Männerfuß und Frauenfuß auf einem Felsen

„Früher war alles besser, sogar die Zukunft“,

soll der Komiker Karl Valentin einmal gesagt haben. Was für ein herrlicher Spruch, über den man lange philosophieren und diskutieren könnte. Ich höre gerne älteren Menschen zu, wenn sie von der Vergangenheit sprechen und freue mich ebenso, wenn meine Kinder mich über meine Vergangenheit ausfragen.

Die Gesellschaft ist einem nie endenden Wandel unterlegen. Werte, die gestern noch galten, sind heute verschwunden. Die Werte von heute werden morgen ebenso verändert sein. Und ich kann Menschen verstehen, die sich nach Werten und Lebensweisen zurücksehnen, die ihnen vertraut sind, heute aber kaum oder gar nicht mehr gelebt werden.

„Früher sind die jungen Leute aufgestanden, wenn jemand Älteres in die Bahn eingestiegen ist, aber das kennen die jungen Leute von heute gar nicht mehr“, hat meine Ur-Oma oft gesagt. Und auch ein anderer Satz hat sich mir sehr eingebrannt: „Wenn man früher in der Bahn saß, dann hatten die Menschen, die einem gegenüber saßen, immer glänzende, frisch geputzte Schuhe an, nicht so dreckige Dinger, wie heute!“

Ja, die Gesellschaft und damit auch die gesellschaftlichen Normen wandeln sich ständig.

Einstellungen und Werte

Wenn sich schon Einstellungen und Werte stark seit der Generation meiner Großeltern veränderten, wie sehr müssen sie sich seit Jesu Zeiten gewandelt haben? Kurz bevor Jesus verhaftet wurde, sitzt er bei einem letzten Mahl mit seinen Freunden zusammen. An diesem Abend entstand das Abendmahl, das bis heute in fast allen christlichen Kirchen mehr oder weniger regelmäßig gefeiert wird.

Aber bevor es ans Essen ging, wurde sich damals Dreck und Staub von den Füßen gewaschen – ein Ritual, das bis heute in vielen orientalischen Ländern gang und gäbe ist. Vor diesem letzten Abendmahl jedoch kniet sich Jesus plötzlich hin und fängt an, seinen Freunden die Füße zu waschen. Kein Wunder, dass es Protest gab, war er doch der Meister und sie nicht.

Doch Petrus blieb dabei: »Niemals sollst du mir die Füße waschen!« Worauf Jesus erwiderte: »Wenn ich dir nicht die Füße wasche, gehörst du nicht zu mir.« Da sagte Simon Petrus: »Herr, dann wasch mir nicht nur die Füße, sondern auch die Hände und das Gesicht!« (Johannes 13, 8 – 9 HfA).

Einander dienen

Damals war es undenkbar, dass ein Meister denen, die ihm folgten, dienten. Jesus war anders. Seit damals aber scheint es, als hätte sich dieses Ethos um 180 Grad gewandelt. Heute höre ich von anderen Christen immer wieder: „Ich habe keine Zeit und keine Kraft, mich in der Gemeinde einzubringen!“ Heute erwarten viele Menschen, dass Jesus ihnen dient und fragen schnell: „Was habe ich davon?“ 

Wenn es aber darum geht, sich selbst hinzugeben, dann sind es wenige auf deren Schultern vieles lastet. Dabei ging es Jesus beim Waschen der Füße genau darum, uns zu zeigen, dass es wichtig ist, dass wir einander dienen. Nur einen Moment später sagt er: „Wenn schon ich, euer Lehrer und Herr, euch die Füße gewaschen habe, dann sollt auch ihr euch gegenseitig die Füße waschen. Ich habe euch damit ein Beispiel gegeben, dem ihr folgen sollt. Handelt ebenso!“ (Johannes 13, 14 – 15 HfA).

Ob früher wirklich alles besser war, wage ich zu bezweifeln – aber was das Ethos des Dienens angeht, tun wir gut daran, wenn wir ganz weit zurück in die Vergangenheit schauen, nämlich bis hin zu Jesus. Er, der uns gedient hat und bis heute noch dient ist der, der sagt, wir sollten seinem Beispiel folgen und anderen dienen. 

Wenn wir fragen, was wir davon haben, ist klar, was uns treibt, nämlich unser Ego. Wenn wir fragen, was andere von uns haben, dann ist es die Liebe. 

Ostern

Ostern ist das Hochfest der Christen. Ostern ist aber auch eine Zeit, in der Einsamkeit besonders schwer zu ertragen ist. 

Wäre es nicht großartig, wenn Menschen irgendwann zurückschauen und sich gerne an genau dieses Ostern erinnern, weil wir ihnen dienten – für sie da waren, sie besuchten, für sie kochten oder Blumen vorbeibrachten, mit ihnen spazieren gingen oder ihnen zuhörten. Noch ist es Zeit für einen lieben Brief einen Anruf, eine Video-Konferenz. Noch ist es Zeit, dass du und ich einen Unterschied machen können. 

Die Zukunft beginnt heute. 

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de

https://www.youtube.com/watch?v=WXLwr_RD8UY