gestapelte Hände

Genauso wie dich selbst!

Als mir heute Morgen das Wort von Jesus über den Weg lief: „Behandelt andere Menschen genauso, wie ihr selbst behandelt werden wollt!“ (Lukas 6, 31 BB), hatte ich erst den Gedanken, darüber zu schreiben, wie wichtig es ist, dass Jesus unweigerlich eine ziemlich strikte Lebensethik mit auf den Weg gegeben hat.
Er möchte, dass wir unseren Nächsten lieben, wie uns selbst. Ja, er fordert uns sogar auf, unsere Feinde zu lieben. Und das wohl eher mit unserer Aktion als weniger mit unserem Gefühl zu tun hat, dürfte einleuchten.

Ich schaffe das schon allein

Dann aber fiel mir etwas auf. Wir Menschen haben eine Art „Ich-schaffe-das-schon-alleine-Gen“ in uns, das uns nicht nur unser Leben zu begleiten scheint, es kann sogar sein, dass genau diese Einstellung es uns manchmal schwer macht, unseren Glauben zu leben.

Es beginnt spätestens im Kindergartenalter. Ein Vater sieht die Mühe eines Kindes und möchte helfen. Sofort wird er aber abgewiesen: „Ich schaffe das schon alleine!“ In der Schulzeit und der Pubertät wird es meist nicht besser – auch nicht, wenn der junge Mensch dann selber Kinder hat und Oma und Opa ihm bei der Erziehung unter die Arme greifen.

Und wenn ein Mensch dann alt geworden ist und Kinder und Enkel in die Bresche springen, um zum Beispiel das Marmeladenglas zu öffnen oder den Rollator in den Bus zu heben, dann hört man die Worte oft ebenso: „Ich schaffe das schon alleine!“

Kontrolle über unser Leben

In manchen Situationen ist es sicherlich richtig und hilfreich, dass Menschen Dinge alleine versuchen. Ein Kind sammelt so Erfahrungen, ein alter Mensch fühlt sich noch nicht völlig nutzlos, wenn er dies oder das noch selbst schafft.

Manchmal hat das damit zu tun, dass ein Mensch ein kleiner Starrkopf ist. Auf jeden Fall aber damit, dass wir mit unserem freien Willen unabhängig sein möchten. Wir haben oft die Angst, die Kontrolle über unser Leben abzugeben, das wir doch so gestalten wollen, wie wir es wollen und nicht, wie die Eltern, die Großeltern, die eigenen Kinder oder die Pflege-Schwester.

Aber genau hier kann leicht ein Problem entstehen. Jesus sagt einmal: „Wer versucht, sein Leben zu behalten, wird es verlieren. Doch wer sein Leben für mich aufgibt, wird das wahre Leben finden“ (Matthäus 16, 25 NLB).

Wenn ich die Kontrolle über mein Leben behalten möchte, wenn ich mit der Einstellung lebe, ich möchte alles alleine schaffen, dann wird es mir schwerfallen, Dinge nicht nur bei meinen Eltern, Kindern oder Enkeln abzugeben, sondern auch bei Gott.

Ich möchte kontrollieren, wie mein Leben aussieht. Das ist ein ganzes Stück verständlich. Niemand möchte gerne gegen seinen Willen ins Bett geschickt werden, niemand möchte, dass sich andere in die Erziehung der Kinder einmischen, und niemanden fühlt sich gut, wenn er merkt, dass die Kräfte nachlassen und er nicht mehr kann, was er einmal konnte.

Steuerrad übergeben?

Wenn ich aber „mein“ Leben lebe, wenn ich die Kontrolle in der Hand haben möchte, dann wird es mir auch schwerfallen, Jesus das Steuerrad zu übergeben. Ich werde alleine versuchen, mein Glück zu finden, mit Problemen klarzukommen und meine Ängste im Zaum zu halten.

Und Jesus wird mich lassen. Ebenso, wie ein Vater sein kleines Kind erst einmal versuchen lässt, es alleine zu schaffen, wird Gott zusehen und nicht gegen unseren Willen eingreifen. Das kann aber dann hart werden, wenn ich an meine Grenzen komme und es nie gelernt habe, Gott das Ruder zu überlassen.

Wenn ich mich frage, warum es uns manchmal so schwer fällt, Gott zu vertrauen und ihm die Führung zu überlassen, ist das vielleicht ein Grund, dass wir in menschlichen Dingen die Kontrolle behalten wollen und es deswegen nie gelernt haben, unser „Ich-schaffe-das-schon-alleine-Gen“ Gott gegenüber in seine Schranken zu weisen.

Was hält dich ab, Gott zu vertrauen? Was hindert dich, ihm das Steuerrad in deinem Leben in die Hand zu geben? Ist es dein Stolz? Ist es Angst vor Verlust der Kontrolle?

Sei gesegnet!

„Das nächste Mal, wenn Sie enttäuscht sind, gerate nicht in Panik. Gib nicht auf. Sei geduldig und erinnere dich daran, dass Gott immer noch alles unter Kontrolle hat“ (Max Lucado).

 

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de