Pfeil mit dem Schriftzug God - Römer 4.3

Beibringen

Stell dir vor, du bringst jemandem das Fahrradfahren bei. Als ich Kind war, hat man den meisten dazu noch Stützräder angebaut. Das Kind, das du lehrst, lernt also schnell, mit den Stützrädern zu fahren, und du denkst, du hast ein gutes Werk vollbracht.

Stell dir auch mal vor, du triffst dieses Kind 25 Jahre später als erwachsenen Menschen wieder. Natürlich freust du dich. Ihr verabredet euch also zu einer kleinen Fahrradtour, um an alte Zeiten anzuknüpfen. Du bist ein Stück aufgeregt, bis zu dem Moment, als dein ehemaliger Fahrrad-Schüler mit seinem Bike um die Ecke kommt.

Das Fahrrad ist natürlich viel größer als damals, aber rechts und links am Hinterrad sind immer noch die Stützräder angeschraubt. Wie würdest du reagieren? Was würdest du denken, und was würdest du dem Menschen sagen?

Lernprozess

Was beim Fahrradfahren absolut absurd klingt, ist beim Glauben leider keine Seltenheit. Der Glaube ist – wie das Fahrradfahren – ein Lernprozess.

Der Verfasser des Hebräerbriefes hat mit genau diesem Problem zu kämpfen. Seine Adressaten sind sogenannte messianische Juden, also Juden, die kurz nach der Auferstehung die Botschaft von Jesus angenommen haben (so, wie die Apostel es ja auch taten).

Er wundert sich, dass die Hebräer allem Anschein nach immer noch Stützräder bräuchten – um bei meinem Bild zu bleiben. Wir lesen dort: „Nach der langen Zeit müsstet ihr schon selbst Lehrer sein. Aber ihr braucht noch einmal jemanden, der euch die Grundbegriffe von Gottes Wort beibringt. Ihr braucht wieder Milch und keine feste Nahrung! Wer noch Milch trinkt, ist unfähig, die Botschaft von der Gerechtigkeit zu verstehen. Er ist ein kleines Kind. Feste Nahrung ist aber für die Erwachsenen, also die im Glauben Vollendeten. Ihre Sinne sind durch den Gebrauch darin geübt, Gut und Böse zu unterscheiden“ (Hebräer 5, 12-14 BB).

So wie wir irgendwann die Stützräder an den Fahrrädern abschrauben – heute bringt man Kindern das Fahrradfahren ja zum Glück selten mit ihnen bei – so ist es genauso wichtig, im Glauben zu reifen, quasi erwachsen zu werden.

Im Glauben reifen

Wie heißt es im Text? „Ihre Sinne sind durch den Gebrauch darin geübt …“ Im Glauben zu reifen ist eine aktive Sache. Es ist wichtig, dass wir selber „üben“, um voranzukommen. Wenn unser Glaube nur dadurch reift, dass wir ab und zu eine Andacht lesen, alle paar Wochen mal in die Kirche gehen oder einen Online-Gottesdienst anschauen, dann wird er nicht reifen.

Wenn du jetzt vielleicht staunst, dann lass dir sagen, dass ich genügend Christen in meinem Leben getroffen habe, die immer noch wie kleine Kinder im Glauben waren. Sie haben sich vor Jahren entschieden, stecken aber immer noch mit ihrem Glauben in ihren Kinderschuhen.

Sie bekommen von Gott weiterhin Milch und keine feste Nahrung – aber dann wundern sie sich, dass sie kaum etwas mit Gott erleben, dass sie kaum seine Stimme hören, dass sie schnell von außen beeinflussbar sind.

Werde erwachsen

Gott hat uns sein Wort geschenkt, es ist ein Liebesbrief an uns. Wenn du im Glauben wachsen willst, dann ist es wichtig, dass du seine Worte liest – vor allem auch, dass du Zusammenhänge liest, denn gerade Menschen, wie die, die auf der Straße so lustige Heftchen verteilen, um für ihre Organisation zu werben, reißen Verse oft aus dem Zusammenhang und verdrehen so die Wahrheit.

Werde erwachsen, auch im Glauben! So wie du in deinem Leben sicherlich auf eigenen Beinen stehen möchtest, ist es wichtig, das auch in deiner Beziehung zu Gott zu tun. Sicherlich sind Gottesdienste, Andachten, Videos und viele andere Dinge eine gute Hilfe dabei – aber es geht um dich und Gott – und für diese Beziehung brauchst du maximal einen Mittler – und das ist Jesus!

Nimm dir Zeit, Gottes Wort zu lesen, am besten regelmäßig. Nimm dir Zeit, mit Gott darüber zu sprechen – und nutze natürlich gerne auch Kommentare, Andachten etc., um manches besser zu verstehen. Dann wird dein Glaube wachsen, und du kannst die Stützräder irgendwann abschrauben.

„Tatsachen muss man kennen, bevor man sie verdrehen kann“ (Mark Twain). Etwas provokativ das Zitat, aber, wenn Tatsachen verdreht sind und ich die Tatsachen kenne, kann ich sie auch wieder geradebiegen …

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de