Sitzender Mann Gebet

Vaterunser

Als die Freunde Jesus bitten, er solle ihnen beibringen, wie man „richtig“ betet, gibt er ihnen eine Art Blaupause für Gebet. Forscher sind sich sicher, dass die Worte des „Vaterunsers“ wirklich aus dem Munde Jesu stammen. Christen an allen Ecken der Welt beten dieses Gebet – mehr oder weniger regelmäßig.  Viele finden es dabei wichtig, auch wirklich das Vaterunser so zu beten, wie es in der Bibel aufgeschrieben steht.

Jesus zeigt mit diesem Gebet aber mehr als eine liturgische Form, mit dem Vater zu sprechen. Das Vaterunser macht deutlich, was Gott wichtig ist. 

Bedürfnisse

Der erste Teil setzt seinen Fokus auf Gott selbst. Im zweiten Teil spricht Jesus unsere Bedürfnisse nach täglicher Versorgung, Vergebung und Schutz an. Dabei ist erstaunlich, dass immer noch Gott im Fokus steht, der uns alle drei Dinge schenken möchte. „Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen“(Matthäus 6, 11-13 LUT).

Unser tägliches Brot gib uns heute. Als ich das Vaterunser einmal in einer Schulklasse durchgenommen habe, meinte ein Schüler: „Der christliche Glaube ist aber nicht so toll, wenn Gott seinen Kindern nur Brot zu essen gibt…“ Gott schenkt aber viel mehr. Er hat versprochen, uns alles zu geben, was wir zum Leben brauchen – – physisch, materiell, emotional und spirituell (Philipper 4, 19). 

Wenn ich um diese Grundbedürfnisse bete, dann zeige ich Gott deutlich, dass ich weiß, dass ich mit allem, was ich habe und allem, was ich bin, von ihm abhängig bin. Ich kann säen und pflegen, wachsen lassen kann ich nicht. 

Schuld vergeben

Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Dieser Part ist hart. Gott möchte, dass zwischen uns und ihm alles in Ordnung ist, aber er möchte auch, dass zwischen uns Menschen alles genauso in Ordnung ist. Er hat uns vergeben, deswegen möchte er, dass auch wir das tun. Und das kann in vielen Fällen ganz schön schwer sein. 

Versuchung

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Dieser letzte Satz ist eigentlich etwas eigenartig, denn es stellt sich die Frage: Führt Gott in Versuchung? Erlösen kann und will er uns und bewahren. Und das ist wichtig, denn an allen Ecken und Enden wird uns billiges Glück versprochen, das aber oft den Preis hat, dass es nicht mit dem Willen Gottes übereinstimmt. 

Schnell ist bei der Steuer mal das eine oder andere Kreuzchen an der falschen Stelle, um ein bisschen mehr Geld für uns herauszuholen. Schnell ist die kleine Lüge getan und der kleine Betrug vollbracht. Deswegen ist es gut darum zu bitten, dass Gott uns durch seinen Geist innere Stopp-Schilder aufstellt.

Wenn ich mir das Vaterunser so anschaue, dann erkenne ich schnell, dass es so ganz anders ist als viele Gebete, die ich sonst so spreche, denn nicht ich stehe hier im Fokus, sondern Gott – und dennoch meine Versorgung mit allem, was ich brauche. Das Gebet setzt den auf den Thron meines Lebens, der dort hingehört, nämlich Gott selbst – und eigentlich weiß ich doch, dass das auch richtig ist, denn was kann ich denn schon aus mir selbst heraus? Nicht einmal mein Leben um eine Sekunde verlängern.

Deswegen bete ich persönlich das Vaterunser gerne – nicht als Ritual, das man eben so sagt, sondern als Gebet, das mich wieder erdet und mir bewusst macht. Gott, der alles weiß und alles kann, der mich leidenschaftlich und bedingungslos liebt, der ist es, der weiß, was gut für mich ist. Deswegen ist mein Fokus auf ihm und nicht auf mir selbst.

Wenn ich wie Jesus bete, stelle ich Gottes Wünsche über meine eigenen. Und in dieser Art zu beten kann ich natürlich auch mit meinen eigenen Worten. Wichtig ist, dass ich es auch tue. 

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de