Auf einem Grab liegt eine mit Moos bewachsenen Steinplatte

And the winner is…

Wladimir Putin geht klar davon aus, dass er bei seinem Überfall auf die Ukraine als Sieger (winner) hervorgeht. Auch, wenn er mit Sicherheit nicht gedacht hätte, dass sich das ukrainische Volk so zur Wehr setzt und er auf solch zähen Widerstand stößt. Seine Armee wirkt übermächtig, seine Waffen moderner und größer an der Zahl, er verfügt über eine Luftwaffe und Raketen, mit denen er ganze Städte dem Erdboden gleichmachen kann. Was sollte diesen Mann also aufhalten können?

Unterrichtsvorbereitung

Für eine erste Klasse bereite ich den Unterricht vor und bin etwas ratlos. Soll ich – oder besser: kann ich überhaupt – auf den Krieg in Europa eingehen bei so kleinen Kindern? Ich stecke in einem Dilemma. Übergehe ich das Thema, übergehe ich damit auch Ängste und Sorgen der Kleinsten. Gehe ich auf den Krieg ein, wecke ich diese vielleicht. 

 
Ich entschiede mich, mit den Kids eine Stunde zum Thema „friedlich miteinander leben“ zu machen. Als ich dies zu Beginn der Stunde verkünde, melden sich gleich ein paar der Schüler und wollen erzählen, was sie über den Überfall Russlands auf die Ukraine wissen. Andere sacken ein Stück in sich zusammen. Man merkt, ihnen ist das Thema sichtlich unangenehm. 
 
Ich frage die Kinder: „Wer von euch hat sich denn schon einmal gestritten?“ Alle melden sich. Ich frage weiter: „Wer hat sich schon einmal gestritten, weil er dachte, er wäre im Recht gewesen?“ Wieder heben alle Kids ihre Hand. Noch eine Frage: „Wer hatte schon einmal Streit, obwohl sich herausstellte, dass man selbst im Unrecht war?“ Jetzt kommen die Antworten etwas zögerlicher, aber so nach und nach melden sich auch wieder fast alle. 
 

And the winner is … nobody

Wir suchen gemeinsam nach Wegen, wie man Konflikte lösen kann, ohne sich anzubrüllen, Türen zu schmeißen oder sich auf dem Schulhof zu prügeln – und malen im Anschlussals  Zeichen, dass wir eben Konflikte ohne Gewalt lösen wollen, alle eine Friedenstaube mit einer Hand. (Die Anleitung findest du in meinem Reli-Blog: https://hashtag-religionslehrer.blogspot.com/2022/03/male-eine-friedenstaube-mit-hilfe.html).
 
Die Kinder sind voll bei der Sache. Am Ende der Stunde erzähle ich noch die Geschichte von Uwe und Anton. Uwe und Anton sind zwei Schafböcke, die sich darum streiten, wer als erstes über eine Brücke gehen darf und wer warten muss.
 
Erst schnauben sie sich drohend an, nehmen mehrere Male Anlauf, stoppen dann aber direkt vor der Brücke. Dann rennen sie weiter und knallen mit ihren Hörnern in der Mitte der Brücke zusammen. Erst nur sanft, dann immer stärker und stärker. Irgendwann holen sie zum finalen Schlag aus und geben alles. 
 
Sie krachen aufeinander, aber die Wucht ist so stark, dass beide in den Fluss fallen und Mühe haben, sich wieder aus dem Wasser zu retten. Die Kinder verstehen: „Wenn man versucht, Konflikte mit Gewalt zu lösen, dann kann es nur Verlierer geben.“ And the winner is … nobody!

Winner or loser (Sieger oder Verlierer)?

Nun ist der Krieg in der Ukraine anders gelagert – das Ende wird aber gleich sein, denn selbst, wenn Wladimir Putin und seine ihm hörige Armee es schaffen, die Ukraine zu besetzen, wer die Menschen unterdrückt und knechtet, wird am Ende dennoch verlieren. 
 
Vielleicht nicht hier auf Erden – obwohl auch hier die Chancen gut stehen, was man an vorherigen Kriegen – wie damals in Afghanistan – gesehen hat. Aber spätestens, wenn Putin eines Tages vor Gott steht, hat er alles verloren, denn Gott ist ein gerechter Richter. 
 
Jesus sagt: „Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber seine Seele verliert?“ (Markus 8, 36 NLB). Was nützt es Wladimir Putin, wenn er ein weiteres Land erobert, sich dann aber mit leeren Händen und einer riesigen Schuld vor Gott rechtfertigen muss, für tote Soldaten, ermordete Frauen und Kinder, zerschlagene Familien und verbrannte Erde?
 

Was lernen wir darauf?

Bei ihm ist dies offensichtlich – aber lernen wir auch etwas daraus, für das nächste Mal, wenn wir uns  im Recht wähnen und bis aufs Messer kämpfen? Wenn wir alle so friedfertig wären, weil wir Christen sind, warum gibt es dann so viel Streit in Kirchen und Gemeinden, in Familien und Vereinen, auf den Straßen und in den Häusern?
 
Was hilft es uns, einen Streit zu gewinnen, aber Schaden zu nehmen an unserer Seele?? (Frei nach Markus 8, 36 LUT)? Die Frage ist, wenn Streit schon irgendwie zum Leben dazugehört: Wann lohnt er sich überhaupt? Und wie tragen wir ihn aus?
 
 
Sei gesegnet!
 

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de