Gründung – BConnected-Band

Als wir in Berlin vor 20 Jahren mit unserer „BConnected-Band“ die „Berlin Worshipnight“ gründeten, waren wir Exoten. Moderne Pop-Rock-Musik in der Kirche oder gar im Gottesdienst? Das gab es damals fast nicht. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie sich Menschen sogar demonstrativ die Ohren zugehalten haben, wenn wir spielten (und komm, auch, wenn Worship-Songs vor 20 Jahren bei weitem noch nicht die Qualität von heute hatten und wir keine Profi-Musiker waren – so schlecht waren wir nun auch nicht, dass wir das verdient hatten…).

Worshippen

Wir versuchten damals noch die „ältere Generation“ zu gewinnen, indem wir alte Lieder neu auflegten (von „Großer Gott, wir loben dich“ bis hin zu „Lobe den Herren…“). Heute ist „Worshippen“ in vielen Kirchen und Gemeinden ganz normal. Wenn es heißt: „Jetzt lasst uns eine Zeit des Worships haben“, dann wissen wir alle, was kommt und was zu tun ist. Aufstehen, Augen zu (wenn du den Text kannst), gerne Hände heben und moderne Musik genießen.

Aber das ist kein Worship! Das ist moderne Musik, die man stehend mit geschlossenen Augen (und manche mit erhobenen Händen) genießen kann. Natürlich kann man so worshippen, man kann aber eben auch einfach nur singen und musizieren (stehend mit Augen zu und erhobenen Händen).

Gott anbeten

In der Bibel gibt es eine Geschichte, in der der Widersacher Gottes Jesus „alle Reichtümer der Welt“ verspricht, wenn Jesus ihn „anbeten“ (= worshippen) würde (Matthäus 4,8-9). Jesus antwortet mit einem Zitat aus der Tora, den fünf Büchern Mose: „Du sollst den Herrn, deinen Gott anbeten!“ (5. Mose 6,13). Das Wort, das hier in Matthäus 4 (und an den anderen Stellen im Neuen Testament, in denen es um Anbetung / Worship geht) verwendet wird, ist der Schlüssel, um Worship zu verstehen.

Das griechische Wort für Worship heißt „proskyneo“. Er setzt sich zusammen aus den Worten πρός, pros (hin zu) und κυνέω, kyneo (küssen). Poskyneo war damals ein geläufiger Begriff und wurde für zwei Bereiche benutzt:

– wenn es um die Ehrerbietung von Göttern, Königen oder Herrschern ging (dann bedeutete der Begriff übertragen so viel, wie „sich niederwerfen“)
– wenn es um die Intimität zweier Menschen ging (hier kommt der Begriff „Angebetete“ oder „Angebeteter“ her).

Wohin mit meinen Gefühlen?

Worship bedeutet demnach, dass ich Gott den Respekt zolle, den er verdient und, dass ich seine (intime) Nähe suche. Worship bedeutet, dass ich als Kind Gottes zu meinem himmlischen Vater in die Arme kommen kann – so, wie ich bin, mit den Gefühlen, die ich gerade habe, mit all meinen Sorgen und Nöten, all meinem Kummer, all meiner Einsamkeit, all meiner Angst – aber natürlich auch mit meiner Freude, mit allen positiven Gefühlen.

Bedürfnis nach Nähe

Auch in diesem Punkt habe ich viel gelernt, seitdem ich Kinder habe. Wenn meine Kinder etwas bedrückt, sie sich weh getan oder Sorgen haben, wenn sie sich ängstigen oder, wenn sie einfach das Bedürfnis haben zu kuscheln, dann kommen sie zu mir. Und dann muss ich gerade für sie da sein, egal, ob ich gerade auf der Couch sitze oder an einer Andacht schreibe. Für sie ist es völlig normal: Wenn sie das Bedürfnis nach Nähe, nach Kuscheln haben, dann ist Papa da, dann hat Papa Zeit!

Auch, wenn meine Kinder etwas aufregendes entdecken, dann erwarten sie, dass Papa sofort zur Stelle ist, sie in den Arm nimmt, sie lobt, einfach Papa ist.(gestern war der ganze Nachmittag von Euphorie belegt, weil mein Sohn das Bildbearbeitungsprogramm „Photoshop“ entdeckt hat. Und so quiekte es alle paar Sekunden aus dem Arbeitszimmer: „Papa, komm mal! Papa, schau mal!“ Was für ein Tag…).

Intime Nähe

Das ist „intime Nähe“ und genau die bietet uns Gott auch an. Wenn Jesus sagt: „Du sollst Gott anbeten“ – dann meint er, dass die Tür zum Vater immer offen ist, dass Gott immer Zeit hat, dass Gott immer vorbereitet ist darauf, dass wir kommen. Uns Erwachsenen (und besonders uns Männern – um ehrlich zu sein) fällt diese Nähe oft schwer, bei anderen Menschen, wie bei Gott.

Von Kindern lernen

Aber wir täten gut daran, von den Kindern zu lernen und mit allem, was wir auf dem Herzen haben zu Gott zu kommen – seine Geborgenheit, seine Liebe, seinen Trost zu erleben. Das kann ich mit geschlossenen Augen stehend mit erhobenen Armen erleben, aber auch ganz intim allein in der Stille.

Bereitschaft

Wichtig beim Worship ist mein Herz – ich muss bereit sein, Nähe zuzulassen – ansonsten bleibt es bei Stille oder beim Musizieren. Und das kann und will ich mehr und mehr lernen. Gottes wartet mit weit geöffneten Armen voller Liebe auf uns – lasst uns worshippen!

Sei gesegnet!

https://juergens-gedanken.blogspot.com/

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de