Gewagte These?

Das ist aber eine sehr gewagte These zu sagen, dass dunkle Zeiten ein Segen für uns sein können. „Ich habe gerade meinen Job verloren und weiß nicht, wie ich meine Familie ernähren soll, was soll daran ein Segen sein?“ „Ich komme gerade vom Arzt und habe eine sehr unschöne Diagnose bekommen. Wie soll das ein Segen sein?“ „Ich wurde so mies betrogen, ich weiß nicht, ob ich einem Menschen je noch einmal vertrauen kann. Ist Misstrauen ein Segen?“

In der Bibel stehen eine ganze Menge Lebensgeschichten, die ebenso bedrückend sind, wie manches Leid, das wir selber durchleben müssen oder das wir zumindest bei lieben Menschen sehen. Esther zum Beispiel war eine Waise. Beide Eltern verlor sie früh und lebte dazu noch in einem fremden Land, was etwas anderes bedeutete, als heute. 

Sie fühlte sich allein, verlassen, ausgestoßen. Ihr Leben war eine einzige Dunkelheit. Aber Gott nutzte gerade dieses traurige Leben, um Großes zu tun. Esther rettete ihr ganzes Volk (es lohnt sich, die Geschichte in der Bibel in Gänze zu lesen).

Gott lässt uns nicht allein

Viele andere Geschichten zeigen ebenso, dass vor einem gewaltigen Sieg ein gewaltiges dunkles Tal lag. Elija, Joseph, David – alle zeugen davon, dass es Zeiten des Sieges und Zeiten der Dunkelheit im Leben gibt, dass Gott uns aber nicht alleine lässt. Ganz im Gegenteil.

Wir wünschen uns immer die Hoch-Zeiten, die Sonnentage im Leben, die erfolgreichen, siegreichen. Und ich bin fest davon überzeugt, dass davon noch so einige kommen werden. 

Psalm 23

Gerade bin ich wieder einmal über den Psalm 23 gestoßen, wohl einer der berühmtesten Texte der Bibel, ein Mutmacher-Psalm, geschrieben von David. Er hat erlebt, wie Gott ihn in guten, aber auch in bösen Tagen gesegnet hat, deshalb schreibt er aus voller Überzeugung: „Der Herr ist mein Hirte!“ (Psalm 23, 1 LUT).

Ein Aspekt ist mir lange nicht aufgefallen, weil alles so positiv klingt in diesem Lied. David spricht bekanntermaßen auch von dunklen Zeiten in unserem Leben: „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich“ (Psalm 23,4 LUT).

Gott begleitet uns durch schwierige, dunkle Zeiten, das ist gewiss. Er schützt uns und macht uns Mut. Ist es Zufall, dass David nach dem dunklen Tal den Segen erwähnt? Direkt im Anschluss? Er schreibt: „Du (Gott) bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein“ (Psalm 23, 5 LUT).

Der gedeckte Tisch wartet auf uns, wenn wir durch das Tal hindurch sind. Wenn du gerade dunkle Zeiten erlebst, dann gib nicht auf! 

Oft beten wir um mehr Erfolg, um mehr Segen, auch materiellen Segen, mehr Einfluss, einen besseren Job, eine größere Salbung – aber sind wir auch bereit, mit Gott erst durch das Tal zu gehen? Sind wir bereit, an Gott festzuhalten, wenn es schwer ist?

Ich glaube nicht, dass David die Zeilen seines Psalms durch Zufall so sortiert hat – oder, weil es besser klingt. Es steckt ein tiefer Sinn dahinter. Es steckt seine Lebenserfahrung dahinter. Er schreibt, was er mit Gott erlebt hat. 

Eine gewagte These

– aber ich bin fest davon überzeugt: Der gedeckte Tisch wartet auf jeden von uns. Und vielleicht ist es gut, sich gegenwärtig zu machen, dass es immer sein kann, dass dunkle Täler vor uns auftauchen, dass wir durch sie hindurchkommen, weil Gott an unserer Seite ist, dass aber der gedeckte Tisch auf der anderen Seite wartet. 

„Kein Tal ist so tief, dass es nicht einen Weg zur Höhe gäbe“ (Michael von Faulhaber).

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de