Jesus am Kreuz

Ans Kreuz!

Manchmal frage ich mich, wie das sein konnte, damals vor 2000 Jahren, dass die Stimmung rund um Jesus so wahnsinnig schnell gekippt ist. Am Sonntag vor dem Pessachfest reitet er auf einem Esel durch eines der Stadttore und wird empfangen wie ein König. Die Menschen jubeln ihm zu, obwohl er allein durch den Esel zeigt, dass er ein anderer König ist, als die, die das Land beherrschen. Aber entweder sehen es die Menschen nicht, oder sie wollen es nicht sehen. Sie wedeln mit Palmenblättern, werfen Kleidungsstücke vor ihn auf den Boden wie für einen roten Teppich.

Aber nur wenige Tage später schreien dieselben Menschen: „Ans Kreuz! Ans Kreuz mit ihm!“ (Johannes 19, 6 HfA).

Sehnsucht

Man kann nur den Kopf schütteln. Wie kann eine Meinung sich so schnell ändern? Judas liebte das Geld so sehr, dass er sich für ein bisschen Reichtum hinreißen ließ, seinen Freund zu verraten. Nun, er sollte es nicht lange genießen können.

Andere wurden – mit welchen Argumenten auch immer – überredet, wie es in der Bibel heißt (Matthäus 27, 20). Aber wie viele aus Überzeugung „ans Kreuz“ schrien oder einfach nur, weil sie Mitläufer waren, kann man nur erahnen.

Viele Menschen damals, nicht zuletzt auch Judas, waren enttäuscht von Jesus. Sie hatten gehofft, er würde mit starker Hand das Volk von dem Joch der Römer befreien, vielleicht auch von der religiösen Elite. Sie sehnten sich danach, dass Jesus ein neues, ein starkes Königreich aufrichtet, so wie es ihren Vorstellungen entsprach.

Anderes Königreich

Jesus sprach aber von einem anderen Königreich. Er sprach davon, wie es sein würde, wenn wir einst bei Gott wären. Er sprach aber auch davon, dass das Reich Gottes überall dort schon auf Erden sichtbar werden würde, wo Menschen seinen Willen tun, wo Gott Wunder tut, heilt, aufrichtet, tröstet, sich als liebender Vater erweist.

Jesus sprach davon, dass er ein erfülltes Leben schenken würde, das die Menschen unabhängig von äußeren Umständen genießen konnten. Er sprach von Buße, davon, dass wir ihm ähnlicher werden könnten und sollten. Er sprach von Heiligung, von Durchbrüchen und Siegen im eigenen Leben. Und davon, dass die Macht der Sünde gebrochen werden würde.

Davon wollten die Menschen aber wenig wissen. Kein Wunder, dass sie enttäuscht waren.

Verwechslung

Kein Wunder, dass wir enttäuscht sind, wenn wir die Versprechen, die Jesus uns gegeben hat, verwechseln mit unseren eigenen Wünschen, wenn er uns nicht heilt, wenn wir Dinge für die wir beten, nicht erreichen, wenn wir Rückschläge erleben oder Gegner uns bedrängen, obwohl wir doch tun, was Gott uns aufgetragen hat.

Wie schnell geht das in unserem Leben, dass wir jubeln und feiern, wenn wir etwas mit Jesus erleben? Wenn wir seine Nähe spüren und seine Macht sehen? Und dann, wenn er nicht tut, was wir wollen, schlägt diese Euphorie in Enttäuschung um.

Wenn es nicht um uns geht, um unseren Weg, um das, was wir wollen und wovon wir denken, dass es uns glücklich macht. Kennst du das aus deinem Leben? Gestern noch warst du „himmelhoch jauchzend“, heute bist du so enttäuscht, dass du den Glauben am liebsten an den Nagel hängen würdest oder dich zumindest fragst, ob denn beten oder Bibel lesen Sinn macht, ob die Gemeinde wirklich dein Platz ist oder ob du gehen solltest, ob du wirklich eine Berufung von Gott hast, ob er dich überhaupt liebt.

Was rufst du – Ans Kreuz mit ihm oder Hosianna?

Der Widersacher nutzt Enttäuschungen und Verletzungen für sich. Sie spielen ihm in die Hände. Und ein Ort ist der, wenn wir Gottes Verheißungen mit unseren Wünschen verwechseln. Deswegen ist es wichtig, Gottes Willen zu kennen, sein Wort zu studieren und mit ihm zu sprechen – vor allem auch über unsere Enttäuschungen.

Wie sollte Gott uns Dinge klarmachen, wenn wir ihm wieder einmal den Rücken zudrehen und mehr auf die Welt hören (oder unser Ego), als auf ihn, der es viel besser mit uns meint? Wo stehst du heute? Rufst du eher „Hosanna, hosanna“ oder vielleicht doch „Ans Kreuz! Ans Kreuz mit ihm!“?

Nutze heute den Tag, Dinge mit Gott zu klären, geradezurücken und deine Beziehung wieder in Ordnung zu bringen.

Sei gesegnet!

„Gott gebraucht Momente der Enttäuschung, um mit unseren Herzen ins Gespräch zu kommen“ (Gordon MacDonald).

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de

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