Eine Frau bildet mit ihren Händen ein Herz

Menschen

verharren gerade in Kellern und U-Bahnhöfen und haben Angst um ihr Leben, während ich hier sitze und meine Gedanken zu Papier bringe. Während ich denke, ich müsste mal die Heizung ein wenig hochdrehen, weil es doch ziemlich kühl in meinem Zimmer jetzt am Morgen ist, frieren Menschen auf der Straße und haben noch nicht einmal eine wärmende Decke.  Während ich mir Gedanken mache, wie ich den Tag heute gestalten möchte, wo der nächste Urlaub hingehen soll und was ich zum Mittag kochen will, haben Menschen ihre Perspektive für ihr Leben gänzlich verloren.

Was macht der Krieg deutlich?

Dieser furchtbare Krieg hat – wie jeder Krieg – so einiges deutlich gemacht. Menschen zeigen, was alles in ihrem Charakter verborgen ist. Ein lächelnder „Präsident“ schickt junge Männer, die gerade ihre Wehrpflicht absolvieren, in den Kampf. Die Soldaten gehorchen Befehlen und überfallen ein anderes Land, schießen ganze Stadtteile kurz und klein und töten andere Menschen.

Killer-Banden machen sich auf den Weg, einen anderen, einen demokratisch gewählten Präsidenten und seine Familie umzubringen. Und man fragt sich: Warum tun sie das? Weil die Bereitschaft, einem menschlichen Befehl zu gehorchen, größer ist als die Bereitschaft, auf Gott zu hören. Weil das Böse irgendwo in den Menschen verborgen ist und furchtbare Macht hat.

Ein weiches Herz

Auf der anderen Seite ist zu sehen, wie sich Menschen aufopfern, um zu helfen. Unzählbare Hilfskonvois – auch von Privatleuten organisiert – rollen dieser Tage in Richtung polnisch-ukrainischer Grenze. Menschen schaffen Platz, um Geflüchtete aufzunehmen, wohl wissend, dass dies ein schweres Los werden wird. Menschen teilen, leiden mit, trösten (wenn das überhaupt möglich ist) und wachsen über sich hinaus. 

Auch das steckt im Menschen tief verankert – der Wille für das Gute, das weiche Herz, die Liebe. 

Alles ist fagil

Deutlich geworden ist aber noch etwas, nämlich, dass alles, was wir sind und alles, was wir haben, sehr fragil ist. Vor zwei Wochen noch lebten die Menschen in der Ukraine ihr ganz normales Leben, gingen arbeiten, versorgten ihre Familien, hatten Hobbys, fuhren in den Urlaub, stritten sich und liebten sich.

Heute sind viele von ihnen tot, haben von einer Minute zur anderen alles verloren, sind auf der Flucht. Ihr Leben wurde über Nacht in Stücke zerrissen. Wenn ich darüber nachdenke, dann macht mich das depressiv und ich weine mit den Leidtragenden mit. 

Lebensmut

Aber es nützt niemandem etwas, wenn wir unseren Lebensmut verlieren, wenn wir die Freude an unserem Leben verlieren. Wie soll ich jemandem anderes helfen, wenn ich selbst am Boden liege? Wie soll ich Kraft schenken, wenn ich selbst keine Perspektive sehe, eben weil diese Welt furchtbare Seiten hat? 

So krank und furchtbar es ist, was Wladimir Putin losgetreten hat, so wichtig ist es, dass wir es nicht zulassen, dass er (oder es) auch unser Leben zerstört. 

So wenig mir im Moment nach Feiern zumute ist – ich helfe niemandem, wenn ich mich herunterziehen lasse. Auch wir haben nur dieses eine Leben, von dem wir nicht wissen, wie lange wir es gesund und fröhlich leben dürfen. Es kann eine Krankheit sein, ein Unfall oder einfach Gottes Wille, die mein Leben morgen vorbei sein lassen. 

Lebe in vollen Zügen

Wusstest du, dass die Bibel uns dazu auffordert, unser Leben in vollen Zügen zu genießen? In Prediger 9, 7-9 (HfA) heißt es: „Also iss dein Brot, trink deinen Wein und sei fröhlich dabei! Denn Gott hat schon lange sein Ja dazu gegeben. Trag immer schöne Kleider und salbe dein Gesicht mit duftenden Ölen! Genieße das Leben mit der Frau, die du liebst, solange du dein vergängliches Leben führst, das Gott dir auf dieser Welt gegeben hat. Genieße jeden flüchtigen Tag, denn das ist der Lohn für deine Mühen.“

Wir leben im Heute, wir leben im Hier und Jetzt – und wem es gegeben ist, der darf ein gutes, ein fröhliches Leben leben – obwohl es furchtbare Dinge auf der Welt gibt. Im Moment sind sie uns sehr nah und berühren und besonders, aber es gab sie auch vor einem Monat, vor einem Jahr, vor 10 Jahren. 

Wenn ich ein glückliches Leben lebe, dann kann ich die gute Seite in mir besser zum Vorschein bringen. Ich habe mehr Kraft zu helfen, mehr Mut, andere zu stärken, mehr Liebe zum Teilen. Ich kann als helles Licht scheinen in eine Welt, in der es viel Dunkelheit gibt. „Ein starker Mensch hat breite Schultern“, hat einmal jemand zu mir gesagt. Das stimmt – übrigens auch zum Anlehnen und Weinen.

Ich weiß, dass manche das anders sehen – aber ich habe dieser Tage gelernt: Das Leben ist kurz, das Leben ist zerbrechlich – das Leben ist schön. Und das darf ich genießen und davon abgeben, nicht nur, weil es mein einziges Leben ist, sondern auch, weil ich als fröhlicher Mensch, besser für andere da sein kann, die ihr Leben nicht genießen können.

Genieße dein Leben – es ist das einzige, das du hast – und teile es mit denen, die es nicht können!

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de