Hände in der Höhe

Heiligabend – Stille Nacht

Wir haben wieder einen Heiligabend hinter uns und wieder ein Jahr geschafft. Wieder ein Tag, den sich die meisten Kirchen-Oberen wünschen, gefüllte Kirchen mit Menschen aller Generationen.  Gehört und gesehen haben wir es wieder: „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde“ (Lukas 2,1 LUT)

Ein weiteres Jahr – wie gehabt?

Was bleibt von diesem Weihnachten? Verleben wir ein weiteres Jahr wie gehabt, um dann im nächsten Krippenspiel wieder dieselben Worte zu hören und maximal darüber zu staunen, wie groß die Kinder aber geworden sind?

„Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde“ (Lukas 2, 8 LUT). Auch von denen haben wir gehört. Und die Schafe sahen in diesem Jahr besonders niedlich aus, mit ihren kuscheligen Kostümen und den süßen Schlappohren.

Die Original-Hirten zumindest gingen nicht wieder nach Hause, nur um auf das nächste Weihnachten zu warten. Ihnen hatte man den versprochenen Retter angekündigt. Und sie waren sofort losgezogen und hatten nachgesehen. Und sie hatten ihn erkannt!

Erkennen und ausgelassen

Sie fanden nicht nur ein kleines Baby in einem dreckigen Stall zwischen Ochs und Esel. Sie sahen, dass dies ein besonderes Kind war, dass dieses hilflose Wesen die Welt verändern würde. Und das veränderte sie. Hirten, die sonst wenig zu lachen hatten, freuten sich und waren ausgelassen:

„Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war“ (Lukas 2, 20 LUT). Die erste Lobpreis-Band war gegründet. Diese Hirten wurden verändert, weil sie Gott gesehen hatten, der Mensch geworden war.

Stille Nacht, Heilige Nacht

Hilfspfarrer Mohr war damals im Jahre 1818 Pfarrer in der kleinen Kirche von Arnsdorf bei Salzburg, Österreich. Und in diesem Jahr war er traurig, denn die Orgel seiner Kirche war unbrauchbar geworden. Die Zeit war hart, die Bevölkerung arm und Weihnachten war eine der wenigen Gelegenheiten, wo die Menschen sich ausruhen konnten.

Und das dann in einem Gottesdienst ohne Orgel, ohne Musik. Am Tag vor Heiligabend wurde der Pater gerufen, um einer sterbenden Frau die letzte Ölung zu erteilen. Als er nach Arnsdorf zurückkehrte, war es schon spät. Das Tal und das Dorf lagen in der Dunkelheit. Auf einer Anhöhe über der Stadt hielt der Priester inne. Die Ereignisse hatten ihn traurig gemacht: die unbrauchbare Orgel, der Tod eines Gemeindemitglieds, die kalte Nacht und die lange Reise.

Sein Herz, wie das Tal, war in den Schatten verloren. Doch dann sah er das schwache Licht eines entfernten Hauses. Gegen den schwarzen Vorhang der Nacht leuchtete es noch heller. Der Priester betrachtete das Licht, dann dachte er bei sich: So ähnlich muss sie gewesen sein, diese stille, heilige Nacht in Bethlehem. Plötzlich inspiriert, eilte er nach Hause, setzte sich an seinen Schreibtisch und schrieb das Lied „Stille Nacht, Heilige Nacht!“

Am nächsten Morgen brachte er das Lied zu Franz Gruber, seinem Organisten. Innerhalb weniger Augenblicke dachte sich Gruber die perfekte Melodie aus. Als der Pfarrer das Lied seiner Frau vorsang, sagte sie zu ihm: „Wir werden sterben, du und ich, aber dieses Lied wird leben.“

Das Licht Jesus leuchtet

Mohr sang das Lied an Heiligabend zusammen mit dem Dorfschullehrer im Gottesdienst – und heute ist es weltweit eines der bekanntesten Weihnachtslieder überhaupt. Er hatte sich von Weihnachten berühren lassen. Es hatte ihn verändert – und wie die Schäfer wurde er zum Lobpreiser Gottes.

Die Welt liegt leider immer noch im Dunkeln. Der Tod wirft sein Leichentuch. Das Unglück bringt die Orgel zum Schweigen. Doch was auch immer die Generationen bringen, das Licht Jesu leuchtet weiter. Gott sei Dank für Weihnachten. Gott sei Dank ist es Weihnachten. Denn dieses Weihnachten brauchen wir wirklich.

Was machst du aus Weihnachten? Alles wie gehabt, bis zum nächsten Krippenspiel? Oder darf Weihnachten dich auch berühren? Darf das kleine Baby in der Krippe, Gott, der Mensch wurde, weil er dir nahe sein wollte, dir begegnen, dich anrühren, dich verändern, dir Sinn geben und Freude, die über Heiligabend hinaus geht? „Christ, der Retter, ist da!“

Vielleicht gilt es ja dann auch bei dir: „Und er (sie) kehrte wieder um, pries und lobte Gott für alles, was er (sie) gehört und gesehen hatte.“

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de