Frau und Kind unter einem Schirm

Wie Pinguine den Beginn der Sintflut erleben

In meinen vierten Klassen lese ich gerade ein Buch mit dem Titel: „An der Arche um Acht“. Es handelt von drei Pinguinen und wie diese den Beginn der Sintflut erleben. An vielen Stellen kann man beim Lesen herzhaft lachen, an vielen wird man nachdenklich. Ich finde das Buch großartig, um mit Kindern über den Glauben ins Gespräch zu kommen. 

Die drei Pinguine, um die es in der Geschichte geht, streiten sich ständig, weil sie so viel Langeweile haben, denn um sie herum ist nur Schnee und Eis und Eis und Schnee und Schnee und Eis, wie das Buch immer wieder betont. 

Als plötzlich ein Schmetterling auftaucht, der im ewigen Eis ja nun wirklich nichts zu suchen hat, ist einer der Pinguine sauer und möchte diesen „abmurksen“, wie er sagt, denn beim Schmetterling sei Gott viel mehr eingefallen als bei ihnen, den Pinguinen. 

Sie, die Pinguine wären ja Vögel, könnten aber nicht fliegen. Und sie würden nach Fisch stinken. Der Schmetterling hingegen sei wunderschön und könne fliegen. Die beiden anderen Pinguine wollten ihren Freund natürlich von seinem Plan abhalten.

Der lässt sich dann irgendwann in den Schnee plumpsen und landet – wie soll es anders sein – genau auf dem Schmetterling. Nun machen ihm die anderen beiden Vorwürfe – und ein schlechtes Gewissen, denn – so sagen sie – Gott würde das nicht ungestraft lassen. 

Der kleine Pinguin wehrt sich heftig, wendet sich aber dann irgendwann von den beiden anderen ab, denn solche Freunde bräuchte er nicht, die ihn heruntermachen. 

In einer späteren Szene laufen die beiden anderen zu ihrem kleinen Freund. Es hat bereits angefangen zu regnen. Die beiden hatten eine Einladung in die Arche bekommen, wollten aber nicht gehen, ohne sich von dem Kleinen zu verabschieden. 

Seid barmherzig

Der steht unter einem Schirm im Regen und wundert sich über das Auftauchen seiner Freunde sehr. Und an dieser Stelle passierte im Unterricht etwas wirklich Geniales. Der kleine Pinguine sieht die beiden anderen und lädt sie unter seinen Schirm ein. Er will sie ja nicht im Regen stehen lassen (schönes Wortspiel) und das, obwohl sie ja so gemein zu ihm gewesen waren, das, obwohl sie es absolut nicht verdient hatten.

Die beiden anderen Pinguin sind im Herzen sehr bewegt und schmieden einen Plan (mehr wird nicht verraten, es lohnt sich, das kleine Buch zu lesen). 

Meine Kids sind aufgeregt und fangen an zu diskutieren, ob man denn nett zu anderen sein sollte, die gemein zu einem waren. Da meldet sich ein Junge und sagt: „Der kleine Pinguin ist aber wirklich barmherzig!“ 

Das verschlägt mir die Sprache, denn von einem Jungen mit neun Jahren erwarte ich nicht unbedingt, dass er das Wort je gehört hat. Aber es stimmt. Der Pinguin ist barmherzig. Er ist gut zu den anderen, obwohl sie es nicht verdient haben. Er lädt sie ein, obwohl sie gemein waren. 

Jesus hat dasselbe für uns getan – und er fordert uns auf: „Seid barmherzig, wie euer Vater im Himmel barmherzig ist!“ (Lukas 6, 36 HfA). Eine humorvolle Geschichte von drei Pinguinen, ein kleiner Junge von neun Jahren und eine große Erkenntnis, die ganz schön an einem bohren kann, denn es gibt eine ganze Reihe Menschen in meinem Umfeld, die es so gar nicht verdient haben, dass ich nett zu ihnen bin.

Aber so, wie Gott mich angenommen hat, geliebt hat, für mich da war (und ist), obwohl ich es nicht verdient habe, so soll ich auch Barmherzigkeit üben. 

Noch Fragen? Ich zumindest habe gerade einen Kloß im Hals … 

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de