Ausprobieren
Unser Sohn Joshua kommt so langsam aber sicher in die Pubertät. Das äußert sich unter anderem darin, dass er sich ein ganzes Stück ausprobiert, was sein Aussehen angeht. So hat er sich vor ein paar Wochen von meiner Frau Alexandra kleine Rasta-Zöpfe flechten lassen. Gestern hatte das dann etwas skurrile Nebenwirkungen:
Wir sind zu meinem Vater gefahren, um ihm zum Geburtstag zu gratulieren. Mein Vater lebt schon lange sehr zurückgezogen, seit Corona ist es noch schwieriger, ihn zu sehen. Also hatte er Joshua auch schon ziemlich lange nicht mehr zu Gesicht bekommen.
Als wir dann in seinem Wohnzimmer saßen und mein Vater unsere Geschenke betrachtete, schaute er beiläufig auf Joshua und fragte dann: „Und, wie geht es deinem Bruder?“ Erst dachte ich, dass er aufgrund seines Alters irgendetwas durcheinandergebracht hatte, kommt ja in den besten Familien vor.
Als ich dann leise sagte, um ihn nicht bloßzustellen: „Schwester. Seine Schwester ist nicht da …“. Bekam er große Augen und meinte: „Und ich dachte, das wäre Sarah …“ Ups.
Wer bin ich wirklich?
Auf dem Rückweg fragte mich mein Sohn dann: „Papa, wie findest du meine Frisur?“ Ich sagte ihm, dass ich sie absolut cool fände, er aber damit leben müsse, dass kleine Zöpfe eben manchmal mit einem Mädchen in Verbindung gebracht werden würden.
Was Joshua daraufhin antwortete, fand ich wirklich stark: „Wichtig ist doch, dass es mir gefällt – und dass ich wirklich ich bin!“ Wie wahr. Und dann fügte er noch leise hinzu, wobei er sich liebevoll an mich schmiegte: „Und, dass ich nicht nur ein Rebell bin!“
Joshua hat mit beidem recht. Wichtig ist, dass er herausfindet, wer er wirklich ist und dann sein Leben lebt. Das macht zufrieden. „Rebellen“ haben auch oft die Angewohnheit, sich in eine Hülle zu stecken, um jemand zu sein, den sie gerne darstellen möchten – eben ein Rebell.
Das kann ich verstehen, denn es drückt ja etwas Bestimmtes aus. Aber schnell werden wir Menschen eben von dem geleitet, wie wir sein wollen oder wie wir glauben, dass andere wollen, dass wir sind. Die Bibel nennt uns aber – so wie wir sind – „Meisterstücke Gottes“:
„In Jesus Christus sind wir Gottes Meisterwerk. Er hat uns geschaffen, dass wir tun, was wirklich gut ist, gute Werke, die er für uns vorbereitet hat, dass wir damit unser Leben gestalten“ (Epheser 2, 10 NeU).
Wir müssen nicht jemand anderes sein als wir sind. Gott steht nicht eines Tages am Himmelstor und fragt dich, warum du nicht mehr wie deine Schwester, dein Vater oder der Nachbar warst. Er möchte dich in diesem Leben gebrauchen als dich selbst – deswegen hat er dich erschaffen wie du bist als Meisterwerk.
Verbiege dich nicht – du bist ein Meisterwerk Gottes
Verbiege dich nicht in deinem Leben, du bist du und das ist gut so. Gott hat dich nicht erschaffen, damit du jemand anderes bist. Und ja, du kannst mit stolz geschwollener Brust durch die Welt gehen und sagen: „Schaut her, ich bin ein Meisterwerk des größten Künstlers, den es gibt. Ich selbst mache zwar Fehler – daran arbeiten wir noch – aber das ändert nichts daran, dass ich ein Königskind bin!“
Lass dir nie etwas anderes einreden und versuche nicht, krampfhaft jemand anderes zu sein als du bist, sondern mache es wie Joshua: Sei du selbst!
Sei gesegnet!
Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com
Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de