaube eigentlich (gerade) wert?

Chance

Und dann habe ich die Chance, auf die Ergebnisse reagieren. Denn, es gibt ja sehr unterschiedliche Arten, wie man „Glauben“ definieren kann. Manch einer, mit dem ich damals Theologie studiert habe, hat gesagt, er würde „schon irgendwie an Gott glauben“ (ja, das ist ein Zitat). Ich habe mich selbst irgendwann auch gefragt, ob mein Glaube eher ein theoretisches Konstrukt ist oder eine Beziehung zu Gott, die trägt. Die Antwort ist sicherlich nicht einfach und sicherlich nicht jeden Tag die gleiche, denn natürlich gibt es auch in meinem Leben Aufs und Abs.

Hilfe von Jesus

Den Freunden, die mit Jesus damals unterwegs waren, ging es nicht anders. Sie waren es ja, die Jesus selbst darum baten: „Hilf uns, dass unser Glaube größer wurde!“ Immer und immer wieder kamen sie an die Grenzen ihres Glaubens – immer und immer wieder gab Jesus ihnen die Gelegenheit, in ihrem Glauben zu wachsen. Sei es, als Petrus auf dem Wasser laufen konnte (und dann doch am Sinken war, als sein Verstand anscheinend die Kontrolle über seinen Glauben übernahm), sei es, als die Jünger nicht in der Lage waren, einen „Dämon“ auszutreiben oder sei es, als Jesus eine Unmenge Menschen, die die Jünger eigentlich nach Hause schicken wollten, weil sie fast nichts zu essen hatten, mit ein paar Broten und ein paar Fischen satt machte.

Glauben

Glaube ist etwas, das wachsen muss – der Baum vor meinem Fenster hat auch Jahre gebraucht, bis er so groß und stattlich aufrecht in den Himmel ragen konnte, wie er es heute tut (und mittlerweile überragt er sogar unser Wohnhaus).

„Test nicht bestanden…“ – nicht schlimm! Ängste sind nicht schlimm. Es ist die Frage, was ich tue, wenn ich merke, dass mein Glaube nicht trägt. Wo ich hin gehe? Worauf baue ich mein Vertrauen? Um noch einmal mit der Luther-Bibel zu antworten – in Psalm 56,4 heißt es: Wenn ich mich fürchte, so hoffe ich, Gott, auf Dich!

Ich wünsche dir von Herzen, dass dein Glaube wachsen und zu einem großen, starken Baum werden kann, der dich trägt. Und, wenn wir wieder einmal ins Wanken kommen, dass lass uns lernen zu vertrauen, indem auch wir Jesus bitten: „Hilf uns, dass unser Glaube größer wird!“

Sei gesegnet!

https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de