Eine Ehe zwischen Mann und Frau gilt heute als antiquiert und homophob. Umso wichtiger ist es, dieser Minderheit Hilfe zur Selbsthilfe an die Hand zu geben. Gestern besuchten wir einen Paar-Abend in Lichterfelde.

Hinweis auf Social Media

SMS, Facebook und WhatsApp sollen Anzahl und Umfang von Missverständnissen deutlich erhöht haben. So kam der Hinweis auf den Paar-Abend bei Eben Ezer per WhatsApp. Meine Rückfrage nach Dresscode und Kosten wurde mit einem kurzen „nothing“ beantwortet. Bezog sich das auf den Dresscode oder auf die Kosten? Ich fragte zurück.

Da ich am Nachmittag noch beim Berlin Tattoo war, trafen wir erst kurz nach sieben in der Celsiusstraße ein. Ich war müde und hungrig. Vor der Tür stand ein Feuerkorb – ohne Grillfleisch. Ein kurzer Blick in den Eingangsbereich verriet uns: Paar-Abende bei Eben Ezer sind beliebt – sehr beliebt.

Feuerschale, Eis und Vorraum

Als die WhatsApp kam, hatte ich sofort ein romantisches Candle Light Dinner mit maximal fünf Paaren im Sinn. Nun standen wir einer Situation ähnlich der Rush Hour am Times Square gegenüber. Deshalb wechselten wir einige Worte mit dem Veranstalter-Ehepaar, die uns auf einen Eisblock neben dem Feuerkorb hinwiesen. „Schaut mal genau hin“, bat uns Birgit. Tatsächlich, da waren Playmobil-Figuren im Eisblock. Mir fiel der saisonal produzierte Playmobil-Luther ein. Auf Nachfrage wurde bestätigt, dass es sich hierbei nur um ein Hetero-Paar handele. Ich war beruhigt.

Im Vorraum trafen wir erstaunlich viele Bekannte. Sie hatten alle ihre Partner dabei. Aber wo war das Essen? Auf dem Weg zum offiziellen Teil griff ich mir noch drei Salzstangen und begegnete damit dem penetranten Hungergefühl. Im Gemeindesaal lagen Eis-Bonbons auf den Plätzen. Sehr gut! Das Bonbon-Papier legten wir neben einen Zettel mit zwei Thermometern.

Impulsvorträge und Gespräche mit dem Partner

Die nächsten zwei Stunden waren gefüllt mit kurzen Impulsvorträgen vom Altarbereich aus. Diese wurden durch praktische Übungen in Form von Gesprächen mit dem eigenen Partner aufgelockert. Jeder sollte auf den Thermometer-Zetteln die aktuell gefühlte Temperatur der Beziehung eintragen. Wir lagen fast gleich mit unserer Einschätzung.

Das Thema lautete übrigens: „Zurück zur ersten Liebe“. Der Spannungsbogen wurde unter anderem dadurch gezogen, dass es im vorletzten Teil um Zärtlichkeiten in Theorie und Praxis gehen sollte. Der Praxisteil wurde theoretisch behandelt. An einer Stelle des Abends sollten wir aufschreiben, welche Bedürfnisse wir bei unseren Partnern wahrnehmen. Mir fielen auf die Schnelle drei Punkte ein. Zusätzlich notierte ich meine eigenen Bedürfnisse und schob den Zettel meiner Frau zu: „müde, 21:00, Hunger“. Im Finale gab es einen Vortrag über den heiligen Geist.

Später schrieb ich meiner Frau eine weitere Botschaft: „Ich will jetzt einen Döner essen“. Sie verwies auf die angekündigte Suppe. Vielleicht gab es die ja vorhin schon, bemerkte ich. Nein, das könne nicht sein. Schließlich sei keines der Hemden bekleckert. „Siehst du, alles Dunkelblau“, zeigte sie auf den Pullover eines Mannes, der über die Bühne zum WC eilte.

Suppe und Networking

Viertel nach neun war alles gesagt und das Networking konnte beginnen. Meine Vorstellungen von „Suppe“ wurden nun durch die Praxis korrigiert. Im Café-Bereich der Gemeinde waren sechs Töpfe mit verschiedenen Suppen aufgereiht. Alle sahen sehr lecker aus. Dazu Schmand und geröstetes Brot sowie Käse in sämtlichen Formen und Farben.

Nachdem ich nur noch müde – aber nicht mehr hungrig – war, verbrachten wir noch mindestens eine Stunde in den gemütlichen Räumen von Eben Ezer. Als wir gingen, war die Playmobil-Frau schon fast aufgetaut. Der Mann hingegen war immer noch fest im Eisblock verhaftet.