Mit offenen Armen beten

Gebet – so eine Art Abarbeitung?

Wenn Menschen beten, dann hat man manchmal das Gefühl, Gebet wäre so eine Art Abarbeitung einer Liste von Bedürfnissen. Das ist auch verständlich. Wenn ich einen unendlich und bedingungslos liebenden, allmächtigen Gott an meiner Seite habe, wie könnte ich dann anders, als ihm in den Ohren zu liegen, mit allem, was ich im Leben brauche?

Jesus hat doch auch gesagt: „Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht und unter eurer Last leidet!“ (Matthäus 11, 28 HfA). Das ist doch absolut eine Einladung, mit allem, was mich belastet, allem, was ich brauche und allem, was ich hoffe, zu Gott zu kommen, um ihn darum zu bitten. 

Dagegen ist auch absolut nichts zu sagen. Aber Gebet ist mehr. Als Jesus seinen Freunden gelehrt hat, „wie man betet“, hat er gezeigt, dass Gebet auch eine Zeit ist, in der ich mich „in Liebe und Anbetung“ auf Gott konzentriere. 

Das Gebet, das er seinen Freunden beibringt – und das bis heute Christen in aller Welt beten, ist eine Art Blaupause dafür, dass es Gott wichtig ist, dass Gebet mehr ist, als ein Aufzählen von „Petitionen“. Jesus sagt: „Ihr sollt deshalb so beten: Unser Vater im Himmel! Dein heiliger Name soll geehrt werden. Lass dein Reich kommen. Dein Wille geschehe hier auf der Erde, so wie er im Himmel geschieht“ (Matthäus 6, 9-10 HfA). Jesus nennt drei wichtige Aspekte: Gottes Name, Gottes Reich, Gottes Wille. 

Dein heiliger Name soll geehrt werden.  

Jesus geht es darum, Gott zu ehren, für das, was er ist – nämlich ein liebender Vater – und das, was er tut – sich liebevoll um seine Kinder zu kümmern. Gebet hat manchmal den Hauch von Egozentrik. Wir konzentrieren uns leicht auf das, was wir wollen und stellen so uns in den Fokus. Jesus sagt, dass es wichtig ist, genau das Gegenteil zu tun. Wenn Gott wirklich ein liebender und liebevoller Vater ist, dann kann ich darauf vertrauen, dass er es gut mit mir meint.

Lass dein Reich kommen. 

Um das Reich Gottes zu beten bedeutet, dass ich zum einen darum weiß, dass diese Welt nicht alles ist, dass es eine Zeit geben wird, in der es kein Leid, keinen Streit, keine Not und keine Krankheit mehr geben wird. Es bedeutet aber auch, dass ich darum bete, dass ein Stück des Himmels hier schon auf Erden geschieht, nämlich immer dann, wenn Gott eingreift. 

Dein Wille geschehe hier auf der Erde so wie im Himmel 

Diesen Part finde ich besonders schwierig, denn er bedeutet, dass ich Gott signalisiere: Ich weiß, dass dein Weg der beste ist – und deswegen unterstelle ich mich ihm. Das kann sehr hart in rauen Zeiten sein. Ich bete, dass Gott meine Gebete erhört, aber ich sage ihm auch klar, dass ich seinen Willen als den besseren anerkenne. 

Wenn du das nächste Mal betest, dann denke doch einmal darüber nach, dass Gott nicht nur alles kann, sondern, dass er auch den bestmöglichen Weg, die bestmögliche Tür, das bestmögliche Ziel bereithält – und dass es gut ist, auch wenn das manchmal sehr schwer ist, sich seinem Willen zu unterstellen. 

Die Frage ist dann nämlich: Wer sitzt auf dem Thron? Wow – ganz schön harter Tobak. 

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de