Lügendetektor

Der Bundesbürger sagt fünfmal in einer Stunde die Unwahrheit, ermittelte eine Statistik. Versuchspersonen hatten sich einem Lügendetektor zur Verfügung gestellt. Schon bei geringfügiger Täuschung reagierte der Körper mit einem internen Flucht- und Kampfprogramm: Blutdruck und Puls stiegen, die Atmung wurde flacher, Schweiß brach aus. Der Mensch fühlte sich ertappt. Wie war das möglich, wenn es doch um gar nichts Dramatisches – wie Kündigung oder Ehebruch – ging? Die Antwort des Psychologen: „Der Mensch ist auf Wahrheit programmiert!“

Die Lüge

Lüge wird definiert als eine „bewußt falsche, auf Täuschung berechnete Aussage. Einer sagt wissentlich die Unwahrheit.“ Ein bekanntes Sprichwort stellt fest: „Er lügt wie gedruckt.“ Dazu bemerkte Bismarck scherzhaft: „Vielleicht heißt es eines Tages: „Er lügt wie telegrafiert.“ – Ein notorischer Lügner fragte verblüfft: „Was? Ich erinnere mich nicht, jemals gelogen zu haben!“ Für ihn war das ganze Leben zu einer Lüge geworden. Leichtfüßig glitt er über das spiegelnde Glas der Selbsttäuschung. Ein Schriftsteller schrieb: „Eine Lüge muß viele bunte Lappen haben, sonst friert sie!“ Die Lüge muß sich verkleiden, sich warm verpacken, sich absichern, mit kriminalistischem Instinkt das Netz der Entdeckung kennen, sonst ist sie gefangen.

Nachahmer Gottes

Das Wort „lügen“ gibt es seit dem 17. Jahrhundert. Vorher erschien es in dialektischer Mundart. Im Alten Testament und in den Psalmen finden sich etwa fünfzig Zitate, in denen das hebräische „awen“ gebraucht wird. Gemeint ist damit „das Unrecht, das einer dem anderen antut“, auch „Mühe und Beschwerde“, „Frevel und Sünde“, „Lüge und Trug“, und „der Abgott, dem gehuldigt wird“ – bis zum bedeutungslosen „leeren Geschwätz“.

„Frevel und Sünde“ bestimmen also das Gewicht des Wortes mit. Das charakterisiert den Ernst der Lüge. Das Neue Testament bezeichnet den Teufel als den „Vater der Lüge“. Wer sich also mit ihr einlässt, huldigt damit dem Nachahmer Gottes, dem Herrn der Finsternis.

Die Notlüge

Ein hartes Wort. Das wird jeder von sich weisen, der mit Notlügen, Schutzlügen und gesellschaftlichen Lügen vertraut ist. Da kann man dem Patienten „doch nicht die Wahrheit sagen“, und „leider ist der Chef nicht da!“ Oder „Sie haben sich überhaupt nicht verändert!“ Wer hätte sich nicht schon mit einer dieser Formulierungen herausgeredet. Das hat doch nichts mit dem „Vater der Lüge“ zu tun!

Grauzone

Die Bibel ist unbequem. Sie sagt rechts oder links und lehnt Schleichwege ab. Sie kauft keine Schuldscheine und Hypotheken. Sie geht nicht zum Pfandleiher. Sie ist das lebendige Wort des Schöpfers über Himmel und Erde: „Ich bin der Herr, dein Gott!“ Er kennt uns besser, als wir es wahrhaben möchten. Versuchen wir nicht deshalb immer wieder, in der Lüge Schutz zu finden? Und wieviel Mühe geben wir uns dabei! Die Lüge muss das Kleid der Wahrheit tragen, sonst gelingt der Betrug nicht. Doch so verlieren schwarz und weiß ihre Konturen und tauchen in eine Grauzone. Ein Theologe hat einmal gesagt: „Wenn alles gleichgültig ist, dem ist auch alles gleich gültig!“

Auf Wahrheit programmiert

Profile werden durch Grenzziehung modelliert. Die Lüge bevorzugt den Schleider der Täuschung, der alle Konturen verwischt. Sie ist überzeugt, sie könne die Wahrheit überlisten oder gar zum Schweigen bringen. An diesem Versuch muss sie immer wieder scheitern, eben weil der Mensch geheimnisvollerweise „auf Wahrheit programmiert ist“.

Versuchung

Wer mit der Lüge lebt, befindet sich immer auf einer schmalen Gratwanderung. Jede Felsbiegung markiert ein Warnschild: „Absturzgefahr.“

Als der Teufel Jesus in die Wüste führte, ihm die Welt zu Füßen legte und lockend sagte: „Das alles will ich dir schenken, wenn du mich anbetest“, antwortete Jesus: „Hebe dich von mir“, denn es steht geschrieben: „Du sollt den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen …“

Komm!

Wer sich diesem Herrn ausliefert, lernt es „Ja“ und „Nein“ zu sagen, Fehler zuzugeben und anderen zu vergeben.

Nicht eine Lüge hat Jesus an das Kreuz geschlagen, sondern die furchtbare Wahrheit, dass der Mensch verloren ist, wenn er mit seiner Schuld allein bleibt. Wenn er niemanden hat, der sie ihm abnimmt. Denn er kann sich nicht selbst erlösen. In unbegreiflicher Liebe geht Gott uns verlorenen Sündern nach, breitet seine Arme aus und sagt nur ein Wort: „Komm“!

Dr. Irmhild Bärend für GottinBerlin.de