Beine auf roten Wüstensand in der Sonne

Kleine Kot-Beutel

Es gibt wenig Dinge, die mich so aufregen, wie kleine Plastikbeutel, die im Park neben irgendwelchen Bäumen liegen. In ihnen befindet sich der Kot irgendwelcher Hunde. Die Hundebesitzer haben diesen also fein säuberlich eingesammelt, nachdem ihr Hund irgendwo in die Natur gemacht hatte. Dann haben sie den kleinen Kot-Beutel einfach in die Natur geworfen oder eben fein säuberlich neben einen Baum gelegt. Und dort liegt er nun. Was sind das für Menschen, denke ich mir? 

Naturliebhaber?

Die müssen doch die Natur lieben, sonst hätten sie sich kein Tier angeschafft. Aber wie kann man dann einfach seinen kleinen Plastikbeutel einfach irgendwo liegen lassen? Und überhaupt. Wenn diese Menschen sich schon die Mühe gemacht haben, den Kot ihres Hundes einzusammeln, was ist daran so schwer, die kleine Tüte dann mit zum nächsten Mülleimer zu nehmen? Und so liegen sie nun überall herum, meist in Schwarz, aber auch am Baum hängend in leuchtendem gelb habe ich sie schon gesehen. Ich könnte mich so etwas von aufregen darüber.
 
Gestern, nachdem ich meine Kinder zur Schule gebracht hatte, habe ich einen Hundebesitzer gesehen, wie er gerade einen dieser kleinen Beutel in einen Mülleimer warf. Ich wäre am liebsten zu ihm gegangen, hätte ihn umarmt und hätte mich bedankt. Aber wahrscheinlich hätte der Mann ziemlich irritiert reagiert. Jesus sagt einmal: „Warum siehst du jeden kleinen Splitter im Auge deines Mitmenschen, aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht?“ (Matthäus 7, 3 HfA).  Und er fährt fort: „Wie kannst du zu ihm sagen: ›Komm her! Ich will dir den Splitter aus dem Auge ziehen!‹, und dabei hast du selbst einen Balken im Auge! Du Heuchler! Entferne zuerst den Balken aus deinem Auge, dann kannst du klar sehen, um auch den Splitter aus dem Auge deines Mitmenschen zu ziehen“ (Matthäus 7, 4-5 HfA).
 

Fehler anderer und eigene Fehler

Wie schnell bin ich dabei, die Fehler anderer zu sehen – ganz gleich, ob das nun gerechtfertigt ist, wie bei den kleinen Plastiktüten in der Natur oder nicht. Und manchmal frage ich mich dann: Wenn andere Menschen dich sehen, was sehen sie eigentlich dann? So, wie ich Hundebesitzer schnell verurteile (die müssen doch Naturfreunde sein, wie können die dann das und das tun?), so sehr werden mich wohl auch andere verurteilen (der nennt sich doch Christ, wie kann der dann das und das tun?). Und ich muss mich fragen: Wo werfe ich – sinnbildlich gesprochen – meine Kot-Beutel in die Natur? Wo lebe ich nicht so, wie ein Christ eigentlich leben sollte? Wo habe ich meine Fehler? Und wie würde ich reagieren, wenn ich dann doch etwas richtig gemacht habe (wie der Mann, der seinen Beutel in den Müll warf) und sich dann jemand bei mir bedanken würde? „Danke, dass du endlich mal ein Christ bist, der etwas richtig gemacht hat!“ Das würde mich wohl auch irritieren. Mich ärgern Kot-Beutel in der Natur immer noch. Aber irgendwie erinnern sie mich jetzt immer daran, dass ich in meinem Leben auch nach so vielen Jahren, in denen ich Christ bin, noch selbst genügend Dreck am Stecken habe. Und wenn ich jemanden sehe, der seine kleinen Beutel in den Müll schmeißt, dann denke ich: So will ich auch sein – nicht nur ein Christ, der das Richtige tut, sondern auch einer, der regelmäßig seinen Müll (am liebsten würde ich den Inhalt der kleinen Beutel nennen) wegschmeißt. Lasst uns auf unsere eigenen Fehler schauen. Wir können andere nicht ändern – wohl aber uns selber!

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de