Ein Boot auf dem See

Agathe-Bauer-Songs

In einem Radiosender hier in Berlin werden die Zuhörer gerade aufgerufen, sogenannte „Agathe-Bauer-Songs“ einzusenden. Das sind Lieder, in denen man einen Text zu verstehen meint, der mit dem Originaltext wenig zu tun hat, aber oft brüllend komisch ist. Das ist übrigens nicht nur ein Phänomen von uns deutschen, die in englischsprachige Songs etwas hineininterpretieren, ein Pastor in den USA hat letztens seine Predigt genau mit solchen Songs begonnen.

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Was bei Songs witzig ist, kann im Leben ein ganz schönes Chaos bedeuten. Wenn ich etwas falsch verstehe, dann bin ich schnell bei einer Verabredung zur falschen Uhrzeit am falschen Ort, der Kuchen schmeckt alles andere als gut oder ich richte sogar Schaden für meinen Arbeitgeber an.

Unangenehm ist es auch, wenn ich Gott um Rat frage und mich dann „verhöre“. Und genau hier stellt sich schon die Frage: Wenn Gott zu mir spricht, wie kann ich sicher sein, dass er es ist.

Immer wieder habe ich die Redewendung gehört: „Gott hat mir Frieden über die Sache geschenkt!“ Das ist eine gute Sache. Aber Vorsicht: Frieden ist nicht immer gleich Frieden. Welchen Frieden meinen wir?

In Markus 4 gibt es eine Geschichte, die zeigt, dass ein Reden von Gott nicht immer zu äußerem Frieden führen muss, sondern ganz im Gegenteil. „Dort heißt es: Am Abend dieses Tages sagte Jesus zu seinen Jüngern: »Lasst uns über den See ans andere Ufer fahren!«“ (Markus 4, 35 HfA).

Wie kann ich sicher sein?

Wie würde ich jetzt bewerten, ob es wirklich ein Auftrag von Gott ist? Aus dem Bauch heraus würde ich sagen: Wenn alles gut geht, ein Boot da und die Überfahrt ruhig ist, dann kann ich mir sicher sein, dass Gott wirklich gesprochen hat.

Aber das Gegenteil ist der Fall. Die Freunde fahren los, Jesus legt sich schlafen, und auf einmal bricht ein Sturm los, sodass das Boot voll Wasser läuft und es zu kentern droht. Haben sich die Freunde verhört? Wohl kaum, denn Jesus war bei ihnen, er war mit im Boot!

Ein äußerer Sturm ist ebenso wenig ein sicheres Zeichen dafür, dass Gott nicht gesprochen hat, wie ein äußerer Frieden kein Zeichen sein muss, dass Gott gesprochen hat. Gott kann uns mitten in den Sturm schicken und ist dennoch bei uns.

Ruhig und friedlich?

Genauso kann es absolut ruhig und friedlich um uns sein, aber wir sind schon vor einer ganzen Weile falsch abgebogen. Um es noch verrückter zu formulieren: Manchmal schickt Gott uns in den äußeren Sturm, damit wir inneren Frieden finden!

Und genau das ist ein Zeichen, dass Gott bei uns und mit uns ist – ein innerer, göttlicher Frieden. Jesus selbst sagt einmal: „Auch wenn ich nicht mehr da bin, wird doch der Friede bei euch bleiben. Ja, meinen Frieden gebe ich euch – einen Frieden, den euch niemand sonst auf der Welt geben kann. Deshalb seid nicht bestürzt und habt keine Angst!“ (Johannes 14, 27).

Den Frieden, den ich in mir spüre, ist wie ein Gradmesser für meinen Glauben. Die Freunde hatten keinen inneren Frieden im Sturm, obwohl Jesus mit im Boot war. Deswegen reagiert Jesus auch ziemlich enttäuscht, nachdem sie ihn geweckt hatten: „»Warum habt ihr Angst?«, fragte Jesus seine Jünger. »Habt ihr denn noch immer kein Vertrauen zu mir?«“ (Markus 4, 40 HfA).

Innerer Frieden

Die Zeiten, in denen wir gerade leben, sind mehr als unruhig. Sie können einem mächtig Angst machen, weil das Böse wild um sich schlägt. Und natürlich ist es wichtig, dass wir als Christen unseren Part tun, damit diese Welt etwas friedlicher, gerechter, fröhlicher und heller wird – aber die Frage stellt sich auch uns: Erleben wir inneren Frieden mitten im Sturm?

Wenn nicht, dann „wecke“ Jesus auf und tausche deine Angst gegen seinen Frieden, deine Unruhe gehen seine Ruhe, deine Sorgen gegen seine Hoffnung. Dann hast du auch Kraft und Motivation, in dieser Welt einen Unterschied zu machen. Denn den Auftrag dazu haben wir schon lange bekommen.

„Christus empfangen, im Frieden der Nacht, in der Stille des Tages, in der Schönheit der Schöpfung, aber auch in Stunden heftiger innerer Kämpfe, heißt wissen, dass er in jeder Lage, dass er stets bei uns ist“ (Frère Roger)

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de