Schluchten-Wanderung

Letztes Jahr im Sommer war ich mit meiner Familie auf der wunderschönen Insel Kreta im Urlaub. An einem Tag beschlossen wir, eine Schluchten-Wanderung zu unternehmen. Mein Sohn Joshua (damals 8 Jahre alt) und ich wollten die Schlucht herunter laufen, meine Frau mit meiner Tochter unten am Ausgang der Schlucht mit dem Auto auf uns warten. Es war an diesem Tag wahnsinnig heiß, als wir von unserem kleinen, niedlichen Hotel losfuhren. Typisches Kreta-Sommer-Wetter eben.

Atemberaubende Natur

Als wir den Eingang zur Kounaviano-Schlucht suchten, waren wir schon erstaunt, wie die Landschaft sich verändert hatte – keine kargen Hügel mehr, sondern saftige, grüne Vegetation. Wirklich umwerfend war der Anblick der Natur, als wir mitten in der Schlucht unterwegs waren. Neben uns rauschte ein kleiner Fluß, den wir ab und an über abenteuerliche „Brücken“ überqueren mussten. Um uns herum ein grünes Meer – kleine Farne, stachelige Büsche, gewaltige Bäume. Von Meter zu Meter schien sich die Natur zu verändern.

Entdeckungen

Wir wanderten eine Weile vor uns hin und genossen jeden Schritt (auch, wenn es sehr anstrengend war). Mein Sohn Joshua war zuerst ganz quirlig, dann wurde er durch die Anstrengung, aber auch durch die Schönheit der Natur ruhiger, fast andächtig. Ging es am Anfang noch ganz aufgeregt zu: „Du Papa, schau mal hier. Du Papa, sieh, was ich entdeckt habe…“ wurde es jetzt zu einem eher erstaunten: „Du Papa, schau mal, der Schmetterling sieht wunderschön aus…“

Erkenntnis

Irgendwann fing Joshua plötzlich an, von seiner KiKi (Kinderkirche) zu erzählen. Andere Kinder dort hätten schon hier und dort erzählt, sie hätten Jesus in ihrem Leben schon erlebt. Er nicht. Andere hätten einen ganz dollen Glauben. Er wolle ja glauben, aber das würde ihm schwer fallen. Ich hörte ihm lange zu ohne eine Wort zu sagen (sicherlich auch, weil ich Schwierigkeiten hatte, mit dem Tempo meines kleinen Sportlers mit zu halten und völlig außer Atem war). Dann war er eine ganze Weile lang still. Und, als wir eine Pause machten, sagte er plötzlich. „Du Papa, ich weiß, Gott kann man nicht sehen, aber, wenn ich das hier sehe (er zeigte ein Mal im Kreis um sich herum), dann weiß ich, dass es ihn gibt!“

Schöpfung

Joshua hatte das gesagt, was der Apostel Paulus meint, wenn er sagt: „An seinen Werken, der Schöpfung kann man Gott erkennen!“ Nun sind Wissenschaft und Forschung seit Paulus ein ganzes Stück voran gekommen. Wir kennen die Mendelschen Gesetze, wissen um Kausalzusammenhänge, von DNA und vielen andere Dingen. An einem kleinen Virus, das die Welt in Atem hält, erkennen wir aber auch, wie wenig wir eigentlich wissen über die Natur.

Philosoph Aristoteles

Schon der griechische Philosoph Aristoteles sprach davon, dass es einen „ersten unbewegten Beweger“ geben muss, der göttliche Attribute besitzt. So muss dieser ewig sein, er muss wirklich sein, frei von Materialität und Veränderung – und er muss beseelt sein – so Aristoteles. Wenn es Bewegung auf der Erde gibt, Entstehen und Vergehen, und, wenn es so etwas, wie das Bewusstsein gibt, dann muss es einen ersten, beseelten Beweger geben, so das Fazit, der darüber steht und das alles in Gang gesetzt hat.

Liebevoller Vater

Dieser „erste unbewegte Beweger“ hat seinen Sohn Jesus auf die Welt geschickt, damit wir sehen können, wie er, Gott, ist. Wenn ich mir anschaue, wie Jesus gelebt hat, was er gesagt hat, wie er gehandelt hat, dann habe ich eine (menschliche) Vorstellung von dem, wie Gott ist – ein liebevoller Vater, der auf seine Kinder aufpasst – der aber auch die Dimension der Endlichkeit kennt: Alles erschaffene auf dieser Erde muss und wird irgendwann vergehen.

WOW-Momente

Dieser Jesus hat aber nicht nur versprochen, dass Gott, der uns unendlich liebt, leidenschaftlich, bedingungslos – dass dieser Gott immer bei mir ist, wenn ich das zulasse. Nein, Jesus spricht auch davon, dass, wenn ich eines Tages sterbe nicht ins Nichts falle, sondern auferstehen werde und bei ihm, Gott lebe. Das lässt mich genau so staunen, wie der Anblick der Kounaviano-Schlucht. Deshalb liebe ich diese „WOW-Momente“, denn sie erinnern mich daran, wer ich bin und wer auf mich aufpasst.

Ich wünsche dir Geborgenheit, Gottes fürsorgliche Nähe, Gesundheit, ganz viel Freude und ab und zu mal ein fast kindliches Staunen!

Sei gesegnet

juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de