Die Bäkeburg

In Steglitz gibt es ein kleines Vereinsheim – die Bäkeburg – ein ehemaliges Toilettenhäuschen, das wir vor vielen Jahren eigentlich für Jugendarbeit ausgebaut haben. Mit seinen 36 qm, mitten im Park gelegen, bietet es genug Raum für eine ganze Reihe Aktionen – von Gruppenstunden, über Kindergeburtstage bis hin zu Schulungen. Und ab und an wird auch gefeiert – manchmal auch über die Grenzen des Erträglichen hinaus.

Anfrage

Gestern war so ein Tag. Eine Frau hatte angefragt, ob sie „in kleinem Rahmen“ ihren 40. Geburtstag in der Bäkeburg feiern dürfte. Sie war vorher schon das eine oder andere Mal Gast gewesen, also sprach eigentlich nichts dagegen, dass sie das Wochenende über das kleine Häuschen nutzen könnte.

Feiern

Nachdem mir gegenüber schon am Freitag eine Nachbarin schnippisch bemerkt hatte, sie hätte beim Vorbeifahren gesehen, dass in der Bäkeburg ja „ziemlich heftig“ gefeiert werde, eskalierte das Ganze dann am gestrigen Samstag. Das ging so weit, dass ich die Feier auflösen musste, zumal Nachbarn die Polizei gerufen hatten.

Umgang

Was mich wirklich schockierte war nicht einmal, dass eine Feier von Erwachsenen in diesem Alter aus dem Ruder gelaufen war, sondern, wie die Feiernden vor Ort damit umgingen. Als ich nach einem Spruch auf der Mailbox des Geburtstagskindes und einer unbeantworteten WhatsApp-Nachricht am frühen Abend jemanden aus unserem Trägerverein vorbeigeschickt hatte, der schon einmal versuchte, für eine gewisse Ordnung zu sorgen, fuhr ich also nachts dann selber zum Häuschen.

Man hörte den Lärm schon von weitem. Rund um das Haus lagen Müll, leere Alkohol-Flaschen und allerlei Gerümpel. Betrunkene Männer und Frauen grölten herum und hatten augenscheinlich eine gute Zeit.

Hereinlegen

Das Geburtstagskind selbst war nicht vor Ort – häh? Da mir im Vorfeld jemand gesteckt hatte, die Frau würde seit Stunden tief und fest zu Hause schlafen, ließ ich mich natürlich auch nicht hereinlegen, als man mir eine andere Frau als Verantwortliche verkaufen wollte, zumal diese einen anderen Namen nannte, als ich fragte, ob sie Penny wäre. Penny wäre „nur mal kurz“ nach Hause gefahren, hieß es. (Wäre mein Gegenüber Pinocchio gewesen, ich wäre in diesem Moment auf einem Auge blind geworden). Warum ich sie dann telefonisch über Tag nicht erreicht hätte – und auch jetzt nicht, – wurde beantwortet mit der Begründung, sie hätte ja kein Ladegerät für ihr Telefon zu Hause. Und ebenso dreist ging es weiter.

In diesem Moment bog ein Streifenwagen um die Ecke. Die Feiernden versicherten mir, der wäre natürlich nicht ihretwegen vor Ort, sie hätten sich ja nur leise unterhalten und keinen Lärm verursacht (Nase wieder ein Stück länger). Waren sie aber doch – und so war es nicht schwer, dem Ganzen ein Ende zu setzen.

Gott sei Dank sind solche Erlebnisse selten. Soweit ich weiß, wurde in den 20 Jahren, die die Bäkeburg existiert, vorher noch nie von Nachbarn die Polizei gerufen.

Notlüge?

Worüber ich nachdenken musste, war die Frage, wie ich eigentlich reagiert hätte, wenn ich einer der Feiernden gewesen wäre (also unabhängig von der Menge des konsumierten Alkohols). Nutze ich als Christ eigentlich auch die eine oder andere „Notlüge“?

„Heilige Empörung“

„Natürlich nicht“, schreit es in mir! Aber stimmt das? Oder ist es nur so etwas, wie eine „heilige Empörung“, weil ich eigentlich weiß, was richtig und was falsch ist, aber auch für mich ein Statement, das knapp an der Wahrheit vorbeigeht, manches Mal den Weg des geringsten Widerstandes bedeutet?

Lüge

Mose weist sein Volk an, ein heiliges Volk zu sein, ein Volk mit hohen ethischen Ansprüchen. „Ihr sollt nicht (…) lügen und einander nicht betrügen!“, ist in 3. Mose 19, 11 zu lesen. Gott verabscheut Lüge, die große genauso wie die kleine!

Meldet sich mein Gewissen?

Und die Feier in der Bäkeburg hat mir wieder einmal gezeigt, wie kurze Beine Lügen wirklich haben. Und auch eine „kleine Notlüge“ ist eine Lüge. Und auch eine „kleine Unwahrheit“ ist Betrug. Allein die Tatsache, dass ich mich so ungern anlügen lasse, sollte zur Folge haben, dass sich mein Gewissen auch bei „Nichtigkeiten“ rechtzeitig meldet.

„Heiliges Leben“

Gott möchte, dass wir ein „heiliges“ Leben führen, ein Leben, das sich nach ihm und seinen Geboten ausrichtet – nicht gesetzlich, dem Buchstaben nach, sondern weil wir von innen nach außen verändert werden durch Gottes Geist und so Jesus immer ähnlicher werden. Würde Jesus eine „kleine Notlüge“ gebrauchen? Wohl kaum. Also sollte ich das nicht und du auch nicht. Ehrlichkeit währt eben doch am längsten!

Sei gesegnet

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de