Ein Mensch auf dem Wasser spiegelt sich in einer Kugel

Sind die Menschen gut?

Über 100.000 Menschen haben gestern am Brandenburger Tor gegen den Krieg in der Ukraine demonstriert. In vielen Kirchen unseres Landes wurde intensiv gebetet. Gibt es Hoffnung, dass sich wirklich etwas ändert?

Es war etwa 200 vor Christus, als der römische Dichter Titus Maccius Plautus (ca. 254–184 v. Chr.) in seiner Komödie „Eseleien“ den Satz formulierte: „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf“ (Homo homini lupus). Richtig bekannt wurde dieser Satz aber erst viele Jahre später durch den englischen Staatstheoretiker und Philosophen Thomas Hobbes (1588-1679), der ihn in der Widmung seines Werkes „De Cive“ an William Cavendish, den Grafen von Devonshire, verwendete.

Nur wenige Jahre später stand wieder ein Philosoph auf, Jean-Jacques Rousseau (1712–1778) und verkündete eine neue Philosophie, eine neue Anthropologie, indem er verkündete: „Der Mensch ist von Natur aus gut.“
Ich denke, wir sehen uns alle gerne lieber in der Philosophie Rousseaus als in der von Thomas Hobbes. „Ich bin doch in meinem Kern eigentlich gut. Ja, ich mache Fehler, aber eigentlich bin ich ein guter Mensch!“ So oder ähnlich würden es die meisten Menschen wohl formulieren. 
Oder vergleichend: „Zumindest bin ich nicht so böse, wie …“ Umso schockierender ist es dann, wenn mitten in Europa Menschen, die gestern noch friedlich mit ihren Kindern spielten, ins Kino gegangen sind und im Eiscafé saßen, heute aufeinander schießen, ein anderes Land überfallen, Gräueltaten tun. 

Der Mensch ist, was er ist

Wenn der Mensch an sich „gut“ ist, wie kann es dann sein, dass er dem Menschen dann immer wieder zum Wolf wird – bis heute? Gestern antwortete genau auf diese Frage ein befreundeter Theologe: „Weil der Mensch derselbe ist, seit der Erschaffung der Welt!“
Schon bei den ersten Menschen gab es Neid,  Gewalt und Mord. Eine der ersten Geschichten über die Menschheit in der Bibel ist die von Kain und Abel. Kain war eifersüchtig auf seinen Bruder, und dann heißt es: „Kain forderte seinen Bruder auf: »Komm, wir gehen zusammen aufs Feld!« Als sie dort ankamen, fiel er über Abel her und schlug ihn tot“ (1. Mose 4, 8 HfA). 
So sehr wir es uns anders erträumen, der Überfall Russlands auf die Ukraine zeigt: Wir Menschen haben nichts daraus gelernt. Warum? Weil unsere Herzen immer noch dieselben sind, wie damals. Gott selbst sagt: „Das Trachten des Menschenherzens ist böse von Jugend an“ (1. Mose 8,21 ZB).

Der Mensch wird dem Menschen ein Wolf

Auch, wenn wir es noch so sehr wollen – das Böse hat eine ungeheure Macht über uns, über unsere Herzen, über unser Leben. Es gehört bis heute nicht viel dazu – und der Mensch wird wieder und wieder dem Menschen ein Wolf, fällt (in Gedanken, mit Worten oder Taten) über andere her und zerfleischt sie. 
So sehr wir uns bemühen, so weit wir meinen gekommen zu sein mit Psychologie und Philosophie, mit Erinnerungskultur und Geschichtsunterricht – im Herzen sind wir Menschen eben nicht gut! Eine andere Erklärung gibt es für mich nicht, warum Menschen sich immer wieder so schnell vom Bösen verführen lassen. 
Und ich wage die These: „So gut und hilfreich Philosophien sind, wir brauchen mehr. Brauchen wir mehr? Erlösung brauchen wir!“ Wir brauchen es, dass unser Herz verändert wird – und auch, wenn ich zugeben muss, dass wir Christen nicht immer das beste Beispiel dafür sind, dass diese Herztransplantation gelingt, so verspricht die Bibel dennoch: „Gehört also jemand zu Christus, dann ist er ein neuer Mensch. Was vorher war, ist vergangen, etwas völlig Neues hat begonnen“ (2. Korinther 5,17 HfA).
Die Frage ist: Nehmen wir dieses Angebot an oder halten wir daran fest, dass wir keine bösen Herzen haben – zumindest nicht so böse Herzen, wie …? Und was ist unsere Konsequenz daraus? Diese Frage sollten sich übrigens Christen wie Nichtchristen gleichermaßen stellen!
„Herr erbarme dich!“
Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de