Engelstatue auf Baumstumpf

Geheilt, gespeist, befreit von dem Zimmermann aus Nazareth

Ich fand es oft seltsam, dass Jesus Hunderte Menschen geheilt, Tausende gespeist und Unzählige befreit hat, aber soweit wir durch die Bibel wissen, hat er nur drei Menschen von den Toten auferweckt: die Tochter des Jaïrus (Markus 5), den Knaben in Nain (Lukas 7) und Lazarus (Johannes 11). Warum ist das so?

Der Tod

Der Tod – besonders auch unser eigener – ist etwas, das uns immer Sorgenfalten auf die Stirn bringt. Kaum jemand spricht gerne darüber, denn wir wissen, wenn er unser Leben trifft, bringt er Zerrissenheit und Trauer.

Angst macht der Tod, weil er so endgültig ist. Er tut deshalb so sehr weh, weil man das Gefühl hat, ein Stück des eigenen Herzens wäre einem aus der Brust gerissen worden.

Ich habe lange darüber nachgedacht, warum Jesus trotzdem nur so wenige Menschen vom Tode auferweckt? Kann es sein, dass wir ein falsches Bild vom Tod haben? Könnte es sein, dass Jesus nur deswegen so wenige vom Tod auferweckt hat, weil er wusste, dass er den Betroffenen damit nicht unbedingt einen Gefallen getan hat?

Drüben angekommen

Kann es sein, dass jemand, wenn er erst einmal „drüben“ bei Gott angekommen ist,  überhaupt nicht mehr zurück möchte? Einen Hinweis darauf gibt es beim alten Propheten Jesaja. Der schreibt:

„Menschen, die dem Herrn die Treue halten, kommen um, aber niemanden kümmert das. Sie werden aus dem Leben gerissen, aber niemand begreift, dass Gott sie dadurch vor noch schlimmeren Zeiten bewahren will. Sie haben ein aufrichtiges Leben geführt, nun ruhen sie in Frieden“ (Jesaja 57, 1-2 HfA).

Was für ein Gedanke. Gott reißt Menschen aus dem Leben, aber wir begreifen nicht, dass er sie bewahren will. Eine andere Übersetzung (ELB) sagt, die Menschen würden „vor der Bosheit hinweggerafft“ werden und noch eine andere (GNB) interpretiert die hebräischen Worte mit: „Aber ich nehme sie hinweg, damit sie nicht länger unter der Gewalt des Unrechts leiden müssen.“

Nichts Schlimmes

Könnte es sein, dass der Tod eigentlich nichts Schlimmes ist, sondern ein Akt von Gottes Gnade? Als ich 14 Jahre alt war, starb 1982 der sowjetische Staatschef Leonid Iljitsch Breschnew. Wie in der Sowjetunion üblich, war seine Trauerfeier sehr präzise und stoisch geplant worden.

Menschen schauten ernst, niemand zeigte eine Gefühlsregung. Keine Träne wurde geweint. Einzig die Witwe Viktoria Petrowna Denisova, die die letzte war, die sich am offenen Sarg verabschieden konnte, brach aus dem Protokoll aus. Der alte Präsident der USA George Bush, der damals bei dem Trauerakt anwesend war, berichtete davon, wie die sie mehrere Sekunden vor dem Leichnam ihres Mannes stand.

Zimmermann aus Nazareth

Dann streckte sie die Hand aus und machte das Kreuzzeichen auf die Brust ihres Mannes. Sie wandte sich nicht an Karl Marx, sie wandte sich nicht an Lenin. Sie wandte sich an den Zimmermann aus Nazareth, der doch so geschmäht war in der damaligen UDSSR.

Sie tat, was der einst gesagt hatte: „Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich!“ Wie gehen wir also mit dem Thema Tod um, dem eigenen und dem unserer Lieben? Vertrauen wir Gott oder ist der Tod eines der Punkte, die uns ins Wanken bringt?

Vielleicht ist heute ein guter Tag für einen Tausch am Kreuz, wo wir all unsere Angst, all unsere Trauer und all unser Misstrauen gegen Gott ablegen und uns Frieden von ihm schenken lassen. Du kannst dies symbolisch tun, aber auch ganz leibhaftig, indem du einen kleinen Zettel schreibst und ihn am Kreuz ablegst.

Sei gesegnet!

Für den Gerechten gibt es keinen Tod, sondern nur einen Übergang“ (Athanasius der Große).

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de