Spontane Antwort

Vor ein paar Tagen kam eine junge Dame auf mich zugestürmt. Sie hielt mir ein Mikrofon unter die Nase, sagte, sie wäre vom Radio und bat mich, ihr ein paar Fragen zu beantworten. Es ging in erster Linie um die Unsicherheit in der Bevölkerung aufgrund der steigenden, laufenden Kosten. Ganz am Schluss stellte sie mir eine Frage, von der sie wohl (dem Gesichtsausdruck nach) eine andere Antwort erwartet hätte.

Sie frage mich nämlich: „Wenn ich Ihnen jetzt 500 Euro schenken würde, was würden Sie damit machen?“ Ich dachte gar nicht lange nach, sondern antwortet spontan: „Ich würde mindestens die Hälfte der Ukraine-Hilfe spenden!“ Sie wollte das nicht glauben: „Sie würden das Geld nicht für sich selbst verwenden?“ 

Um ehrlich zu sein, war ich ganz froh, dass sie mir dann nicht 500.- Euro in die Hand drückte, um nicht in die Bredouille zu kommen, dass ich nachprüfen müsste, ob ich mein spontanes Bauchgefühl auch wirklich in die Tat umsetzen würde oder ob mein Ego dann doch wieder gewonnen hätte. Da hatte ich wohl „Glück“.

Das liebe Geld – Glück oder Unglück?

Ich könnte die Frage auch umdrehen. Warum würde es mir vielleicht schwerfallen, von dem Geld, was jemand mir schenkt, zumindest einen Teil weiter zu verschenken? Denn die Frage, die dahinter steckt, lautet doch: Welchen Stellenwert hat das liebe Geld eigentlich in meinem Leben. Ist es das, was mein Glück ist?

Und dann könnte ich noch tiefer bohren und fragen, ob ich eigentlich mit dem, was Gott mir zum Leben anvertraut, zufrieden bin, ob es also einen Unterschied machen würde, wenn Gott mich finanziell mehr oder weniger segnen würde. 

Lebens-Glück

Es gibt ja Strömungen, die davon träumen, dass jeder Mensch gleich viel an Materiellem verdient oder besitzt. Würde das das Lebensglück wirklich anheben? 

Verstehe mich bitte nicht falsch. Ich bin absolut dagegen, dass Menschen nicht genug zum Leben haben und vielleicht sogar hungern müssen. Aber es geht doch erst einmal um mich und um das, was Gott mir anvertraut – und ich habe genügend zu essen.

Wenn du ähnlich gestrickt bist, wie ich, dann wird es dir auch so gehen, dass du ab und an nach links und nach rechts schaust und nicht nur Menschen siehst, denen es finanziell schlechter geht als dir. Der eine kauft sich gerade ein Wohnmobil – das wäre mein absoluter Traum. Der andere hat kurz bevor die Preise explodierten noch bei einem schönen Haus mit Garten zugeschlagen – heute nicht mehr finanzierbar. 

Wieder ein anderer fährt plötzlich mit einem schicken Auto vor, während ich jeden Tag froh bin, wenn meine rostige, alte Karre überhaupt anspringt und unterwegs nicht liegenbleibt. 

Wenn Gott andere Menschen segnen kann, kann er das auch mit dir und mir. Gott ist es egal, ob wir aus gutem Hause oder aus der Gosse kommen. Davon hängt diese Frage nicht ab. Sie hängt aber von etwas anderem ab, nämlich der Frage, was Besitz in meinem Leben bedeutet und wie ich mit ihm umgehen würde.

Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken

Der Prophet Jesaja findet Worte, die das gut beschreiben: »Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken«, sagt der HERR, »und meine Wege sind nicht eure Wege. Denn so viel der Himmel höher ist als die Erde, so viel höher stehen meine Wege über euren Wegen und meine Gedanken über euren Gedanken.« (Jesaja 55, 8-9 NLB).

Wäre ich bereit, Gottes Wege zu gehen, wenn er mich mehr oder anderes segnen würde – auch finanziell. Oder würde ich doch nur auf meine Bedürfnisse und Wünsche hören, meine Träume umsetzen und mein Leben leben? Und vertraue ich eigentlich Gott, den ich immer wieder mit „Herr“ anspreche und mit „Vater“? Ist ER mein Glück?

Wenn ich Gott zutraue, dass er ein liebender Vater für mich ist und ihn als meinen Herrn anspreche, warum zweifle ich dann immer wieder daran, dass er mich mit dem versorgen will und wird, was ich brauche, um glücklich zu werden?

Warum stelle ich meine Gedanken, meine Wünsche und meine Bedürfnisse dann so oft über die von Gott und denke: Wenn ich mir mehr leisten könnte, wenn ich mehr zur Verfügung hätte, wenn mein finanzieller Spielraum weiter wäre, dann wäre ich glücklicher. Ist es nicht so, dass wenn das stimmen würde, ich davon ausgehen muss, dass Gott, wenn er ein liebender Vater ist, mich damit mehr segnen würde?

Das ist ein beunruhigender Gedanke, den es sich lohnt, für eine Weile festzuhalten und ihn mit unserer Herzenshaltung in Beziehung zu setzen. 

Lieber reich als viel Geld (Arno Backhaus).

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de