Frau mit geballten Fäusten

Ist Gott ein strafender Gott?

Mir sitzen zwei Frauen gegenüber. Wir müssen die Bestattung ihres Vaters vorbereiten und ich höre mir die Geschichte der Familie an. Erst ist es den beiden etwas peinlich, aber dann nimmt das Gespräch Fahrt auf. Es geht um Alkohol in der Familie, um Streit und Gewalt, aber auch um die Unfähigkeit, Liebe auszudrücken. Es fällt dabei auf, dass das Thema „Zerbruch“ nicht nur bei den Eltern der beiden Frauen eine Rolle spielte, sondern seit Generationen die Familie im Griff hatte und bis heute hat. Ist das Strafe Gottes?

Es sind oft die Enkel der Kriegsgeneration, die mir ähnliche Geschichten erzählen. Das Trauma von Krieg und Gefangenschaft, Entwurzelung und Leid zeigt seine Folgen bis heute. Und leider habe ich den Eindruck, das hat etwas mit der Gerechtigkeit Gottes zu tun. Ist das Strafe Gottes?

An mehreren Stellen im Ersten Testament findet sich wortgleich folgender Vers: „Wer mich verachtet, den werde ich bestrafen. Sogar seine Kinder, Enkel und Urenkel, werden die Folgen spüren!“ (2. Mose 20, 5 HfA). Sogar seine Kinder, Enkel und Urenkel – es gibt Dinge, die eine Familie anscheinend von einer Generation in die nächste mitträgt.

Geprägt durch Generationen

Kinder von Alkoholikern werden statistisch gesehen häufiger selbst Alkoholiker als andere. Scheidungskinder weisen eine höhere Zahl an gescheiterten Ehen auf als Kinder aus Familien, deren Eltern glücklich verheiratet sind und bleiben. Missbrauchte Kinder werden oft selbst zum Täter und Kinder, die mit Gewalt groß werden, werden oft selbst gewalttätig. Pädagogen und Psychologen erklären dies gerne mit dem Wort „Prägung“.

Ich lebe das, was mir vorgelebt wird. Das ist nicht zu leugnen. Interessant ist aber, dass auch charakterliche Dinge weiter vererbt werden, die Kinder gar nicht mitbekommen, zum Beispiel, weil es eine räumliche Trennung gibt. Auch das betrifft Dinge, wie Sucht oder Gewalt, aber auch geistliche Bereiche. Ich habe es oft erlebt, dass so etwas wie ein geistlicher Fluch über einer Familie oder einzelnen Menschen lag – und sich irgendwann offenbarte, dass ein Vorfahre sich mit okkulten Dingen, wie Wahrsagerei, Totenbeschwörung oder ähnlichem eingelassen hatte.

Gottes „Strafe“ ist oft nicht so zu verstehen, dass Menschen Konsequenzen bekommen, die wir unseren Kindern geben würden, wie Taschengeld-Entzug, Handy-Verbot oder Hausarrest. Gottes Strafe kann auch so aussehen, dass er (sinnbildlich) sagt: „Wenn du ein Messer nimmst und es dir wider besseres Wissen in deine eigene Seele rammst, dann musst du die Konsequenzen selbst tragen!“ Die Konsequenzen selber tragen, das ist ein strafender Gott.

Wenn du dich auf Alkohol und Drogen einlässt, dann wirst du deine nachfolgenden Generationen dadurch prägen, ebenso, wenn dein Land in den Krieg zieht, Gräueltaten vollbringt, du gewalttätig wirst oder dich mit okkulten Dingen einlässt. Du wurdest geprägt durch die Generationen vor dir und du prägst die Generationen nach dir (was für eine Verantwortung …).

Und manchmal denke ich: Es ist eine viel schlimmere Strafe, dass Gott uns die Konsequenzen selber tragen lässt, als Handy-Verbot oder Hausarrest. 

Festungen einreißen – Mauern fallen lassen – Ketten zersprengen

Aber es gibt eine Lösung in Jesus Christus. Er hat immer und immer wieder bewiesen, dass er Festungen einreißen, Mauern fallen lassen und Ketten der Prägungen zersprengen kann. Jesus selbst sagte einmal: „Wenn ihr an meinen Worten festhaltet und das tut, was ich euch gesagt habe, dann seid ihr wirklich meine Jünger. Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch befreien!“ (Johannes 8, 31-32 HfA). 

Das ist leider kein Selbstläufer. So, wie ein gebrochenes Bein behandelt, ein Geschwür operiert und eine Wunde versorgt werden muss, so ist das Freisetzen ein Prozess, den ich bewusst angehen muss. Oft brauche ich Hilfe, manchmal reicht ein Gebet. Häufig ist es ein Prozess, manchmal nur ein einziges Lossagen. Ich kann die negativen Prägungen meines Lebens hinter mir lassen. Die „Strafe Gottes“ wurde von Jesus selbst bezahlt, als er an einem Kreuz dafür bezahlte.

Du musst nicht Spielball der Mächte sein, die durch deine Vorfahren dein Leben prägen – und du musst erst recht nicht diese Dinge an deine Kinder, Enkel und Urenkel weitergeben. Jesus hat die Macht dahinter besiegt. Lass diesen Sieg ein Sieg in deinem Leben werden. 

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de