Junge liest in der Abenddämmerung ein Buch

Klug und weise leben!

Wenn ich Andachten schreibe oder predige, dann gibt es ein Wort, das meine Frau überhaupt nicht leiden kann – und das ist das Wort „weise“. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber nutze ich dieses Wort, sehe ich meine Frau schon die Augen rollen. Dabei ist es so wichtig, dass wir, je älter wir werden, an Lebensweisheiten zunehmen. Wenn Erfahrungen nicht dazu führen, dass wir unser Leben klüger oder weiser leben, dann verschenken wir viel.

Das Buch der Sprüche redet an vielen Stellen davon, dass wir „weise“ leben sollten, dass wir „klug“ werden, um unser Leben wirklich genießen zu können. Es ermahnt uns: „Nimm dir die Lebensweisheiten zu Herzen, die ich dir weitergebe, achte genau auf sie und werde klug!“ (Sprüche 2, 2).

Eigene Erfahrungen

Ist es nicht erstaunlich, dass wir in der Kindererziehung oft denken: „Lass das Kind mal seine eigenen Erfahrungen machen, damit er reifer wird im Leben!“, es uns aber im eigenen Leben oft schwerfällt, Konsequenzen aus Erfahrungen oder Erkenntnissen zu machen?

Ein gutes Beispiel ist das liebe Geld. In der vergangenen Woche hatte ich ein Gespräch mit einem Mann aus der Chefetage. Nachdem wir das Notwendige besprochen hatten, redeten wir kurz über dies und das, Gott und die Welt und kamen auch auf das Thema Kinder.

Ein wenig wehmütig sagte mir der Mann, er würde sich auf seine Enkelkinder freuen, so sie denn irgendwann kommen würden, denn er arbeite gerne und lange und hätte seine eigenen Kinder kaum heranwachsen sehen.

Mir tat das in der Seele weh, zumal der Mann in der Kirche arbeitet. Aber habe ich den Mut, die Konsequenzen aus dieser kurzen Begegnung zu ziehen? Jeder weiß, dass Geld nicht glücklich macht. Aber ergibt sich die Gelegenheit, dann arbeiten wir gerne mal hier und da eine Stunde mehr oder noch eine oder noch eine, um am Ende des Geldes nicht so viel Monat übrigzuhaben.

Ich möchte umgekehrt aber keiner dieser Menschen sein, die, wenn sie irgendwann auf dem Sterbebett liegen, nichts mehr haben als ein Bankkonto. Darf ich dir heute sagen: Wenn du eines Tages auf deinem Sterbebett liegst, dann möchtest du nicht, dass man dir deinen letzten Kontoauszug zeigt.

Dann sehnst du dich nach danach, dass deine Familie bei dir ist! Jetzt ist die Zeit, in der du Zeit mit deiner Familie Zeit verbringen und nicht so viele dumme Dinge tun solltest, die dir die Zeit rauben, Sachen zu machen, die wirklich wichtig sind.

Sei weise – sei klug!

Gott hat sicherlich kein Interesse daran, dass wir faul sind, hungern oder unsere Miete nicht zahlen können. Aber er sagt dir: „Sei weise, sei klug, auch in dem, wie du deine Zeit, deine Kraft und deine Ressourcen einteilst, denn du hast nur dieses eine Leben – und das geht schneller vorbei, als du schauen kannst.“

Besonders die Kombination aus Zeit und Geld birgt eine große Gefahr für uns Menschen, denn der Spruch „Zeit ist Geld“ ist wahr – aber eben auch umgekehrt. Geld bedeutet oft Zeit. Und es ist gut, in diesem Punkt weise, klug zu werden, denn sonst kann es sein, dass dein Leben an dir vorbei plätschert und du keine Zeit hast für Dinge, die dein Leben reich machen.

Vielleicht ist das Wort „weise“ (oder „klug“) doch gar nicht so schlecht, auch, wenn meine Frau mit den Augen rollt.

„Als Gott die Welt erschuf, gab er den Europäern die Uhr, den Afrikanern die Zeit“ (Afrikanisches Sprichwort).

Werde klug und sei gesegnet!

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de