Zwei Wölfe
Ein alter amerikanischer Ureinwohner saß mit seinem Enkelsohn am Lagerfeuer. Die Nacht hatte sich über das Land gesenkt und das Feuer knackte und krachte, während die Flammen hoch hinaus in den Himmel züngelten. Nach einer langen Weile des Schweigens sagte der Alte zu seinem Enkel: „Weißt du, manchmal fühle ich mich, als wenn zwei Wölfe in meinem Herzen miteinander kämpfen würden. Einer der beiden ist rachsüchtig, aggressiv und grausam. Der andere hingegen ist liebevoll, sanft und mitfühlend.“
Auf meine Wege achthaben
„Welcher der beiden wird den Kampf um dein Herz gewinnen?“, fragte der Junge. „Der Wolf, den ich füttere“, antwortete der Alte.
Ich liebe diese alte, kurze Geschichte, denn sie zeigt uns, dass wir Einfluss auf unser Herz, unsere Gedanken und unsere Handlungen haben. David gibt in einem seiner Lieder einen guten Hinweis darauf: „Ich will auf meine Wege achthaben, dass ich nicht sündige mit meiner Zunge; ich will meinen Mund im Zaum halten, solange der Gottlose vor mir ist“ (Psalm 39, 2 ELB).
Die Elberfelder-Übersetzung ist nicht die am leichtesten verständliche, aber sie ist sehr genau, denn ein Wort fällt hier ins Auge. Im Hebräischen bedeutet das Wort „Weg“ so etwas, wie einen ausgetretenen Pfad. Es ist ein Weg, der oft gegangen wird und bei dem sich deswegen eine Furche gebildet hat.
Es ist schwer, diesen Pfad zu verlassen und neue Wege zu gehen. Oder, um es mit der Geschichte zu beschreiben: Es bezeichnet den Wolf, der am meisten gefüttert wurde. Ich glaube, jede Gewohnheit beginnt in unserem Kopf mit unseren Gedanken.
Was wächst und was verkümmert?
Das „Futter“, das wir unseren Gedanken geben sorgt dafür, was wächst und was verkümmert. Ich sehe das ganz enorm bei meinen Schülern. Bei vielen kann ich genau sagen, ob sie am Wochenende wieder Computerspiele und Filme konsumiert haben, die für ihr Alter eigentlich nicht gut sind.
Das, womit ich meine Gedanken füttere, hat großen Einfluss auf meine Persönlichkeit, nämlich ob ich eher rachsüchtig, aggressiv und grausam bin oder eher liebevoll, sanft und mitfühlend. Welcher Wolf wächst in meinem Leben, welcher Pfad ist ausgetreten?
Wenn wir so ehrlich sind, uns und unseren Charakter anzusehen, dann werden wir sehr schnell feststellen, an welchen Stellen der falsche Wolf das Sagen hat, an welchen Stellen der falsche Pfad ausgetreten ist. Und dann heißt es, die Weichen neu zu stellen, den richtigen Wolf zu füttern – indem wir darauf achten, womit wir unsere Gedanken vollstopfen, denn:
Füttern wir einen Gedanken, dann wächst eine Handlung. Füttern wir eine Handlung, dann wächst eine Gewohnheit. Füttern wir eine Gewohnheit, dann wächst ein bestimmter Charakter – ein guter oder ein böser.
Welche Wölfe fütterst du?
Nimm dir Zeit und schau dir deine Gewohnheiten an. Lebst du ein Leben, das bestimmt ist von Gottes Liebe und Güte, von seiner Freude und Barmherzigkeit oder ist der andere Pfad ausgetreten, der dir Frust bringt und Ärger, Aggressionen und Hass?
Fülle deine Gedanken bewusst mit Gutem, mit Dingen die Freude machen und Gott ehren. Du wirst sehen, wie sich nicht nur dein Denken, sondern auch dein Handeln und dein Wohlbefinden zum Guten ändern.
Sei gesegnet!
Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com
Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de