Wolken

Eine Festung im Kopf

Mary war Anfang 20, als ich das erste Mal mit ihr sprach. Sie war ein gut aussehendes Mädchen, intelligent, aber sie hatte es nie geschafft, auch nur einen Fuß auf den Boden zu bekommen. Die Schule fiel ihr schwer, die Ausbildung hatte sie abgebrochen. Sie hatte wenige Freunde und sehnte sich vergeblich nach einer festen Beziehung. Schuld war eine Festung in ihrem Kopf.

Von klein auf hatte ihr ihr Vater signalisiert, sie wäre ein ungewolltes Kind und hätte sein Leben zerstört. Das hatte sich bei ihr festgesetzt und so glaubte sie der Lüge, nichts in diesem Leben wert zu sein. 

Paul war genau das Gegenteil. Als ich ihm das erste Mal begegnete, war er etwa genauso alt wie Mary, aber er signalisierte mir sofort, er wäre mir in allem im Leben überlegen. Er hielt sich für den schlauesten Menschen überhaupt, sportlich war er sowieso eine Granate und was seinen Beruf anging, so wartete er nur darauf, ein erfolgreicher Arzt zu werden. 

Verständlich, dass diesem gut aussehenden Jüngling die Mädchen nur so hinterherliefen.

Gedankengebäude

Der Apostel Paulus nennt dies „menschliche Gedankengebäude“. In seinem zweiten Brief an die Gemeinde in Korinther schreibt er: „Ich setze nicht die Waffen dieser Welt ein, sondern die Waffen Gottes. Sie sind mächtig genug, jede Festung zu zerstören, jedes menschliche Gedankengebäude niederzureißen.“

Wie wir uns selbst sehen, hat mit dem zu tun, wie wir aufgewachsen sind. Ein Kind, das in behüteten, liebevollen Verhältnissen groß wurde, oft Bestätigung erhielt und eine Hand gereicht bekam, wenn es mal fiel, wird sich anders sehen als ein Kind, das nur Ablehnung erfuhr und dem man signalisierte, es sei nichts wert. 

Beides setzt sich in uns fest und bestimmt unser Leben – und oft glauben wir dann den Lügen des Widersachers Gottes, der uns sagt, wir wären die Könige der Welt oder der Abschaum.

Dass dem so ist, sieht man oft daran, dass Frauen, die von ihren Vätern Gewalt erlitten haben, sich später Männer suchen, die ihnen auch wieder Gewalt antun, Kinder aus Familien mit Suchtproblematiken selbst Sucht als Problem in ihren eigenen Familien haben.

Beispiele gibt es viele. Paulus sagt, dass diese Gedankengebäude wie Festungen sind, die man schwer einnehmen kann. Wenn ich einem Menschen, der sehr von sich überzeugt ist, sage, er wäre ein Sünder, dann wird das ebenso auf Widerstand stoßen, wie wenn ich jemanden, der sich für nutzlos hält, sage, er würde unendlich geliebt sein von einem Gott, der sein Vater sein möchte. 

Kampf aufnehmen

Das Problem an diesen Festungen ist, dass sie bestimmen, wie wir unser Leben gestalten. Deshalb ist es so wichtig, den Kampf aufzunehmen – mit den Waffen Gottes. Nur dann haben wir eine Chance, unsere eigene, unsere wirkliche Identität zu entdecken und ein freies Leben zu leben. 

Paulus benutzt bewusst die martialischen Bilder, denn auch er weiß, wie schwer der Kampf gegen die Festungen im Kopf sind. Aber er weiß auch: Wir werden unser Leben nur wirklich genießen können, wenn wir nicht mehr auf die Lügen hereinfallen, sondern wirklich frei werden. 

Welches Bild hast du von dir selber? Und warum hast du dieses Bild?

Gebet: Guter Gott, bitte hilf mir zu verstehen, dass die Kämpfe, die ich hier auf Erden zu bestehen habe, geistliche Kämpfe sind. Hilf mir, dass ich den Lügen des Widersachers widerstehen kann und dass deine Waffen stark genug sind, die Festungen in einem Kopf, die falschen Gedankengebäude, einzureißen – damit ich erkennen kann, wer ich wirklich bin.

AMEN.

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de