Zwei Männer

Missionarischer Eifer

Als ich mit Anfang 20 frisch im Glauben war, war ich eine ganze Weile lang von einem missionarischen Eifer gepackt. Ich hatte spürbar erfahren, dass Jesus wirklich lebt und keine tote Religion ist. Gott hat in dieser Zeit oft zu mir gesprochen. Ich habe die Bibel sehr kritisch gelesen und viel hinterfragt und musste feststellen, dass sie absolut zuverlässig ist. Und ich wollte, dass all das die Welt erfährt. 

Ich besorgte mir kleine christliche Verteil-Heftchen, die man damals Traktate nannte und tat ihrem Namen alle Ehre. Ich verteilte sie in der Bahn und in der Uni, beim Arzt im Wartezimmer und überall dort, wo ich die Hoffnung hatte, dass Menschen sie nicht gleich in die Tonne werfen würden.

Straßeneinsätze

Mit der Gemeinde, in die ich damals ging, machten wir einmal im Monat Straßeneinsätze und kamen mit den Menschen ins Gespräch. Sie hatten das Schild „Bitte nicht stören“ abgenommen.  So peinlich mir das als junger Mensch damals war, so sehr muss ich heute gestehen, dass ich wirklich aufregende Gespräche hatte und selber sehr viel im Glauben gewachsen bin.

Mit der Zeit ließ dieser missionarische Eifer nach. Natürlich wusste ich und weiß bis heute, dass die Botschaft von Jesus wahr ist. Auch heute noch erlebe ich Gott in meinem Alltag. Aber es ist ebenso oft Alltag geworden. Fast so, wie bei einer Liebe. Das anfängliche lodernde Feuer, das die ganze Welt sehen sollte, brennt in „geordneten Bahnen“, vielleicht schick anzusehen, aber sie birgt nicht unbedingt die Gefahr, einen Flächenbrand auszulösen.

Nimm dein „Bitte nicht stören“ Schild ab

Schade eigentlich! Denn in mir ist immer noch die Erkenntnis versteckt, dass es „da draußen“ wahnsinnig viele Menschen gibt, die offen sind für die Botschaft, die in einer Lebenssituation sind, in der sie Gott dringend brauchen, die sich nach Hoffnung sehnen, die von ihrer Angst erdrückt werden oder von ihrer Trauer. Die ihr Schild „Bitte nicht stören“ weggenommen haben.

Glauben wir, dass Jesus die Antwort ist? Warum halten wir die Botschaft dann so gerne zurück? Warum verstecken wir uns so gerne hinter Argumenten, wie: Glaube sei Privatsache? Wir wollen den Menschen doch nicht auf den Keks gehen. Wir wollen doch nicht, dass die Leute denken, wir wären komisch.

Paulus schreibt seinem Mitarbeiter Timotheus folgende Sätze: „Verkünde den Menschen Gottes Botschaft. Setz dich dafür ein, ob es den Leuten passt oder nicht! Rede ihnen ins Gewissen, weise sie zurecht, aber ermutige sie auch. Tu all das geduldig und so, wie es der Lehre unseres Glaubens entspricht“ (2. Timotheus 4, 2 HfA).

Durchgeknallt?

Ich glaube bis heute, dass wir den Menschen nicht auf den Keks gehen sollen, sie nerven, dass sie denken, wir Christen wären ein Stück durchgeknallt. Aber ich glaube auch, dass, wenn wir unser „Bitte nicht stören“ Schild, das wir so gerne vor unser Herz hängen, einfach mal wegnehmen würden, Gott uns Menschen vorbeischicken würde, die offen sind für seine Botschaft.

Als eine atheistische Lebenskunde-Lehrerin (Atheismus ist das, was sie lehren) in Not war, hatte ich den Mut, sie zu fragen, ob ich für sie beten darf, was sie bejahte. Ich bin mir sicher, dass das einen Unterschied in der Ewigkeit gemacht hat.

Licht in dieser Welt sein

Die Frage ist: Sind wir bereit, den Menschen von Gott zu erzählen? Manche beruft Gott vielleicht dazu, das auf einem Markplatz zu tun, mich sicher nicht. Uns alle beruft Gott aber dazu, Licht in dieser Welt zu ein. Licht sieht man, wenn man im Dunkeln ist, es sei denn, man versteckt es und hängt das „Bitte nicht stören“ Schild vor sein Herz.

Sei ein Botschafter, und sei gesegnet!

„Mein Geschäft besteht darin, das Evangelium zu verkünden; und ich repariere Schuhe, um notwendige Ausgaben zu bestreiten“ (William Carey).

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Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de