auf schwarzen Hintergrund Frauengesicht

Beim Frühstück

Ich möchte von einer Begebenheit berichten, wo ich mit meiner Arroganz angeeckt bin. Wir sitzen gerade in einem Hotel auf der Terrasse beim Frühstück und genießen den jungen Tag. Die Sonne scheint, Kaffee und Essen sind perfekt. Neben vielen anderen Gästen fällt uns eine Familie auf, die schräg von uns in der Nähe sitzt.

Als das kleinste Kind, das im Kinderwagen sitzt und dort isst, alles auf den Boden fegt, lenkt das Geräusch unsere Aufmerksamkeit in die Richtung. Passiert eben, denke ich. Aber, dass die Familie den Kinderwagen durch das Geschirr, das Essen und die Müsli-Reste an die Seite schiebt und alles liegen lässt, ärgert mich.

Es ist mir schon vorher aufgefallen, dass es Gäste hier im Hotel gibt, die anscheinend denken, das Personal könne man schlecht behandeln, schließlich hat man ja für den Service bezahlt. Ich schaue meine Frau an, meine Frau Alexandra schaut mich an. Wir denken wieder einmal ähnlich.

Abrackern

Was soll aus solch einem Schüler werden, wenn er nicht irgendwann „die Kurve kriegt“? Aber leichter gesagt als getan. Gerade gestern habe ich mich mit einem Lehrer unterhalten, der viele Jahre lang in einem Brennpunkt im Ostteil Berlins gearbeitet hatte. Er hatte irgendwann resigniert. Er erzählte davon, wie er sich Jahr für Jahr für seine Schülerinnen und Schüler abrackerte, um dann zu sehen, dass sie doch scheiterten.

Personal schlecht behandeln

Alles einfach liegenzulassen, damit es jemand anderes wegmacht, ist unmöglich. Es vergeht eine ganze Weile – der Dreck liegt immer noch auf dem Boden. „Am liebsten würde ich es selbst aufheben!“, sage ich zu meiner Frau. „Daran habe ich auch schon gedacht“, antwortet sie. Das Personal ist mega freundlich, da ist mir das doppelt peinlich, wenn es von anderen schlecht behandelt wird.

Ich esse noch auf, trinke aus. Auf meinem Weg aus dem Restaurant bücke ich mich und hebe die groben Teile auf: Becher, Besteck und einen Keks.

Blöder Kommentar

Bis dahin ganz O.K. – ich setze ein Zeichen von Demut und zeige damit dem Personal meine Anerkennung. Was folgt, ist aber ein blöder Kommentar der Eltern. Und nun kann ich meinen Schnabel wieder einmal nicht halten. Mit voller Arroganz antworte ich: „Ihr hättet das aufheben sollen…“ und verlasse die Szenerie. 

Arroganz

Der Mann ist auf 180, rennt mir hinterher und brüllt mich mit einer drohenden Geste an. Er hätte das ja auch in einem Moment weggemacht, und ob ich ein Problem hätte. Ich hatte ihn also nicht nur bloßgestellt, sondern den Nerv auch noch voll getroffen. Und ich hatte mit meiner Arroganz alles kaputtgemacht.

Hört genau zu…

Der Prophet Jeremia würde mir, wäre er noch am Leben, antworten, wie er es zu seinen Lebzeiten seinen Leuten schon getan hat: „Der Herr hat zu euch gesprochen, darum seid nicht überheblich, sondern hört genau zu und nehmt es euch zu Herzen!“ (Jeremia 13, 15 HfA).

Akt von Demut

Arroganz zieht ein, wenn ich die Liebe verlasse. Arroganz ist nie gut. Sie zerstört, macht aggressiv, grenzt aus. Deswegen lehnt Gott sie ab. Ein Liebesdienst ist nur ein Akt von Demut, wenn sie von der Liebe motiviert ist. Ich hatte meiner menschlichen Natur freien Lauf gelassen, weil es mich geärgert hat.

Keine Chance mehr

Gut gemeint und voll vergeigt. Hätte ich meinen Schnabel gehalten, hätte ich vielleicht ein Zeichen, ein Liebesdienst getan. So hat meine Arroganz alles kaputtgemacht. Leider hatte ich keine Chance mehr, mich bei der Familie zu entschuldigen, denn hätte ich mich nicht wieder im Zaum gehabt, als der wütende Vater sich vor mir aufbaute – ich hätte sicherlich noch eine eingefangen.

Lass Liebe ins Herz einziehen

Was lerne ich daraus? Es ist noch ein weiter Weg, den ich gehen muss, bis ich charakterlich da bin, wo ich sein will: ein Kind Gottes, das sich von Gottes Geist und seiner Liebe im Alltag leiten lassen lässt.

Heute tausche ich meine Überheblichkeit am Kreuz gegen Gottes Liebe ein. Ich gebe sie bewusst ab, denn ich bin nicht besser als irgendjemand anderes. Ich bitte Gott meine Arroganz von mir zu nehmen und an die Stelle im Herzen Liebe für andere einzupflanzen.

Und wenn du hier und da das gleiche Problem hast, dann tu doch dasselbe. Mehr Liebe und weniger Überheblichkeit – dann kann mehr Freude in unser Herz einziehen, weil es freier ist.

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de