Große Leuchtschrift Peace

Reden ist Silber – Schweigen ist Gold

Nachdem über zwei Jahre lang die Corona-Pandemie und die eigene Meinung über die Maßnahmen zur Eindämmung das große Thema in unserem Land war, wurde es nun durch den Überfall Russlands auf die Ukraine ersetzt. Wir urteilen schnell und bilden uns eine Meinung. Sprachlosigkeit und Redebedarf liegen eng beieinander – jeder hat – neben einem tiefen Schock und einer latenten Angst – eine Meinung und möchte sie auch äußern. 

Reden ist Silber und tut der Seele gut. Schweigen mag Gold sein, lässt aber im Moment Menschen mit ihren Sorgen allein – und das macht es nicht leichter. 

Neben diesen unguten Gefühlen werden schnell ethische und moralische Äußerungen Standards verkündet. Auch die sind absolut verständlich – aber (!): Wir alle sind nicht in der Ukraine, wir alle sind keine Soldaten in der russischen Armee.

Es ist leicht zu urteilen, wenn man nicht betroffen ist

Aus einer Entfernung von 1000 km ist es recht einfach zu sagen, was wir tun würden und was nicht. Wenn bei uns die Regierung den Befehl geben würde, in den Krieg zu ziehen, würden dann unsere Soldaten den Befehl verweigern, um das eigene Leben und das Leben anderer zu schonen?

Und wenn unser Land überfallen werden würde und man mir eine Waffe in die Hand drückt, um es zu verteidigen – wie würde ich mich verhalten? Heute stehe ich da und schreie in die Welt: „Krieg ist nie eine Lösung! Wer Wind sät, wird Sturm ernten. Also legt die Waffen nieder und hört auf zu kämpfen!“

Aber hätte ich die Stärke auch, wenn ich Ukrainer wäre oder Russe? In mir bäumt es sich auf: Natürlich würde ich den Dienst an der Waffe verweigern, Befehle nicht befolgen. Niemals würde ich gegen andere Menschen schießen – aber während ich das denke, sitze ich in meiner warmen Stube, mit einem Kaffee in der Hand und höre die ersten Vögel am Morgen singen.

Frieden – Peace

Es ist leicht zu urteilen, wenn man nicht betroffen ist. Und wenn ich sehe, wie gern wir Deutschen uns streiten, wie wir auf der Autobahn zu Rambos werden, wie schnell wir uns zum Zombie verwandeln, wenn wir uns über etwas ärgern und wie Christen andere Christen zumindest verbal zerfleischen, wenn es um die Corona-Impfung geht, dann habe ich so meine Zweifel, dass wir im Herzen alle so friedfertig sind und die Waffe in der Hand ablehnen würden.

Ja, es wäre großartig, wenn man Christen an ihrem friedlichen Wesen erkennen würde. Das hat in der Kirchengeschichte – bis auf Ausnahmen – leider nie so richtig geklappt. Schon im Hebräerbrief ist die Aufforderung zu lesen: „Setzt alles daran, mit jedem Menschen Frieden zu haben und so zu leben, wie es Gott gefällt“ (Hebräer 12, 14a HfA).

Warnung

Und es folgt eine drastische Warnung, die wir uns hinter die Ohren schreiben sollten: „Sonst werdet ihr den Herrn niemals sehen“ (Vers 14b). Der Überfall Russlands auf die Ukraine schockiert zutiefst. Wir sollten ihn aber auch – bei allem berechtigten und wichtigen Protest – zum Anlass nehmen, bei uns selbst Inventur zu machen und nicht vorschnell zu urteilen.

Wie viel setzen wir in unserem Alltag daran, mit jedem (!) Menschen Frieden zu haben? Wie viel Energie verwenden wir, so zu leben, wie es Gott gefällt? Menschen, die mich kennen, werden genügend Situationen kennen, in denen ich alles andere als friedlich reagiert habe. 

Nein, ich habe noch nie auf jemanden geschossen. Aber hatte ich nicht schon Gedanken im Kopf, wie: „Dem Putin sollte man wirklich mal eine Kugel in den Kopf jagen …“ – so steht es also in meinem Herzen mit dem Frieden. Wenn es dir auch so geht, dann wirst du auch sehen: Es ist noch viel Herzens-Arbeit zu tun! „Herr, erbarmen dich!“

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de