Jesaja 60, 20

Es gibt Passagen in der Bibel (Licht und Schatten), die finde ich so ungeheuerlich, dass ich sie am liebsten einfach nicht beachten würde. Manche Worte des Propheten Jesaja gehören zum Beispiel dazu. Er schreibt z. B.: „Deine Sonne wird nicht mehr untergehen und dein Mond nicht mehr verschwinden, denn der Herr wird dein ewiges Licht sein. Die Tage deiner Trauer sind dann vorbei“ (Jesaja 60,20). Und ich frage mich: Wem bitte gilt das?

Dem Volk Israel zu der Zeit, als er es geschrieben hat? Wohl kaum. Das Reich war geteilt und von Feinden umgeben. Geistlich war das Volk am Ende. Dennoch spricht er genau zu dieser Zeit.

Ewiges Licht

Das Kapitel beginnt mit berühmten Worten, die oft in Weihnachtsgottesdiensten verortet werden: „Steh auf, Jerusalem, und leuchte! Denn das Licht ist gekommen, das deine Finsternis erhellt. Die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir wie die Sonne.“ Später, in Vers 19 lese ich: „Das Licht der Sonne wirst du nicht mehr brauchen und auch nicht das Leuchten des Mondes. Denn ich, der HERR, werde dein ewiges Licht sein, dein Gott, die Sonne, die dir scheint.“

Mit Jesus kam das Licht

Wenn es sich um Jesus handeln soll, dann brauchten die Menschen damals ziemlich lange Geduld, denn Jesaja lebte Jahrhunderte vor Christi Geburt. Und dennoch ist er gemeint, Jesus, der von sich selbst gesagt hat: „Ich bin das Licht der Welt!“ (Johannes 8,12). Mit Jesus kam das Licht (nicht irgendein Licht) in die Welt, ein Licht, das nicht wieder untergeht, solange diese Erde existiert.

Licht und Schatten

Aber so lange diese Erde existiert gibt es eben leider auch die andere Seite – den Schatten, die Dunkelheit. Wie passt das jetzt zusammen? Geht es darum, dass wir „Licht am Ende des Horizonts“ sehen? Geht es nur um eine Vertröstung auf das Jenseits? Später, im Himmel, da wird alles gut?

Ich glaube, es geht um beides – Licht und Schatten – und noch um viel mehr. Dunkelheit gehört ebenso zu unserem Leben, wie Licht – seit dem Sündenfall ist das leider so. Aber, mit Jesus hat Gott uns die Hand gereicht. Wir sind nicht allein, auch, wenn alles um uns herum dunkel erscheint. Und jetzt kommt die wirklich krasse Herausforderung, denn, Jesus spricht sein Leben lang genau über die beiden Dimensionen: das Reich Gottes hier auf Erden und das Reich Gottes, das einst kommen wird.

Gesundheit

Wenn wir erleben, wie Jesus in unsere Dunkelheit eingreift, dann erleben wir ein Stück „den Himmel hier auf Erden“ und können ein Stück sehen, wie es einmal sein wird – ein Leben in Ewigkeit ohne Dunkelheiten. Wenn Gott Dunkelheiten zulässt, dann bedeutet das für mich, dass ich meine Ansichten und Prioritäten hinterfrage. Wenn ich z. B. für Gesundheit bete, dann ist es ein Stück Himmel auf Erden, wenn mein Gegenüber geheilt wird – aber: Mein Wissen, dass Krankheit und Tod zum Leben hier auf Erden dazu gehört, gibt meiner Gesundheit einen anderen Stellenwert.

Billige Ausrede

Und das ist für mich keine billige Ausrede für schwere Zeiten. Das Licht wird nicht untergehen. Es wird mich begleiten, mich durchtragen, mich stärken, mich trösten, mich leiten, bis ich einst Gottes Herrlichkeit sehe.

Eigenschaft der Sonnenblume

Und bis dahin habe ich mir eine alte Weisheit zu Herzen genommen: Für dunkle Stunden wünsche ich Dir die Eigenschaften der Sonnenblume, die ihr Gesicht dem Licht zuwendet, damit die Schatten hinter sie fallen.

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken sowie ein Song zum Tag – zum selbst Lesen oder weiterleiten – gibt es hier: https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de