Signalzeichen rot

Gas geben oder bremsen

Ich war mit dem Motorrad unterwegs und sehe, wie die Ampel von grün auf gelb umschaltet. Ein typischer Gedanke rast durch meinen Kopf: Gas geben oder bremsen. Ich entscheide mich – im Nachhinein muss ich sagen. „Gott sei Dank!“ fürs Bremsen, denn es wäre fast zum Unglück gekommen. Ich komme mit einer recht kräftigen Bremsung direkt an der Haltelinie zum Stehen, nur ein paar Zentimeter vor einem Mann, der bei Rot einfach über die Ampel gegangen ist. Hätte ich nicht gebremst, ich hätte diesen Mann sicherlich umgefahren.

Wir beide erschrecken uns. War keine Glanzleistung von dir, denke ich mir noch, als der Mann anfängt zu schimpfen. Mir rutscht ein „Für dich gilt die rote Ampel übrigens auch, mein Freund!“ raus. Nun ist es ganz aus. Der Mann hat einen hochroten Kopf und echauffiert sich mächtig.

Fehler anderer

Ich rufe ihm noch zu: „So ist das im Leben, man regt sich gerne über die vermeintlichen Fehler der anderen auf, bei den eigenen Fehlern ist man aber blind!“ Es wird grün, und ich fahre los, bevor der Mann noch gewalttätig wird, was ich ihm absolut zutraue.

So ist das in unserem Leben oft. Die Fehler anderer scheinen viel sichtbarer, als die eigenen. Und es ist einfach, sich über andere Menschen aufzuregen. Dabei ändere ich weder etwas an der Situation noch ändere ich mein Gegenüber. Alles, was geschieht, ist, dass ich sauer bin und mich aufrege.

Die meisten Menschen beichten am liebsten die Sünden anderer Leute

Und noch etwa geschieht. Ich schaue einfach weg von dem, was ich falsch gemacht habe. Ich habe gerade jüngst einen meiner Lieblings-Pastoren sagen hören: „Wir haben kein Sünden-Problem, wir haben ein Fokus-Problem!“

Wir wissen oft ganz genau, was richtig und was falsch ist, aber wir suchen falsch eher beim anderen, als bei uns. Wir haben den falschen Fokus. Der weise Salomo findet deutliche Worte für den Charakterzug, seine eigenen Fehler – wie auch immer – verstecken zu wollen: „Wer seine Sünden verheimlicht, dem wird es nicht gut gehen. Aber wenn er sie bekennt und davon lässt, wird er Barmherzigkeit finden“ (Sprüche 28, 13 NLB).

Zwei Dinge passieren, wenn wir unsere Schuld unter den Teppich kehren und nur auf die Fehler der anderen Menschen schauen. Unser Herz wird sich verändern, wird verhärten, denn wir ärgern uns und nehmen den Ärger mit in unseren Alltag. Ich kann nicht frei sein und mein Leben genießen, wenn mein Herz voller Groll ist. Und selbst, wenn du denkst, du hättest solch eine Situation fünf Minuten später ja eh wieder vergessen – spätestens, wenn du jemandem anderes davon erzählst, merkst du, dass der Groll immer noch da ist.

Sünde wahrnehmen

Das zweite ist viel wichtiger. Wenn ich meine eigenen Fehler, wenn ich meine Sünde nicht wahrnehme oder sie gar bewusst verstecke, dann kann und wird Gott sie mir nicht vergeben. Neben dem Groll habe ich dann Unvergebenheit in meinem Herzen. Das mag bei so einer Lappalie, wie meiner Begegnung an der Ampel lächerlich wirken, aber „Kleinvieh macht auch Mist!“

Es kann sogar sein, dass ich das als Charakterzug annehme, dass immer die anderen Schuld sind. Ich werde mit Zorn durch mein Leben laufen und eine falsche Wahrnehmung von mir haben. Gott will aber genau das Gegenteil. Sein Wort sagt, dass er uns Schuld abnehmen, vergeben und damit unser Leben leichter machen will.

Und er verändert uns jedes Mal, wenn wir Schuld einsehen und eingestehen. Unser Herz wird weicher, unser Charakter besser, unsere Rebellion weniger. Du wirst sehen, wenn du den richtigen Fokus legst und die richtige Entscheidung triffst, wird dein Leben gesegneter, und du kannst es mehr genießen.

Sei gesegnet!

„Die meisten Menschen beichten am liebsten die Sünden anderer Leute“ (Graham Greene).

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Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de