Die Wahrheit kommt ans Licht

Es gibt Menschen, bei denen hat man das Gefühl, sie bekommen jedes Geheimnis und jede Lüge heraus. Meine Mutter war so jemand. „Lügen haben kurze Beine“, hat sie – wie wahrscheinlich viele Eltern – immer gesagt, „die Wahrheit wird eh ans Licht kommen!“ Ich weiß nicht mehr, ob ich ihr einfach geglaubt habe oder ob es die Angst war, aber meistens habe ich spätestens in diesem Moment gesagt, was wirklich passiert ist.

Aus Spaß „flunkern“

Das hat mich sehr geprägt, denn heute kann ich einfach nicht lügen. Selbst, wenn es ein Spaß sein soll, Menschen, die mich kennen, sehen es mir sofort an, wenn ich versuche zu flunkern. Meine Frau ist auch so jemand, der alles herausbekommt. Nicht, dass ich versuchen würde, sie anzulügen, aber wenn ich sie mit irgendetwas überraschen möchte, dann klappt das meistens nicht. Sei es ein Geschenk oder eine Aktion – wenn ich irgendwann die Katze aus dem Sack lasse, dann lächelt meine Frau meist mit so einem ganz bestimmten Lächeln, das mir sagt: Sie freut sich, sehr sogar, aber irgendwie hat sie deinen Plan schon wieder im voraus herausbekommen.

Das hat ja auch etwas Gutes, denn ich käme gar nicht auf den Gedanken, meiner Frau die Unwahrheit zu erzählen. Die Wahrheit würde eh ans Licht kommen.

Ans Licht

Jesus sagt in einem Vergleich (die Bibel nennt sie „Gleichnisse“) seinen Zuhörern das Gleiche: „Denn es ist nichts verborgen, was nicht offenbar werden wird, auch ist nichts geheim, was nicht bekannt wird und ans Licht kommt.“ (Lukas 8, 17)

Gott weiß alles?!

So sehr ich weiß, dass Gott, wenn er denn Gott ist, sowieso die verborgensten Geheimnisse meines Herzens kennt, so sehr kribbelt es mir bei dem Gedanken daran im Magen. Gott weiß alles? Alles, was ich niemandem erzählen würde? Alles, was ich am liebsten selber vergessen würde? Alles, was ich seit Jahren versuche zu verdrängen? Auch alle Bosheiten in mir, alle Zweifel? Gott schaut auch hinter meine Maske, wenn ich wieder einmal breit grinsend durch die Welt laufe und niemand sieht, wie es mir wirklich geht?

Unendlich beruhigend

Jesus würde wahrscheinlich mit einem lauten „AMEN“ antworten – so ist es! Auf den ersten Gedanken gibt das vielleicht nicht so ein gutes Gefühl, dass Gott eben doch alles weiß, auf den zweiten Gedanken ist diese Tatsache aber auch unendlich beruhigend, denn, wenn Gott weiß, wie es mir geht, wenn er meine Gedanken kennt (die guten, wie die schlechten), meine Verzweiflungen, Sehnsüchte, Ängste, Charakterzüge (auch die guten wie die schlechten) usw., dann kann ich ihm gegenüber ganz ehrlich sein.

Nicht verstellen

Gott gegenüber brauche ich mich nicht zu verstellen, wie ich es Menschen gegenüber viel zu oft tue. Gott kann ich sagen, was mich beschäftigt, was mich belastet, was mich niederdrückt, wo ich Zweifel habe oder  wo es Lüge in meinem Leben gibt. Ich kann einfach so zu ihm kommen, wie ich bin und wie ich mich fühle, denn: „Die Wahrheit wird eh ans Licht kommen!“ – besser, ich versuche erst gar nicht, mich zu verstellen.

Gott ist treu

Wenn ich ehrlich bin vor Gott, werde ich erleben, dass Gott treu ist. Er wird sich wie ein liebender Vater um mich kümmern und auf das reagieren, was ich vor ihn bringe. Wenn ich ihn an meine tiefsten Verletzungen lasse, meine verborgensten Fehler, meine schlimmsten Gedanken, meine miesesten Charakterzüge, wird er sich derer annehmen.

Ich werde erleben, wie sich Dinge in meinem Leben zum Besseren wenden und vor allem, wie Dinge, die schwer wie Blei auf meinem Herzen liegen, weggenommen werden. Mein Leben wird leichter, positiver und erfüllter, mein Herz weicher und liebevoller werden – und mein Charakter wird dem von Jesus ähnlicher. Das klingt sehr attraktiv.

Die Wahrheit wird ans Licht kommen

„Lügen haben kurze Beine, die Wahrheit wird eh ans Licht kommen!“ – da kann ich ja heute noch anfangen, ehrlich zu sein – zu Gott und zu mir selbst!

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken sowie ein Song zum Tag – zum selbst Lesen oder weiterleiten – gibt es hier: https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de