Eifersucht
In der zweiten Klasse haben wir gerade mit dem Thema Josef begonnen – dem Josef mit den 12 Brüdern, nicht dem Vater von Jesus. Wir hören, wie Josef von seinem Vater bevorzugt wird, wie die immer eifersüchtiger werden und ihn schließlich in den Brunnen werfen. Die Kinder zeigen ganz unterschiedliche Reaktionen.
Die einen zeigen ein gewisses Verständnis, denn sie sagen, dass Josef ja nun wirklich ein Angeber gewesen sei. Die anderen empören sich, dass Menschen, dass Geschwister so gemein zueinander sein können.
Ich frage: „Was denkt ihr, was Josef getan hat, nachdem er in den Brunnen geworfen wurde!“ Antwort: „Er wird geschrien haben, wie am Spieß!“ Ich frage weiter: „Was wird er denn geschrien haben?“ – und denke eher an Beten, Bitten und Betteln an seine Brüder oder aber Flüche und Verwünschungen an sie.
Aber es kommt eine andere Antwort: „Er wird zu Gott geschrien haben, dass der ihm hilft!“, ist die einhellige Meinung. Das erstaunt mich, kommen doch die wenigsten meiner Kinder eher nicht aus einem frommen Elternhaus.
„Meint ihr wirklich, dass Josef gebetet hat?“, frage ich deswegen noch einmal vorsichtig nach. „Natürlich. Nicht nur gebetet. Er hat geschrien, gefleht und gebettelt, weil er wusste, dass Gott Wunder tun und ihn retten kann!“
Besonders die letzten Worte berühren mich: „Weil er wusste, dass Gott Wunder tun und ihn retten kann!“ Ich glaube auch, dass Josef sich in seiner aussichtslosen Lage die Seele aus dem Leib geschrien und gebetet hat, denn er kam aus einem frommen Elternhaus.
Mit Leidenschaft beten
David hat solch eine Situation in Worte gefasst: „Ich schrie zum Herrn, als ich in Not war, und er erhörte mein Gebet“, schreibt er (Psalm 120,1 NLB).
Ist es nicht erstaunlich? Wenn ich in Not bin, dann kann ich beten, wie ich es sonst vielleicht nicht kann, dann habe ich Leidenschaft, dann meine ich mein Gebet absolut ernst. Im Alltag, wenn alles läuft, dann wirkt Gebet manchmal eher wie eine Pflichtübung oder ich vergesse es sogar ganz zu beten.
Wenn ich von der Leidenschaft etwas in den Alltag mitnehmen würde, wie gut wäre es doch, wenn Gebet mir auch dann wichtig wäre, wenn es mir gut geht und ich gerade nichts von Gott will oder brauche.
Wie sehr würde das mein Leben verändern, wenn ich die Zeit, die Ernsthaftigkeit und die Hoffnung beim Beten immer hätte. Dann würde mir Gott wirklich zu meinem Gegenüber werden, wie ein guter Freund (oder eine gute Freundin) dem ich erzähle, dass ich etwas Gutes erlebt habe, was mich geärgert hat, wo es mir gerade gutgeht und was mich belastet.
Beziehung zu Gott
Wenn mein Gebetsleben so aussehen würde, dann würde sich meine Beziehung zu Gott massiv ändern, denn dann wäre er nicht mehr die ferne Instanz, an die ich irgendwie glaube, sondern der Freund, der mir nahe ist!
Vielleicht sollten wir nicht nur darüber reden, sondern mit Gott reden.
„Das Gebet ist nicht etwa ein Ausdauertest oder Marathonlauf. Entscheidend ist nicht, wie lange wir beten, sondern wie ernsthaft“ (William MacDonald).
Sei gesegnet!