Holzhammer eines Richters

Parkplatznot

Bis vor kurzem waren die Parkplätze in unserer Gegend wirklich mehr als knapp. Auf einer naheliegenden Hauptstraße wurde gebaut, sodass dort alle Haltebuchten wegfielen. So versuchte natürlich jeder, einen Platz in einer der Nebenstraßen zu ergattern. Wenn du also erst abends nach Hause kamst, dann hattest du wirklich Probleme, überhaupt irgendwo einen Platz zum Parken zu finden. Eine Sache aber war noch ärgerlicher als die Platznot. 

Wenn gar nichts mehr ging und wir lange gesucht hatten, dann stellten wir uns einfach auf die Feuerwehreinfahrt vor unserem Haus oder in den Wendekreis, der direkt neben unserem Haus ist – in dem aber absolutes Halteverbot herrscht – immer in der Hoffnung, am nächsten Morgen keinen Strafzettel unter dem Scheibenwischer vorzufinden. 

Attacke

Irgendeinen Nachbarn scheint das aber geärgert zu haben, dass immer wieder Autos über Nacht im Wendekreis standen. Und so wurden Fahrzeuge auf zum Teil ekelhafte Weise attackiert. Mal wurde das Auto mit Hunde-Kot breitflächig beschmiert, mal mit Farbe. 

In letzter Zeit wurde hauptsächlich Joghurt (immerhin Bio-Joghurt) benutzt, der sich dann über den Wagen verteilte. Oft gab es dazu noch kleine Droh-Zettel, die unter den Scheibenwischer gesteckt wurden. 

Wenn ich morgens solch ein Auto gesehen habe, war mein Gedanke dann immer (uns hat es zum Glück nie getroffen): „Wie krank muss man sein, um solche Aktion zu bringen?“ Und schnell kam der Wunsch auf: „Den oder die müsste man mal bei frischer Tat ertappen. Dann würde ich Anzeige erstatten und hoffen, dass es für die Person eine saftige Strafe geben würde. Wir leben immerhin in einem Rechtsstaat. Da muss auch Recht und Ordnung herrschen“. 

Gerechtigkeit

Schon merkwürdig, wie wir bei manchen Dingen nach Gerechtigkeit rufen, aber wenn wir selber im Halteverbot stehen, also selbst das Gesetz brechen, hoffen, dass wir eben nicht erwischt werden. Wenn wir selbst geschädigt werden, dann sehnen wir uns nach Gerechtigkeit, wenn wir Unrecht tun, dann möge doch das Schicksal gnädig mit uns sein. 

Ganz schlimm wird es, wenn wir die Schuld anderer tragen müssen. Mir ging es in der Schule so (zumindest gefühlt). Wenn irgendjemand Mist gebaut hat, wurde immer wieder ich erwischt. Oft zu Recht, aber ab und an dann auch zu Unrecht. Und dann ging gefühlsmäßig bei mir aber die Post ab. 

Die gute Nachricht ist, dass Jesus auf die Welt kam, um uns Menschen zu zeigen, wie Gott ist – kein grimmiger Rechtsvertreter, der nur darauf wartet, jemanden zu verurteilen, sondern ein liebender (wenn auch manchmal strenger) Vater. 

Noch bessere Nachricht

Die noch bessere Nachricht ist, dass Jesus jeden Fehltritt von uns, jedes Versagen, jedes auch bewusste Übertreten von Regeln freiwillig auf sich genommen hat. Er hat nicht nur einen Strafzettel bekommen, er hat alles gegeben, was möglich war: 

Er hat seine himmlische Herrlichkeit verlassen, ist in einem schmutzigen Hinterhof-Stall unter widrigen Umständen zur Welt gekommen, hat geliebt, wo andere hassen, angenommen, wo andere ablehnten, Hoffnung geschenkt, wo Verzweiflung herrschte – und hat schließlich sein eigenes Leben gelassen, damit wir leben können – aus Liebe. 

Im 1. Brief des Johannes heißt es: „Jesus ist das Opfer für unsere Sünden. Er tilgt nicht nur unsere Schuld, sondern die der ganzen Welt“ (1 Johannes 2, 2 HfA). 

Ich kann solch eine Liebe nicht fassen, noch nachvollziehen. Diese Liebe ist größer, als ich es beschreiben kann. Hundekot, Farbe oder Joghurt auf dem Auto ist sehr unerfreulich und ärgerlich, aber wenn immer ich sie sehe, muss ich daran denken, dass das Entfernen vielleicht etwas Zeit, vielleicht sogar Geld kostet –  die Gnade, die Jesus Christus uns schenkt, aber unbezahlbar ist. 

Es erinnert mich daran, dass meine Schuld, die kleine, wie die große, schon lange getilgt ist – auch, wenn ich meine Strafzettel selbst bezahlen muss. Und das ist auch gut so. 

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de