Mit Angst arbeiten
Als ich Kind war, wurde in der Erziehung noch viel mit Angst gearbeitet. „Warte nur ab, bis der Papa nach Hause kommt!“ (Was übrigens einer der Gründe war, weswegen ich als Kind gar nicht so gelitten habe, als mein Vater dann auszog. Dadurch war eine Drohkulisse meiner Mutter plötzlich verschwunden). „Denk dran, bald kommt der Nikolaus. Der bringt dir eine Rute!“ Am schlimmsten aber fand ich den Satz: „Lüg nicht, der liebe Gott sieht alles!“
Ich habe an keinen Gott geglaubt, der Satz hat mir aber trotzdem Angst eingejagt. So sehr mit Tod und Teufel Spaß und Schindluder getrieben wird – irgendwie Sorgen hatte ich schon, dass es so etwas wie die Hölle gibt.
Angst ist nie ein guter Ratgeber
Ich kann mir nicht vorstellen, dass aus Angst heraus eine herzliche Beziehung entstehen kann, eine Beziehung, wie Gott sie uns anbietet. Deswegen kann es irritieren, wenn man über Sätze stolpert, wie Psalm 103, 17 (LUT), wo es heißt: „Die Gnade aber des Herrn währt von Ewigkeit zu Ewigkeit über denen, die ihn fürchten.“
Müssen wir also doch „Angst“ vor Gott haben, damit Gottes Gnade auch über uns währt? Nein, wir brauchen keine „Angst“ vor Gott zu haben. Genauso, wie wir vor einem guten, irdischen Vater keine „Angst“ haben sollten. Aber eines der größten Dinge, die im Leben vieler Christen auf dem ganzen Erdball fehlt, ist eine „ehrfurchtsvolle Angst“, ist „Ehrfurcht“ vor Gott!
Ist Gott Opa oder Kumpel?
Viel zu oft sehen wir in Gott den alten Mann mit dem weißen Rauschebart, der liebevoll auf diese Erde hinabschaut und brav nickt, egal, was wir hier so treiben. Gott ist eher ein Opa oder ein Kumpel, dem es egal, ist, wie ich mein Leben lebe – so sehen es leider sehr viele Christen.
Gott ist der Schöpfer des Himmels und der Erde. ER ist der, der die Welt in seiner Hand hält. Gott ist der, der Türen in deinem Leben öffnen kann und schließen, der bestimmt, wann dein Leben beginnt und wann dein Leben endet. ER ist der, der dein Leben umkrempeln kann! Aus deinem Leben – ganz gleich, wie die Umstände bisher waren – kann und möchte ER etwas Großartiges machen.
Es ist absolut richtig, dass Gott uns liebt – mehr als ein Opa, mehr als ein Kumpel, mehr als ein irdischer Vater es könnte. Ebenso ist es aber richtig, dass Gott vieles ablehnt, was wir Menschen im Alltag oft genug tun – das, was die Bibel Sünde nennt.
Gott hasst die Sünde, auch wenn er den Sünder liebt. Er verabscheut Lästereien, Lüge, Betrug, üble Worte, Lieblosigkeit. Ihn schmerzt es, wenn wir Menschen uns das Leben gegenseitig schwer machen – und sei es nur in unseren Gedanken.
Ehrfurchtsvolle Angst
Uns täte es gut, wenn wir eine „ehrfurchtsvolle Angst“ hätten, wenn wir „Ehrfurcht“ vor Gott hätten. Denn das würde dazu führen, dass wir unser Leben anschauen und wahrscheinlich eine ganze Reihe „anständiger“ leben würden.
Es ist richtig, dass wir Gottes Liebe weder vergrößern noch schmälern können, egal, wie wir leben. Es ist aber auch richtig, dass wir Gottes Segen dann erleben, wenn wir uns auch als Christen nicht abwenden und Dinge tun, die Gott missfallen.
Deshalb finde ich die Übersetzung der „Hoffnung für alle“ dieses Verses wirklich gut, die sagt: „Die Güte des Herrn aber bleibt für immer und ewig; sie gilt allen, die ihm mit Ehrfurcht begegnen.“
Ich wäre heute nicht, wo ich bin, wenn ich nicht unendlich viel Güte Gottes erlebt hätte. Ich könnte nicht eine Zeile über ihn schreiben, sondern lebte mit einiger Sicherheit immer noch in der Gosse, in der ich groß geworden bin. Das ist unser Gott, den ich liebe und vor dem ich Ehrfurcht habe.
Wie ist dein Bild von Gott
Denke heute einmal darüber nach, wie dein Bild von Gott ist, was Ehrfurcht bedeutet und wo es Punkte gibt, wo du dein Leben so lebst, dass du dich Gottes Güte „entziehst“, weil du ihm den Rücken kehrst. Und dann habe den Mut und gehe den nächsten Schritt.
„Unser Vertrauen zu Gott und unsere Ehrfurcht vor ihm müssen größer sein als persönliche Wünsche, Gedanken und Gefühle“ (Joyce Meyer).
Sei gesegnet!
Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de