T-Shirt Jesus

Jugendherberge Köthener See

Es wird langsam dunkel in der Jugendherberge am Köthener See. Auf dem Gelände sind neben unseren Viertklässlern auch drei Klassen aus Sachsen von Jahrgangsstufe neun bis elf. Als wir gerade mit unseren Kids am Lagerfeuer stehen, gesellen sich zwei Jugendliche zu uns.
Jugendliche und Sachsen, da schwingen gleich latent ein paar Vorurteile in der Luft, aber ich habe die ganzen Tage über versucht, offen und freundlich zu sein. Wie viel Alkohol vertilgt wird, das geht mich nichts an, außerdem waren wir alle mal jung.

Vorurteil

Und auch das „Thor Steinar“-Shirt habe ich geflissentlich übersehen, um Menschen eben nicht gleich in eine Schublade zu stecken. Jetzt aber stehen diese beiden Jungs neben mir, nüchtern und freundlich. Der eine trägt ein schwarzes T-Shirt mit einem Logo, das ich nicht kenne: „Zeal“ leuchtet dort in weißer Frakturschrift in die Nacht.

Volle Energie

Ich kann nicht anders, ich spreche den jungen Mann an: „Ist das nur eine Modemarke, oder hat das Logo etwas zu bedeuten?“ Etwas irritiert schaut mich der 16-Jährige kurz an, dann strahlt er übers ganze Gesicht. „Zeal ist der Name meiner Kirche aus dem Erzgebirge!“

Der junge Mann heißt Sunay und erzählt mir, er wäre Sohn eines türkischen Vaters und einer deutschen Mutter. Und seit einiger Zeit wäre er Christ und in seiner Gemeinde aktiv. Plötzlich sprüht er regelrecht vor Energie.

Vision im Erzgebirge

Er berichtet von der Vision, im Erzgebirge eine moderne, ansprechende Kirche mitzubauen, davon, wie sehr die Menschen Jesus brauchen und vor allem auch, dass es so wichtig sei, etwas für seine Generation zu tun, denn auch, wenn das Erzgebirge als sehr frommer Teil Deutschlands gilt, so schrecke die Kirchenkultur besonders junge Menschen eher ab.

Ich höre begeistert zu und muss an eine Aussage von Jesus denken, der sagt: „Wer sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich bekennen vor meinem Vater im Himmel“ (Matthäus 10, 32 BB). Ich hatte damals als junger Christ immer Angst, Jesus würde meinen, ich müsse mich mit einer Kiste unter meinen Füßen auf den Alexanderplatz stellen und dort predigen.

Werde aktiv

Es gibt Menschen, die haben die Gabe dazu, aber ich bestimmt nicht. Sunay hat ein T-Shirt mit dem Logo seiner Kirche genutzt, um auf das Thema zu kommen, ohne, dass er wusste, dass ich Pastor bin. Ich schreibe seit einiger Zeit einen Blog.

Vielleicht kannst du jemanden zum gemeinsamen Kochen einladen, einen Filmabend machen oder jemandem anbieten, für ihn zu beten, wenn er gerade in Not ist. Ich kenne auch Menschen, die lassen bewusst christliche Zeitungen im Wartezimmer ihres Arztes liegen oder kleine Flyer in Bus und Bahn.

Die Möglichkeiten sind unendlich. Aber wie bei so vielen Punkten, was den Glauben angeht, beginnt alles mit einer Entscheidung. Bin ich bereit, Jesus zu bekennen? Und bin ich auch bereit, dabei aktiv zu sein, indem ich zum Beispiel dafür bete, dass Gott mir Menschen über den Weg schickt, die Fragen haben oder mich auf den Glauben ansprechen?

Ich habe gemerkt, dass Gott sehr gerne und sehr schnell reagieren kann, wenn ich um Gelegenheiten bete, meinen Glauben zu bezeugen, und zwar so, dass es zu mir passt, nicht so, dass ich mich gezwungen oder gedrängt fühle und mich verbiegen muss – vielleicht ein Stück so, wie Sunay das am Lagerfeuer getan hat, dort in der Wildnis fernab jeglicher Zivilisation im wunderschönen kleinen Ort Köthen in Südbrandenburg.

Gebet:

Vater im Himmel, du kennst meine Scham und meine Angst, über den Glauben zu sprechen. Ich bitte dich, dass du mir Gelegenheiten schenkst, dass Menschen mich ansprechen und mich nach dem frage, woran ich glaube. Und dann schenke mir die richtigen Worte, dass ich bekenne, ohne den anderen zu bedrängen oder zu erdrücken. Lass dein Licht leuchten, damit ich auch Licht sein kann. AMEN

Sei gesegnet!

„Man kann keinen Menschen mit Beweisen von Gott überzeugen, doch man kann jeden Menschen durch Bezeugen an Gott überweisen“ (Josef Bordat).

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de