Nach einem Gottesdienst,
zu dem ich als Prediger eingeladen war, kam ein Mann mittleren Alters auf mich zu und wollte mit mir sprechen. Wir setzten uns an einen ruhigen Platz. Der Mann bedankte sich bei mir für meine Predigt. Sie hätte ihn sehr bewegt. Aber eine Sache hätte er dann doch, die er loswerden wolle.
Es sei ihm etwas aufgestoßen, nämlich, dass ich so darauf dringen würde, wir wären keine Sünder mehr. „Natürlich sind wir das noch“, sagte er ernst „Ich jedenfalls sündige jeden Tag noch und wenn du behauptest, du tätest das nicht, dann finde ich das ziemlich arrogant!“ Ich musste erst einmal nach Luft schnappen.
Begrifflichkeit
Zum einen, weil ich weiß, dass niemand von uns durchs Leben gehen kann, ohne Fehler zu machen, zum anderen, weil es um mehr als um Begrifflichkeit geht. Als Christ bin ich kein Sünder! Paulus schreibt in seinem Brief an die Gemeinde in Rom:
„Gott aber beweist uns seine große Liebe gerade dadurch, dass Christus für uns starb, als wir noch Sünder waren“ (Römer 5, 8 HfA). Wir waren Sünder! Wir sind es nicht mehr! Ein Sünder zu sein, bezeichnet den unvollkommenen Zustand des von Gott getrennten Menschen und seine falsche Lebensweise.
Getrennt vom Schöpfer
Wenn ein Mensch Christ wird, dann ändert sich dieser Status radikal. Aus einem Geschöpf, das getrennt von seinem Schöpfer lebt, ohne Chance, den Graben zwischen sich und Gott von sich aus zu überwinden, wird ein Kind Gottes, dem Gott anbietet, in enger Gemeinschaft mit ihm zu leben.
Getrennt heißt getrennt und verbunden heißt eben verbunden! Wenn mir – um es an einem drastischen Bild zu zeigen – mein Bein abgetrennt wird, dann kann ich damit nicht mehr laufen. Es ist weg. Wenn ich von Gott getrennt bin, kann ich zwar viele gute Dinge tun, bleibe aber getrennt von Gott.
Vergebung annehme
Wenn ich die Vergebung annehme, wenn ich Jesus in mein Leben aufnehme, dann ist diese Trennung überwunden. Sie ist verschwunden. Es ist, als würde mir ein neues Bein geschenkt. Der Urzustand wird wieder hergestellt.
Niemand ohne Bein würde sagen, es ginge hier nur um eine Begrifflichkeit, denn er weiß, dass es einen Unterschied macht, ein Bein zu haben oder kein Bein zu haben. Und jeder Christ sollte auch merken, was es für einen Unterscheid macht, getrennt von Gott zu leben oder ihn als Vater zu haben.
Selbst, wenn ich mir jetzt sage, ich wäre ein Sünder, dann werde ich mein Leben auch danach ausrichten. Ich werde reden wie ein Sünder, denken wie ein Sünder und handeln wie ein Sünder. Gott liebt mich dann immer noch genauso, aber ich werde weiterhin das Leben eines Sünders leben.
Wenn ich mir bewusst mache, was sich verändert hat, dass die Trennung zwischen Gott und mir überwunden ist, dass Gott mich als sein Kind angenommen hat, dass ich ein Königskind bin, dann werde ich auch danach mein Leben ausrichten. Ich werde anfangen, wie ein Königskind zu reden, zu denken und immer mehr auch, wie ein Königskind zu handeln und zu leben.
Gewaltiger Unterschied
Das wird mich sehr verändern und einen gewaltigen Unterschied machen. Das, was du von dir denkst, dass du bist, prägt dein Leben, weil du dein Leben danach ausrichtest! Deswegen rede dir nie ein, du wärst ein Sünder, du wärst dumm, ein Versager, hässlich, nichts wert, ein Tölpel oder sonst irgendetwas Negatives.
Du bist, wenn du Jesus folgst, ein geliebtes Kind Gottes, das immer noch Fehler macht, immer noch sündigt, immer noch fällt. Aber das ändert nichts an deinem Status!
„Wenn man Jesus aufnimmt, bekommt man eine neue Existenz. Ein Kind Gottes zu werden bedeutet nicht nur eine Veränderung des Denkens, sondern eine ganz neue Existenz“ (Wilhelm Busch).
Sei gesegnet!
Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de