Ein Baum im Wüstensand

Anstrengend

Endlich Ferien. Die letzten Wochen waren wirklich anstrengend. Ging es dir auch so? Obwohl ich jemand bin, der diese Pandemie versucht, relativ relaxt durchzustehen, empfinde ich im Alltag immer eine Last auf den Schultern. Wir sind angehalten, immer vorsichtig zu sein, Abstand zu halten, Masken zu tragen und strenge Hygieneregeln einzuhalten.

Gefühlt hängt immer ein Damokles-Schwert über uns, so empfinde ich es zumindest. Von der Angst vor der Krankheit möchte ich mich nicht beherrschen lassen, auch wenn ich alles andere als leichtsinnig mit der Gefahr der Ansteckung umgehe.

Corona-Fall

Als wir den ersten positiven Corona-Fall an der Schule hatten (mit den üblichen Quarantäne-Anweisungen) berührte mich das in erster Linie in der Richtung, dass ich gebetet habe, dass die betreffende Lehrkraft schnell wieder gesund wird. Das wurde sie. Dann wurde ein Kind positiv getestet – und eine ganze Reihe anderer Kinder und Mitarbeiter mussten plötzlich in Quarantäne.

Der gefühlte Druck auf den Schultern wurde größer – bei 150 Kindern, die ich unterrichten darf, ist die Chance groß, dass es mich auch irgendwann trifft. Eigentlich gibt es Schlimmeres, als ein paar Tage zu Hause eingesperrt zu sein, das sagt der Verstand. Das Herz kommt da aber manchmal nicht ganz hinterher.

Unsichtbarer Druck

Dieser unsichtbare Druck macht etwas mit uns. Plötzlich benehme ich mich anders in der Schule als ich es sonst tun würde, handle anders, bin oft unsicher. Das ist sehr anstrengend. Ich bin nach der Arbeit viel müder als sonst. Es ist so, als würde man beim Laufen Bleigewichte mit im Rucksack tragen.

Regeneration

Ich merke, dass die Zeiten der Regeneration oft nicht mehr ausreichen. Und ich merke, dass ich in die alte Falle tappe, in die ich so oft tappe, wenn Zeiten anstrengend sind. Ich nutze freie Zeiten, um mich körperlich auszuruhen – so weit das mit zwei zuckersüßen, sehr aktiven Kindern möglich ist, habe dann aber so manchen Tag kaum Zeit, auch geistlich aufzutanken.

In einem, Lied von David heißt es: „Gott, du bist mein Gott, den ich suche. Es dürstet meine Seele nach dir, mein Leib verlangt nach dir aus trockenem, dürrem Land, wo kein Wasser ist“ (Psalm 63, 2 HfA). Trockenes Land wird nur wieder fruchtbar, wenn ich es wässere. Meine Seele kann nur dann wieder auftanken, wenn sie erfüllt und gefüllt wird.

Pulsierendes Leben

Gott möchte mehr, als dass ich körperlich entspanne – er möchte sich um meine Seele kümmern. Kennst du den alten Disney-Film „Die Wüste lebt“? Dort wird anschaulich gezeigt, was geschieht, wenn es in der Wüste nach langer Trockenheit endlich regnet: Überall taucht Leben auf – Pflanzen sprießen, Tiere tauchen auf und scheinen ihr Leben zu genießen. Nach einer langen Zeit, in der die Wüste tot wirkte, pulsiert nun das Leben.

„Shower of Blessings“

Solch ein Regen in der Wüste kann meine Seele auch erleben – wenn Gottes guter Geist mich erfüllt. Nicht umsonst spricht man im Englischen von „showers of blessings“ (übersetzt etwa „Segensduschen“). Aber so, wie das Wasser eines kurzen Schauers in der Wüste ganz schnell verdunsten würde, so verdunstet Gottes Gegenwart in unserem Alltag oft, wenn wir uns nur mit einem Stoßgebet an ihn wenden. 

In der Wüste muss es lange regnen und kräftig. Das braucht Zeit. Wenn ich diese Zeit in meinen vollen Alltag einplane, dann – und nur dann – kann ich erleben, wie nach „showers of blessings“ neues Leben, neue Kraft, neue Ideen, neue Liebe, neuer Mut, neues Vertrauen wachsen.

Endlich Ferien um aufzutanken

Gut wäre es, wenn ich mir diese Zeit der Gemeinschaft mit Gott umso mehr nehme, je mehr Druck ich von außen spüre. Jetzt sind endlich Ferien – Zeit, damit anzufangen.

Sei gesegnet!

 

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de