3 Personenn in Diskusion

Jäger und Sammler

Unser Sohn Joshua ist ein Jäger und Sammler. Wenn wir unterwegs sind, dann findet er immer irgendetwas Brauchbares. In der Adventszeit zum Beispiel entdeckte er das Unterteil eines künstlichen Weihnachtsbaumes am Straßenrand. Bei solch großen Schätzchen sind wir meist nicht so begeistert, aber wir erlaubten ihm, den halben Baum mit nach Hause zu nehmen.

Er stellte ihn also in sein Zimmer, bastelte eine Konstruktion für die fehlende Hälfte und schmückte dann alles liebevoll. Nach Weihnachten dann kam die Frage auf, wie wir diesen halben Baum entsorgen könnten, denn selbst Joshua sah ein, dass es sich nicht lohnte, ihn aufzuheben. Ich fuhr zum örtlichen Recycling-Hof voller Hoffnung, ihn dort in den Sperrmüll werfen zu können.

Dort angekommen begrüßte mich ein freundlicher Mann mit den Worten: „Der gehört in den Hausmüll! Oder wir nehmen den, aber dann ist er kostenpflichtig…“ Es folgte ein Moment der Stille, dann lichtete sich das Gesicht des Mannes noch mehr und er fuhr fort: „Aber Sie sind doch der Pastor, oder? Na, dann werfen Sie das Teil mal in den Container Nummer vier zum Sperrmüll…“

In Momenten wie diesen bin ich sehr dankbar, dass ich so ein loses Mundwerk habe. Meiner Frau ist das oft peinlich, aber meist kann ich nicht anders, als andere Menschen anzusprechen. Im Supermarkt bin ich mit einigen Mitarbeitern per „du“, mit unserem Postboten habe ich schon oft das eine oder andere Schwätzchen gehalten, und eben auf dem Recycling-Hof hat es sich herumgesprochen, dass ich Pastor bin („… aber ansonsten ganz nett!“ – wie ich immer betone). Und dieses Mal hat es mir einiges an Geld erspart. 

Was tue ich mit meinem Mundwerk?

Mit unserem Mundwerk ist das so eine Sache. Wenn ich den Mund aufmache, kann ich Türen öffnen, aber auch Menschen zutiefst verletzen. Ich kann Frieden stiften, aber auch Kriege entfachen. Der Jakobusbrief mahnt sehr eindrücklich vor dem Schaden, den unser Mund anrichten kann: „Genauso ist es mit unserer Zunge. So klein sie auch ist, so groß ist ihre Wirkung! Ein kleiner Funke setzt einen ganzen Wald in Brand. Mit einem solchen Feuer lässt sich auch die Zunge vergleichen. Sie kann eine ganze Welt voller Ungerechtigkeit und Bosheit sein. Sie vergiftet uns und unser Leben, sie steckt unsere ganze Umgebung in Brand, und sie selbst ist vom Feuer der Hölle entzündet“ (Jakobus 3, 5-6 HfA).

Worte, die einem hinterher leidtun, sind schnell gesagt. Wenn man darüber nachdenkt, dann fällt es einem nicht schwer aufzuzählen, was man alles nicht sagen sollte. Und dennoch rutschen einem in emotional angespannten Situationen oder auch in überschwänglichen Momenten Worte heraus, die man besser nicht hätte sagen sollen. Aber dann ist es zu spät. Gesagt ist gesagt.

In Sprüche 17, 28 (HfA) heißt es: „Sogar einen Dummkopf könnte man für klug halten – wenn er sich nicht durch seine eigenen Worte verraten würde!“ 

Kontrolle über meine Worte – ein guter Vorsatz

Ein guter Vorsatz für mich lautet deswegen: 

Ich kontrolliere, was ich sage!

Das tue ich weniger, weil ich Angst habe, als Dummkopf entlarvt zu werden, sondern, weil ich in meiner Vergangenheit viele Türen durch unbedachte Worte zugeschlagen habe. In mein Poesie-Album aus der Grundschulzeit hat mir eine Lehrerin einst eine Weisheit von Sir Winston Spencer Churchill mitgegeben: „An bösen Worten, die man ungesagt hinunterschluckt, hat sich noch niemand den Magen verdorben.“ Das hatte wohl seinen Grund.

Mein Wunsch ist es, mit einer positiven Haltung durch das Leben zu gehen und ein Segen für andere zu sein. Da ist mein Mundwerk ein wichtiger Schlüssel (und – das gebe ich zu – bis heute ein großer Kampfplatz für mich).

Hilfreich ist es deswegen, sich gerade in Momenten, die mich emotional mitnehmen, zuerst zu fragen, was ich wirklich sagen sollte und was nicht. Wenn ich das nicht lerne, richte ich mit meinen Worten weiterhin Schaden an und kann mit Fug und Recht ein Dummkopf genannt werden. Und das will doch sicherlich niemand. 

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de