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Ein neues System

Wenn ich mich mit Menschen, die keine Christen sind, über den Glauben unterhalte, dann werde ich immer wieder gefragt: „Bedeutet dein Glaube nicht, dass du einfach in ein neues System eingetreten bist und eben andere Regeln hältst als vorher?“ Darüber musste ich nachdenken. 

Es mag sein, dass das von außen so aussieht. Die Bibel hat ziemlich hohe ethische Maßstäbe. Und ich leide darunter, dass es uns oft so schwerfällt, diese einzuhalten. Eigentlich sollten wir uns doch in so manchem von der Welt abheben. 

An der Liebe sollte man Christen erkennen

An der Liebe sollte man uns erkennen. Man sollte uns vertrauen können. Wir sollten hoffnungsvoller sein und gelassener, eben weil wir Jesus auf unserer Seite wissen. Wir sollten anders streiten und uns schneller versöhnen, nach Frieden streben und sogar unsere Feinde lieben. 

Nicht, weil wir so großartig sind, sondern weil Gott so großartig ist – und weil er versprochen hat, uns zu verändern von innen nach außen. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer, denn da sind wir nicht so gut darin – uns verändern zu lassen. 

Menschen – die anders sind

Aber es gibt sie, die Christen, die anders sind – die Menschen, die einen faszinieren, wenn man sie kennenlernt. Als meine Frau Alexandra vor Jahren über einen großen Zeitraum keinen Referendariats-Platz in Berlin erhielt, bewarb sie sich in Sachsen-Anhalt und wurde in Magdeburg genommen. 

Das war eine harte Zeit für uns als Ehepaar. Morgens fuhr sie in aller Frühe fort, und wenn sie nachmittags zurückkam, fuhr ich los zur Arbeit. Oft war sie zu müde, um nach Hause zu kommen. Und genau hier zeigte sich, dass es sie doch noch gibt, die Christen, die so anders sind. 

Wie das Kennenlernen zustande kam, weiß ich heute nicht mehr. Aber in einem Ort in der Nähe von Magdeburg lebt ein Paar mit einem weiten Herz und einem Gästezimmer im Haus. Diese Kombination war großartig, denn Alexandra fand nicht nur einen Platz zum Schlafen, sondern wurde aufgenommen wie ein Familienmitglied. 

Sie konnte kommen und gehen, wann sie wollte, ja sie konnte sogar hier und da eine Kollegin mitbringen. Sie war immer gern gesehen und erlebte viele Monate der Wärme und Liebe. Bis heute hält der Kontakt und bis heute wird uns warm ums Herz, wenn wir an diese Menschen denken. 

Es sind ganz normale Leute mit einem ganz normalen Leben – aber ganz ehrlich: Auf mich wirken sie zufriedener und glücklicher als manch anderer, den ich in meinem Leben kennenlernen durfte. Und sie leben nicht in einem System, das ihnen vorschreibt, was sie zu tun und zu lassen haben, obwohl Gott in der Bibel wohl schreibt: „Ich möchte, dass ihr euer Essen mit den Hungrigen teilt und heimatlose Menschen gastfreundlich aufnehmt“ (Jesaja 58, 7 NLB).

Weiches, liebevolles Herz

Diese lieben Menschen lassen sich von Gott verändern. Sie haben ein weiches, liebevolles Herz bekommen und sind deshalb gastfreundlich. Und das wiederum macht sie zufrieden. Wenn ich Regeln befolge, die man mir aufdrückt, dann baut sich in mir Widerstand auf. 

Wenn mein Herz aber verändert wird, dann erkenne ich, dass Gott mir keine Last in Form von Regeln aufbürdet, sondern mein Leben reicher und erfüllter machen möchte. Das ist ein Unterschied. 

Nein, Christ zu sein bedeutet nicht, in ein neues System einzutreten. Wer Regeln und Anweisungen der Regeln und Anweisungen wegen befolgt, der hat etwas Gravierendes nicht verstanden. Aber wen Gott anrührt, liebevoller macht, versöhnlicher, offener, herzlicher, der wird genau das erleben: Wenn ich aus mir heraus tue, was Gott sich wünscht, wird mein Leben reicher. 

Ein schmaler Grat

Ein schmaler Grat sicherlich, der nicht immer gelingen mag. Aber diese lieben Menschen in der Nähe von Magdeburg zeigen, dass es möglich ist. Diese Menschen haben nicht nur ein weites, liebevolles Herz – sie haben uns als Familie nachhaltig geprägt und verändert, indem sie uns die Liebe Gottes weitergegeben haben – bis heute.

Gebet: Himmlischer Vater, bitte zeige mir, wo mein Herz Veränderung braucht. Bitte zeige mir, wo ich Dinge nur aus Pflichtgefühl tue und eher frustriert bin. Und bitte verändere mich genau da und lass mich erkennen, dass du mein Leben bereichern möchtest. Du hast gesagt, dein Joch sei leicht. Vielen Dank, dass du es tun wirst. AMEN.

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de