Dasselbe Muster

Wenn Paare vor mir saßen, deren Beziehung auseinanderzubrechen drohten und wir gemeinsam nach Gründen suchten, um zumindest zu versuchen, das Ruder noch herumzureißen, dann zeigten sich oft dieselben Muster. Es gab einen Punkt, an dem einer oder beide sagten: „Wir haben uns einfach auseinander gelebt! Wir haben kaum noch Gemeinsamkeiten und haben uns eigentlich auch nichts mehr zu sagen. Wir reden nicht mehr miteinander.“

Schleichender Prozess

Das ist traurig. Die beiden hatten sich doch einmal geliebt. Und nun saßen da ein Mann und eine Frau, die sich irgendwie fremd geworden sind. Was fast schon tragisch ist: In dem Moment, wo es einem oder beiden auffiel, war es eigentlich schon sehr spät, vielleicht zu spät, die Beziehung zu retten. Meist ist das ein schleichender Prozess, der fast unbemerkt beginnt. Man redet einfach weniger miteinander, man verbringt weniger Zeit miteinander oder, wenn man die Zeit miteinander verbringt, dann verbringt man die Zeit eher nebeneinander als miteinander.

Reden ist Silber – Schweigen ist Gold

Wir Männer präsentieren uns dann oft nicht gerade als Helden, wenn die Frauen uns ansprechen: „Wir müssen reden!“ Frauen wollen immer reden. Männer haben oft eher das Motto: „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.“ Aber das ist schon der Beginn vom Ende, denn schleichend schreitet der Prozess fort, ohne dass man es gleich merkt. Aus dem weniger reden, weniger Gemeinschaft wird noch weniger und dann bricht der Kontakt innerlich ab.

Beziehung

Das ist bei Ehepaaren so – bei Freundschaften übrigens ganz genau so. Erst wird einiges, dann manches, dann vieles oberflächlich. Bis man nur noch einen äußeren Schein der Beziehung wahrt. Ihr Männer, ihr müsst jetzt ganz tapfer sein, denn: Deshalb ist es wichtig, miteinander zu reden. Deshalb ist es wichtig, Zeit miteinander zu verbringen. Ohne eine tiefe, wahre, ehrliche, offene Gemeinschaft stehen die Chancen, dass die Beziehung zerbricht, sehr gut.

Zeit füreiander

Viele Beziehungen konnten gerettet werden, weil Menschen sich wieder Zeit füreinander genommen haben, angefangen haben, nicht nur vom Wetter zu reden, sondern davon, wie es ihnen geht, was sie beschäftigt, weil Menschen wieder ihre Sehnsüchte und Verletzungen, Wünsche und Träume miteinander teilten. Die Beziehung wurde wieder inniger und vertrauter.

Beziehung zu Gott

Bei Menschen leuchtet uns das sicherlich ein. Eine Freundschaft ohne Zeit zusammen ist schwer vorstellbar. Eine Beziehung oder Ehe schon gar nicht. Dass das bei unserer Beziehung zu Gott aber genauso wichtig ist, das fällt uns oft schwer zu verstehen.

Pflichtveranstaltung?

Auch meine Beziehung zu Gott kann erkalten. Ich kann mich innerlich von ihm entfernen. Es fällt mir irgendwann schwer, ihn zu erleben, ihn sprechen zu hören, seinen Willen zu erkennen, weil wir uns fremd geworden sind, weil wir uns auseinander gelebt haben. Der Grund ist dann meist derselbe. Schleichend und langsam habe ich angefangen, die Gemeinschaft schleifen zu lassen. Gebete wurden eher zu „Small Talk“ als zu intimen Gesprächen, Zeit zusammen eher zu einer Pflichtveranstaltung, dir mir wenig bringt. Und dann, wenn ich es bemerkt habe, ist es auch fast zu spät. Gott ist mir fremd geworden.

Sucht meine Nähe

So wichtig wie es ist, echte Gemeinschaft mit dem Partner und mit Freunden zu haben, so wichtig ist es, Zeit mit Gott zu verbringen. Ansonsten wird die Beziehung erkalten. In Psalm 27, 8 schreibt David: „Ich erinnere mich, dass du gesagt hast: »Sucht meine Nähe!« Das will ich jetzt tun und im Gebet zu dir kommen.“

Zeit der Stille

Viele nennen diese Zeit „stille Zeit“ – Zeit mit Gott. Ich nehme mir Zeit für das Gebet, aber ebenso für Gottes Wort, denn das ist das Medium, das Gott hauptsächlich nutzt, um mit mir zu sprechen. Ich nehme mir Zeit, um meine Freundschaft zu Gott zu erhalten und auszubauen, ihn näher kennenzulernen, mich trösten zu lassen, mir Rat zu holen für mein Leben, mir den Weg zeigen zu lassen, … ganz genau, wie ich mir Zeit nehme für meine Frau oder meinen besten Freund.

Und jetzt muss ich los – ich habe noch ein Date mit Gott!

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de