Ferrari

Eigentlich gibt es kaum einen Tag, an dem mich nicht Kinder in der Schule ansprechen: „Du, Herr Ferrary, hast du einen Ferrari zu Hause?“ Ich antworte dann immer: „Ich habe drei Ferrarys zu Hause!“ Die Kinder staunen dann meist mit offenen Mündern. „Echt?“ Und dann antworte ich: „Ja, meine Frau und meine beiden Kinder!“ Diese kleine, regelmäßig wiederkehrende Konversation zeigt so einiges über uns Menschen:

Jemand, der einen echten Ferrari besitzt, muss ziemlich cool sein. Ansonsten hätte er ja keinen Ferrari. Er muss erfolgreich sein und damit bestimmt auch glücklich. 

Ich besitze keinen Ferrari und bin auch ganz froh darüber. Ja, sicherlich. Er sieht schnittig aus, macht unsagbar coole Geräusche und fährt absolut sportlich. Selbst ein straßentauglicher Ferrari liegt so gut auf der Straße, dass es kein Problem ist, damit mit mehr als 200 Km/h durch die Landschaft zu düsen. 

Aber ein Ferrari hat einen entscheidenden Nachteil. Auch, wenn das Aussehen schick ist, es passen maximal zwei Personen hinein. Meine Kinder müssten also immer laufen.

VW-Bus

Ich fahre einen alten, rostigen und klapprigen VW-Bus. Der sieht nicht mehr schick aus, fängt bei 150 Km/h an zu klappern, dass man denkt, er würde gleich auseinander fallen und klingt auch nicht annähernd so sportlich. Mit einem so sportlichen Tempo, wie mit einem Ferrari, würde ich sicherlich aus jeder Kurve fliegen. 

Aber er hat einen entscheidenen Vorteil. Er ist groß, fasst bis zu sieben Personen und eine Menge Gepäck. Viele schöne Sommernächte haben wir in der alten Rostkarre schon verbracht, wenn wir irgendwo unterwegs waren. 

Ein Rennfahrer würde mit unserem VW-Bus ebenso unglücklich sein, wie wir mit einem Ferrari. Beide Fahrzeuge, VW-Bus und Ferrari, haben ihren Wert in einem ganz bestimmten Bereich – unabhängig von dem, was sie an Geld kosten. 

Rollentausch

Und niemand würde auf die Idee kommen, beide „Rollen“ der Autos (Sportwagen vs. Familienkutsche) zu tauschen. Als Menschen tun wir das aber oft – und zwar, wenn wir uns vergleichen. Wir schauen auf andere und auf das, was die können, welchen Einfluss sie haben oder was sie besitzen. 

Kann es sein, dass Gott uns ganz bewusst zu einer bestimmten Zeit an einen bestimmten Ort auf diese Erde gesetzt hat? Als Johannes der Täufer auftrat und die Menschen vor 2000 Jahren zur Buße rief, dachten viele, er wäre der Messias, der Christus, der versprochene Retter. 

Johannes war sich seiner Rolle in der Weltgeschichte bewusst. Er war nicht eifersüchtig auf das, was er nicht hatte. Sehr deutlich sagte der den Menschen: „Ich bin nicht der versprochene Retter“ (Johannes 1, 20 GNB) und nur ein wenig später fügt er hinzu: „Ich taufe nur mit Wasser. Aber mitten unter euch steht schon der, den ihr nicht kennt: er, der nach mir kommt. Ich bin nicht gut genug, ihm die Schuhe aufzubinden (Johannes 1, 26-27 GNB).

So wie ein Ferrari nicht die „Rolle“ eines VW-Busses einnehmen kann (und umgekehrt), so können wir nicht in die „Rolle“ eines anderen Menschen schlüpfen. Vielleicht sehen wir den Ruhm, das Geld, das Aussehen oder den Erfolg des anderen, aber würden wir wirklich glücklich werden, wenn wir dessen Leben leben müssten?

Vergleichen

Wenn das so wäre, warum öffnet Gott dann nicht die Tür zu diesem Leben? Weil er uns kennt und weiß, dass ein VW-Bus anders ist, als ein Ferrari. Solange wir uns mit anderen vergleichen, werden wir immer unglücklich sein, denn egal, wie erfolgreich wir sind, es wird immer jemanden geben, der erfolgreicher ist. Egal, wie gut wir aussehen, es wird immer jemanden geben, den die Menschen hübscher finden. Egal, wie viel Geld wir verdienen, wie groß unser Haus ist und wie verrückt unser Urlaub, irgendjemand wird das immer toppen. 

Hör auf, dich mit anderen zu vergleichen, sondern entfalte dein Potenzial, denn du lebst dein Leben und nicht das Leben eines anderen. Wie soll Gott dich in deinem Leben segnen und dein Leben reich machen, wenn du immer ein anderes Leben leben möchtest? Und hast du schon einmal daran gedacht, dass es Menschen gibt, die genau dich und dein Leben so faszinierend finden, dass sie am liebsten mit dir tauschen würden?

Du bist du und niemand anderes. Und das ist auch gut so. 

„In Gottes Augen bist du so wert, dass Gott die Ewigkeit nicht ohne dich leben will“ (Paul Deitenbeck).

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de