betende Menschen

Ist Gebet wichtig?

Ich erlebe immer und immer wieder das Gleiche: Es gibt christliche Veranstaltungen, die gut und gerne besucht werden, wie Heiligabend-Gottesdienste, Lobpreis-Konzerte und vieles mehr. Es gibt aber auch Veranstaltungen, die Christen mit dem Kopf als wichtig einstufen. Leider kommt zu denen aber kaum jemand – und das gilt über alle Konfessionen hinweg. Größtes Beispiel hier sind Gebetstreffen.

Jeder Christ würde, spricht man ihn darauf an, auf die Wichtigkeit des Gebets hinweisen. Gebet, das ist Reden mit dem lebendigen Gott. Das ist nach Hause kommen zum Vater. Es ist Schuld abladen und auftanken in einem. Gebet, das ist mit dem Bibellesen die zentrale Sache eines jeden Christen in seiner Beziehung zu Gott! Nur hinter vorgehaltener Hand würden wir Christen zugeben, dass der Alltag oft ganz anders aussieht. 

Langer Spaziergang

Gestern habe ich nach langen Jahren einen Bekannten wieder getroffen. Wir sind fast zwei Stunden lang spazieren gegangen und haben uns ausgetauscht. Michael – so heißt er – war bis dato „geistlicher Leiter“ eines doch ziemlich großen christlichen Werkes hier in Berlin und besonders für das Gebet zuständig. 

Ganz klar – ein christliches Werk braucht Jesus als Fundament und damit auch das Gebet. Sehr wichtig: Nichts sollte ohne Gebet geschehen! Nun kann man nicht unbedingt für jede Personalentscheidung beten (warum eigentlich nicht?). Zumindest sollte für und mit den Entscheidungsträgern regelmäßig gebetet werden. Alle Mitarbeiter waren eingeladen, ganz so, wie es im Philipperbrief heißt: „Wendet euch in jeder Lage an Gott und bringt eure Bitten vor ihn. Tut es mit Dank für das, was er euch geschenkt hat“ (Philipper 4, 6 GNB).

Auf größeren Veranstaltungen wie Mitarbeiter-Freizeiten war das immer eine Art Highlight, wenn Mitarbeiter in Grüppchen zusammenstanden und füreinander beteten. Es war ihnen wichtig. Aber im Alltag kam kaum einer. Und irgendwann saß Michael allein im Andachtsraum einer der Außenstellen und dachte sich: „Was mache ich hier eigentlich?“

Geht nicht!

Es ist das alte Dilemma. Der Kopf sagt: „Gebet ist zentral, Gebet ist wichtig, wenn nicht das Wichtigste überhaupt im geistlichen Leben“. Der Terminkalender, der berühmte innere Schweinehund, der Stress des Alltags sagen: „Geht nicht!“

Geht nicht, gibt’s nicht! Paulus fordert die Gemeinde in Thessaloniki ganz klar auf: „Hört nicht auf zu beten!“ (1. Thessalonicher 5, 17 HfA). Nicht beten ist so, als würde ich sagen: Füll kein Öl in deine Heizung nach, gerade und besonders, wenn es draußen kalt ist. Was ist die Folge? Der Tank ist irgendwann leer und ich friere! Wer verstanden hat, wie wichtig das Gespräch – also Gebet – mit Gott ist, der sollte diese Erkenntnis vom Kopf ins Herz rutschen lassen (und vielleicht darum beten, dass Gott das Herz verändert und Prioritäten gerade rückt).  Gott sehnt sich sehr danach, mit uns zu sprechen und hat es sehr auf dem Herzen, auf Gebete zu antworten.

Ich höre immer wieder: „Wenn Gott alles weiß und mich liebt, warum muss ich dann mit ihm überhaupt sprechen?“ Gute Frage. Gegenfrage: Warum kannst du locker zwei Stunden mit deinem besten Freund in der Kneipe abhängen oder mit deiner besten Freundin am Telefon quatschen? Aber bei Gott findest du kaum 2 1/2 Minuten am Tag? „Hört nicht auf zu beten!“ – sollte man sich als Reminder als Hintergrundbild auf das Handy schreiben, um bei jedem Telefonat erinnert zu werden, als Spruch neben das Lenkrad ins Auto, an den Spiegel im Bad und neben den Fernseher im Wohnzimmer, damit man nicht die Wichtigkeit des Gebets vergißt.

Es ist traurige Realität, dass das Gebet wirklich nicht zu den Stärken von uns Christen gehört, das Gebetskreise, selbst das Gebet vor dem Gottesdienst so wenig wichtig genommen wird, beten also eher als Last, als Lust angesehen wird.

Vielleicht würde es dein Leben verändern, vielleicht deine Familie, vielleicht dein persönliches Umfeld, deine Stadt, unser Land, wenn das Gebet wieder die zentrale Rolle im geistlichen Leben einnehmen würde, das es sollte. 

Sei gesegnet und hör nicht auf zu beten!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de