Martin von Tours ist uns wahrscheinlich besser bekannt als der Heilige Sankt Martin. Wer kennt ihn nicht, diesen selbstlosen Soldaten hoch zu Roß, der ohne mit der Wimper zu zucken, sein Schwert zückt, seinen Mantel in einem eisigen Winterabend in zwei Hälften teilt, um dem frierenden Bettler die eine Hälfte abzugeben. Daraufhin erscheint Martin in der nächsten Nacht im Traum Jesus Christus mit seinen Engeln und sagt: „Martin, der erst auf dem Weg zur Taufe ist, hat mich mit diesem Mantel bekleidet.“ Zitat aus Kathpedia.

Martin von Tours

Wer war dieser Soldat? Hineingeboren in eine ungläubige Familie im Jahre 316 als Sohn eines Soldaten. Das Christentum lernte er außerhalb seiner Familie kennen. Er wäre so gerne getauft worden, obwohl seine Eltern dagegen waren. Martin mußte auf Wunsch seines Vaters Soldat werden. Doch Jesus hatte andere Pläne mit Martin. Durch das Mantelerlebnis hängte er den Soldatenberuf an den Nagel. Endlich konnte er die erbetene Taufe empfangen. Von dem späteren Bischof Hilarius von Poitiers wurde er im Glauben unterrichtet. Gegen seinen Willen wurde Martin Bischof von Tours und hatte dreißig Jahre dieses Amt. Er nahm seinen „Job“ sehr ernst und brachte den Menschen das Evangelium. Als er wieder einmal für seinen Herrn unterwegs war, verstarb Martin. Gestorben am 8. November 397, beerdigt am 11.11., an seinem Gedenktag.

Eigentlich könnte ich hier schließen, wären da nicht die vielen Bräuche.

Ich gehe mit meiner Laterne

Auch ohne Kita wußten wir Kinder damals, am Vorabend zum 11. November gibt es Süßes. Man brauchte nur mit seiner Laterne singend zu den Nachbarn zu gehen. Als Belohnung winkten Süßigkeiten. Beim Fleischer gab es eine dicke Scheibe Jagdwurst und am Zeitungskiosk gab es Waffelkugeln mit Schokolade überzogen. Aber auch damals gab es schon Ökomütter, die einem einen gesunden Apfel in die Hand drückten. Merken Sie meine Begeisterung? Es war ein ganz besonderer Abend. Damals gab es Süßigkeiten nicht in Hülle und Fülle.

Im Dunkeln singend um die Häuser zu ziehen, war aufregend. Ich ging mit meiner Laterne zu meiner Freundin und holte sie ab. Zu Zweit liefen wir los und trafen unterwegs andere Kinder, die sich uns anschlossen bzw. wir fanden andere Sänger und gingen dort mit. Ich komme aus Niedersachsen, bin also evangelisch geprägt. Deshalb sangen wir nicht vom Hl. St. Martin, sondern von Martin Luther. Dieser wurde am 11. November getauft, dem Beerdigungstag von Martin von Tours.

Ich gehe mit meiner Laterne und mit meinen Kindern 30 Jahre später

Auch Heute singen wir noch die alten Laternenlieder. Aber der Laternenumzug ist nun ein richtiger Event geworden. Laternen zu kaufen ist ein wenig verpönt. Schließlich wird in der Kita gebastelt.

Spontan auf andere Sänger treffen und um die Häuser ziehen, na ja. Wir sind in der katholischen Kirche mit unseren Freunden verabredet und bekommen kaum noch einen Sitzplatz. Oma, Opa, Mama, Papa, alle sind sie da. Der Pfarrer hält eine Andacht zu dem Geschehen von damals in dieser denkwürdigen Nacht und Kommunionskinder spielen die Geschichte sehr eindrücklich nach. Dann geht es mit den Laternen auf die Straße und da ist ER. Hoch auf seinem Roß, Martin, der Soldat mit seinem schönen, roten Umhang und dem Schwert. Er führt unseren Laternenumzug an, gefolgt von den Blechbläsern, die unseren Gesang gut übertönen. Nachdem wir um den Block gegangen sind, gut geschützt von der Polizei, die die Straße für uns sperrte, treffen wir im Pfarrgarten ein, wo schon das Martinsfeuer lodert. Wir gehen an den Tischen vorbei, an denen Helferinnen warme Getränke und Keksgänse verteilen. So war das, Damals und Heute.

Wie die Gänse Martin zum Bischofsamt verhalfen

Auch um die Martinsgans ranken sich einige Geschichten. Mir gefällt diese: „Martin wollte nicht Bischof werden und seine Vorgesetzten hatten auch so ihre Bedenken und so versteckte sich Martin im Gänsestall. Vor wem? Vor dem Volk von Tours, die ihn unbedingt zum Bischof wollten. Die Gänse schnatterten so laut und aufgeregt im Stall, daß Martin gefunden wurde und geweiht wurde. Tja, und nun gibt es traditionell die Gänse mit Rotkohl und Semmel – bzw. Kartoffelknödel. Dum gelaufen für die Gänse.

Wie sieht die Zukunft für den Heiligen St. Martin aus?

Ich hoffe, dass auch die nächste Generation noch mit schönen Martinsgeschichten aufwachsen darf. Wenn unseren Kindern und auch uns Erwachsenen Nächstenliebe nahe  gebracht wird, dann kann das für unsere  Gesellschaft nur positiv sein und Jesus fodert uns dazu auf:

Dann wird der König antworten: ‚Ich versichere euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder oder für einen meiner geringsten Schwestern getan habt, das habt ihr für mich getan.“

Die Bibel – Matthäus 25, 40

BeLa für GottinBerlin