Morsches Dach
Ich bin ein Macher. Wenn ich ein Problem sehe, das es gilt anzugehen, dann gehe ich es an. Oft war das auch genau richtig. Als wir vor über 20 Jahren ein ehemaliges Toilettenhäuschen der Stadt übernommen hatten, um es für Jugendarbeit auszubauen, traf uns fast der Schlag, als wir das erste Mal einen Schlüssel bekamen. Als wir das erste mal in das Häuschen gingen, sahen wir sofort: Das Dach war absolut morsch.
Also beschlossen wir in einem kalten, feuchten November, alle Dachschindeln vom Dach zu nehmen, neue Dachlatten zu setzen, die Dachschindeln sauberzumachen und das Dach neu zu decken. Konnte doch gar nicht so schwer sein. War es aber. Nach ein paar Stunden taten einem vom Hinauf- und Hinunterklettern der Leiter die Beine weh, und man hatte das Gefühl, man kam überhaupt nicht voran. Es war, wie gesagt, megakalt – wir hatten damals noch keine Heizung – und die Arbeiten zogen sich über Wochen hin.
Heute bin ich der Meinung, wir hätten damals jemanden fragen sollen, der sich mit der Dachdecker-Kunst auskennt. Aber – wie gesagt – alles ging gut. Wir mussten zwar die eine oder andere Stelle ausbessern, aber insgesamt hält das Dach dicht.
In der Misere
In der Geschichte vom verlorenen Sohn, die Jesus erzählt, sitzt der Sohn, der sich sein Erbe hat auszahlen lassen und dann alles verprasste, ganz schön in der Misere. Sein Geld ist alle, im Land herrscht Hungersnot. Aber er gibt nicht auf und schafft es, einen Bauern zu überreden, ihn als Schweinehirten einzustellen. Das ist auch ein Stück Aktivismus. So sehr er alles richtig gemacht hat, eine Lösung nach seinem Problem zu suchen und um sein Leben zu kämpfen, so sehr setzt er ein Stück aufs falsche Pferd – oder in diesem Fall aufs falsche Schwein, denn die Hungersnot im Land hat zur Folge, dass er trotz seines Jobs selbst hungern muss.
Bibel – Lukas 15, 15 – 19
„Oft quälte ihn der Hunger so sehr, dass er sogar über das Schweinefutter froh gewesen wäre. Aber nicht einmal davon erhielt er etwas. Da kam er zur Besinnung: ›Bei meinem Vater hat jeder Arbeiter mehr als genug zu essen, und ich sterbe hier vor Hunger. Ich will zu meinem Vater gehen und ihm sagen: Vater, ich bin schuldig geworden an Gott und an dir. Sieh mich nicht länger als deinen Sohn an, ich bin es nicht mehr wert. Lass mich bitte als Arbeiter bei dir bleiben!‹“ (Lukas 15, 15 – 19).
Zurück zum Vater
Der junge Mann kommt zu der Erkenntnis, dass der beste Ausweg für seine schlimme Lage der Weg zurück zu seinem Vater ist. Das ist peinlich, denn wer gibt seinem Vater gegenüber schon gerne zu, dass er alles verprasst hat? Das ist demütigend und wer gibt gerne zu, dass er im Leben gescheitert ist? Aber es ist der richtige Weg, denn der Mann sieht ein, dass er zwar viel versucht, aber wenig erreicht hat. Seine Situation ist immer noch schlecht, sein Hunger immer noch groß.
Tieferer Sinn
Was Jesus uns sagen möchte, ist folgendes: Der beste Weg, den du in deinem Leben gehen kannst, ist der Weg zurück zum Vater – der Weg zurück zu Gott. Er mag mit Scham gepflastert sein, es mag ein Stück peinlich sein, aber es der richtige Weg. Gerade für uns Christen ist das peinlich, weil wir das ja eigentlich wissen und dennoch oft ohne Rat und ohne Plan losziehen.
Um Hilfe bitten
Wenn wir das mit dem Dach damals nicht hinbekommen hätten, hätten wir einen Dachdecker um Hilfe bitten müssen. Ein Dachdecker braucht eine dreijährige Ausbildung, bis er ein Profi ist, dann noch einmal mehrere Jahre, bis er seinen Meister hat. Er hat dann aber Ahnung, wie das mit dem Dachdecken funktioniert.
Zum Vater
„Ich will zu meinem Vater gehen…“, dieser Satz sollte uns nicht nur heute, sondern immer begleiten. Und heute ist Tag 1 dieses guten Vorsatzes.
Gebet:
Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com
Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de