Sonnenaufgang

Zeiträuber

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie unser Sohn Joshua seinen ersten „Zeiträuber“ aus der Schule mitbrachte. Einen „Zeiträuber“ bekommt ein Kind, das den Unterricht gestört hat und so den anderen Kindern eben „Zeit raubte“. Unser Sohn, der sich wochenlang mit Händen und Füßen gegen die Schule gesträubt hatte, war also absolut angekommen. Trotzdem lieben wir ihn unendlich.

Als wir Joshua abholten, sagten wir erst einmal gar nichts. Auch als wir zu Hause waren, ließen wir ihn erst einmal abklimatisieren. Dann irgendwann nachmittags, als wir alle zu Hause waren, fragten wir ganz unverblümt: „Joshua, wie war es denn heute in der Schule?“ – „Gut!“ konnte er natürlich nicht sagen, denn er pochte immer wieder darauf, dass die Schule doof und unnütz sei.

Also sagte er: „Ganz O.K….“ Wir hakten nach: „Und, gab es irgendetwas Besonderes?“ Spätestens jetzt war ihm klar, dass wir vom „Zeiträuber“ wussten. Sein Blick senkte sich, seine Körperhaltung verlor alle Spannung und ganz kleinlaut und mit weinerlicher Stimme beichtete er uns, was in der Schule passiert war. Joshua erwartete jetzt, dass er ein Donnerwetter von uns zu hören bekam und dass eine saftige Strafe folgen würde.

Wir schauten Joshua an, der sich in Grund und Boden schämte, und sagten ihm: „Joshua, wir haben dich unendlich lieb! Solche Dinge passieren. Wir würden uns freuen, wenn du versuchen würdest, das wieder in Ordnung zu bringen!“ (Part vom Zeiträuber ist es, dass die Kinder selbst überlegen sollen, wie sie den „Raub der Zeit“ wieder gutmachen können) „Und jetzt lass uns etwas Schönes zusammen machen, du hattest einen anstrengenden Tag!“

Unterscheiden von gut und nicht gut

Ich weiß, dass mein Sohn nie ein ruhiger, artiger und angepasster Junge werden wird – er ist immerhin mein Sohn. Mir ist aber wichtig, dass er weiß, dass er geliebt ist. Natürlich möchte ich, dass er lernt, sich in der Schule zu benehmen. Natürlich soll er charakterlich wachsen – und lernen zu unterscheiden, was gut und nicht gut ist.

Er soll aber auch wissen: Meine Liebe ist unabhängig davon, ob er alles richtig oder ob er einen Fehler gemacht hat. Der Prophet Zefania schrieb etwa 600 Jahre vor Jesu Geburt: „Der Herr, dein starker Gott, der Retter, ist bei dir. Begeistert freut er sich an dir. Vor Liebe ist er sprachlos ergriffen und jauchzt doch mit lauten Jubelrufen über dich“ (Zefania 3, 17 NLB).

Unendlich geliebt

Auch wir haben Fehler und bauen eine Menge Mist in unserem Leben. Und so manch eine(r) fühlt sich ungeliebt und auch nicht liebenswert beim Blick in den Spiegel. Aber Gott liebt dich und mich. Er liebt uns so sehr, dass er von der Liebe sprachlos ergriffen ist und laut über uns jubelt – trotz unserer Fehler. Du bist sein unendlich geliebtes Kind. Wusstest du das?

Und es ist diese Liebe, die uns verändern will, nicht die Androhung von Strafen. Joshuas Erlebnis mit dem Zeiträuber war so einschneidend, dass er (wenn ich mich richtig erinnere) maximal noch einen in seiner ganzen Schulzeit mit nach Hause gebracht hat. Ihm zu zeigen, dass wir ihn lieben, hat ihn – denke ich – mehr verändert als Stubenarrest oder Handy-Verbot.

Gott liebt dich!

Du bist ein unendlich geliebtes Kind, bitte vergiss das nie! Ja, du machst deine Fehler, du hast bestimmt auch richtig üble dunkle Flecken in deinem Charakter (die haben wir nämlich alle), aber das ändert nichts an der Tatsache, dass Gott dich liebt.

Lass dich durch seine Liebe verändern und versuche nicht aus Angst vor Strafen ein „besserer Mensch“ zu werden. Lass dich einfach mal wieder von Gott in den Arm nehmen, der dir sagt: „Ich bin total begeistert von dir und freue mich mega über dich!“

Spuren

Ich bin mir sicher, nicht nur dein Tag wird sich besser anfühlen, Gottes unendliche Liebe wird Spuren in dir und an dir hinterlassen. Und das ist auch gut so.

Sei gesegnet!

 

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de