Krippe mit Holzfiguren Maria - Josef - Jesus

Lukas 2

Weihnachten ist der Tag im Jahr, an dem die Kirchen voller sind als an allen anderen Tagen. Und viele, die sonst eher wenig mit Kirche am Hut haben, kennen diesen einen Text aus Lukas 2, der Jahr für Jahr am 24.12. in den Gottesdiensten gelesen wird (fast) auswendig: „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von Kaiser Augustus ausging …Zu den Texten für Heiligabend gehört auch die Erscheinung der Engel bei den Hirten. Und auch dieser Satz, den die Engel verkündeten, wird Jahr für Jahr verlesen: „Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids“ (Lukas 2, 11). 

Ich frage mich manchmal, warum in so vielen Kirchen immer noch eine Sprache verwendet wird, die mit der Alltagssprache so wenig zu tun hat. Würde ich diesen Satzbau so in einem Aufsatz in der Schule schreiben, ich würde sicherlich für den Stil keinen Blumentopf gewinnen. 

Welche Frage bleibt?

Umgekehrt bleibt die Frage, ob die Verkündigung der Engel tiefer in unsere Herzen fallen würde, wenn er verständlicher geschrieben worden wäre. In der Übersetzung „Hoffnung für alle“ ist zu lesen:  „Heute ist für euch in der Stadt, in der schon David geboren wurde, der versprochene Retter zur Welt gekommen. Es ist Christus, der Herr„. 

Der „Heiland“ ist geboren worden – oder „Retter“, der der „Christus“ ist und der „Herr“. In den Ohren der Menschen vor 2000 Jahren hat das mit Sicherheit anders geklungen als heute. Das Land war von den Römern besetzt worden, den Menschen ging es schlecht. Da sehnte man sich nach einem Retter, einem Herrn, der das Land und damit das Volk befreien würde. Die Hoffnung war da: Wenn dieses Baby groß ist, wird es das Volk – ähnlich wie Mose – in die Freiheit führen. Er ist der Christus, was übersetzt bedeutet „der Gesalbte Gottes“. Also würde Jesus (auch ähnlich wie Mose) sehr gesegnet sein in all seinem Tun.

Sehnsucht

Heute sehnen wir uns vielleicht nach jemandem, der uns von der Corona-Pandemie erlöst oder den Klimawandel aufhält. Also würde dieser Gesalbte Gottes die Welt vielleicht durch die Wissenschaft retten. Oder einen großartigen Strategen, der Kriege beendet, einen Pädagogen oder Psychologen, der Konflikte löst oder einen wunderbaren Arzt, der Krankheiten heilen kann.

Aber Gott ist anders. In diesem einen Satz stecken gleich drei Bezeichnungen, die zur Zeit Jesu eigentlich für ihn, für Gott, genutzt wurden: 

„Heiland“ oder „Retter“ (σωτὴρ) ist das griechische Pendant zu einem der Titel Gottes im Alten Testament (z. B. Jesaja 43:3,11; 45:15,21; 49:26; 60:16). 

„Christus“ bedeutet „der Gesalbte“ und kommt vom Verb χρίω. Könige wurden in alten Zeiten gesalbt, wenn sie den Thron bestiegen. Es geht also um den kommenden König, der berufen und ausgerüstet wird, Gottes Willen zu tun, indem er ein Zeitalter der Wiederherstellung einleitet. (siehe Psalm  2:2; 18:50; 84:9; 89:49-51; 132:10,17 – wobei der hebräische Terminus mit dem Griechischen  „Christus“ übersetzt wird.)  

„Herr“(κύριος) kann als Terminus für einen weltlichen Herren genutzt  („Herr“, „Meister“, „Besitzer“, „Ehemann“) oder für den  vollen „Gottmensch“ benutzt werden (vgl. Johannes 9:36, 38). Auch dieses Wort hat ein hebräisches Pendant: Adon (אדון). Das Wort wurde aus Respekt vor Gott immer dann gesprochen, wenn in den Schriften der Eigenname Gottes JHWH (יהוה) stand. 

Jesus – Heiland und Retter

Was bedeutet das jetzt für den Text und für uns? Gott schickt keinen Kriegsherren, noch Wissenschaftler oder Arzt. Er schickt seinen Sohn. Er gibt sich selbst hin. Lukas (er war ja selbst Arzt) geht es in seinem Bericht klar darum, die Göttlichkeit dieses kleinen Babys aufzuzeigen. Gott macht sich klein, um uns nah zu sein. 

Jesus ist als der Gesalbte Gottes, der Retter der Welt, weil er jeden Einzelnen retten möchte, indem er der Herr in dessen Leben wird. Natürlich sind Gott weder die Unterdrückung seines Volkes damals noch Dinge wie die Corona-Pandemie egal, ganz im Gegenteil – es zerreißt ihm das Herz. Ärzte, Wissenschaftler, gute Pädagogen, Politiker, Psychologen und viele andere können dazu beitragen, dass diese Welt etwas besser wird (und Gott beruft jeden von uns, diese Welt etwas besser zu machen). 

Oberste Priorität

Aber für Gott  hat die oberste Priorität, dass wir Menschen mit IHM versöhnt werden können. Gottes Plan ist es, uns von dieser Welt zu erretten, denn wer dieses kleine Baby wirklich erkennt und als Herrn und Retter annimmt, dem verspricht Gott eine Ewigkeit bei ihm, an einem Ort, an dem es weder Unterdrückung noch Pandemien noch anderes Leid gibt. Deshalb ist der alte Liedtext so richtig und wichtig: „Welt ging verloren, Christ ist geboren – Freue, freue dich, Christenheit!“

Wer ist dieses Baby für dich? Hast du den Retter und Heiland schon angenommen? Wenn nicht, dann lass dieses Weihnachten ein besonderes Weihnachten werden, nicht wegen Abstand und Hygiene-Maßnahmen, sondern, weil du dein ganz persönliches Weihnachten erlebst. 

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de